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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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entschädigen. Die Hilfstruppen, und mit ihnen auch Bán, waren später über den Fluss gerufen worden, als sich der Nebel aufzulösen begann, um das Schlachtfeld nach Verwundeten abzukämmen, um jeden der Feinde niederzumetzeln, der sich womöglich nur tot stellte, und um die verwundeten Legionssoldaten in Booten zurück über den Fluss zu befördern, damit Theophilus und seine Helfer sich ihrer annehmen konnten. Als sie durch die gefallenen Linien der trinovantischen Toten gegangen waren, hatten die Hilfstruppen überall die Schilde mit dem frisch aufgemalten Zeichen des Schlangenspeers gefunden und Bemerkungen darüber gemacht - auch die Gallier hatten ihre Ahnen und wussten von ihren Zeichen. Nur Bán hatte geschwiegen und seinen Geist vor der Furcht seines Herzens abgeschirmt, vor der panischen Angst, die ihn am Tag zuvor auf einem Hügel befallen hatte, als eine rothaarige Kriegerin den Sturmangriff zur Rettung von Togodubnos und Caradoc angeführt hatte.
    Erst als er den Scheiterhaufen entdeckte, als er in dem beißenden Rauch kniete, der von dem Leichnam seiner Mutter aufstieg, und sich heftig erbrach, als er das betrachtete, was erst vor kurzem noch lebendig gewesen war und jetzt schwärzlich verbrannt in der Glut des Feuers lag, als er den Kopf hob und die Seele seiner Mutter leuchtend und strahlend vor sich sah - erst da brach die Schutzmauer, die er um sein Bewusstsein herum errichtet hatte, zusammen, und die Wahrheit strömte herein.
    »Macha!«
    Er rief ihren Namen und bekam doch keine Antwort. Im Schweigen der vorbeidefilierenden Geister der Toten weinte Bán so bitterlich, wie er noch nie in seinem Leben geweint hatte. Ein Schmerz, schlimmer als jeder, den er je zuvor erlebt hatte, schnitt durch ihn hindurch, der Sturm der Götter, der seine Seele aus ihrer Verankerung riss. Corvus und alles, wofür er stand, war plötzlich vergessen. Der Tod war seine beste und einzige Hoffnung, seine Erlösung. Das Messer in seinem Gürtel war scharf und spitz; es war ein Geschenk von Corvus in den ersten Tagen ihres gemeinsamen Lebens gewesen, ein Versprechen und ein Angebot, von dem keiner von ihnen erwartet hatte, dass es erfüllt werden würde. Báns Finger schlossen sich um das Heft des Messers, als ob sie nirgendwo anders hingehörten. Mit einem süßen, verheißungsvollen Flüstern glitt es aus seiner Lederscheide, und er stieß es, mit der Spitze voran, in seine Brust. Der Schmerz war dumpf und heftig, aber nicht tödlich; es war der Schmerz des Aufpralls, wenn eine eiserne Messerklinge auf eine Medaille aus reinem Gold trifft, aber nicht durch sie hindurchstößt. Seine Finger, plötzlich taub geworden, öffneten sich, und die schattenhafte Gestalt seiner Mutter beugte sich zu ihm hinunter und riss ihm die Waffe aus der Hand. Selbst tief unten im Laderaum von Amminios’ Sklavenschiff hatte Bán sie nicht so nahe vor sich gesehen oder als so real erlebt. Als er den Kopf hob und zu ihr aufblickte, las er nur Verachtung in ihren Augen. Seine Seele schrie verzweifelt nach ihr. »Mutter! Ich will zu dir!«
    Du kannst nicht zu mir kommen.
    »Warum nicht?«
    Das musst du schon selbst herausfinden. Die Götter haben dich zum Leben verurteilt.
    Sie verließ ihn, um sich wieder zu ihren Leuten zu gesellen, und Bán gehörte nicht dazu. Er beobachtete, wie die Toten der zweitägigen Schlacht - Eceni, Trinovanter, Briganter, Votadini, Coritani, Catuvellauner, Silurer, Ordovizer - einer nach dem anderen über den Fluss wanderten und in die Obhut ihrer Götter. Er erinnerte sich wieder an ihre Namen und an ihre Titel, an ihre Familien und ihre Taten, jede Einzelheit so unauslöschlich in sein Gedächtnis eingeprägt, als ob sie in Marmor gemeißelt wäre. Am Ende war nur noch Leere und das Wissen, dass diejenige, die er, gleich nach seiner Mutter, am verzweifeltsten gesucht hatte, nicht an ihm vorbeigewandert war. Macha hatte allein am Rand der langen Schlange von Totenseelen gewartet. Jetzt lächelte sie ihm kalt zu und nickte. »Ja, Breaca lebt«, sagte sie. »Deine Schwester ist Bodicea, die Siegesbotin. Sie sorgt mit Caradoc zusammen für die Kinder. Vergiss das nicht.«
    Die grünen und goldenen Felder des Jenseits lockten. Macha wandte sich von ihm ab und schritt in den Dunst hinein, der über dem Fluss zum Totenreich lag. Das Letzte, was Bán von seiner Mutter sah, war die schroff abweisende Haltung ihres Rückens und der Zaunkönig, der über ihrem Kopf kreiste, zwitschernd und jubilierend.

Anmerkung der

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