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Die Hexe soll brennen

Die Hexe soll brennen

Titel: Die Hexe soll brennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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gerungen und dann, in diesen Winterwochen, sein Weib zu ihren Verwandten nach Franken geschickt. Er hatte mit Anne nicht über seine Pläne gesprochen, glaubte aber, daß sie immerhin ahnte, warum er auf der Trennung bestanden hatte. Still war sie abgereist. Er hatte ihr lediglich nachgerufen, daß er ihr Nachricht geben werde, sobald dies möglich sei.
    Danach die Tage, die er ohne sie im Pflegschloß verbracht hatte. Er hatte hin und her überlegt, sich noch einmal und immer wieder bedacht – und war zuletzt doch bei seinem Vorhaben geblieben. Zwischendurch, als er in Schneetreiben und Kälte einmal über die Donaumarschen geritten war, hatte er zufällig den Hanndloß getroffen. Es hatte keine Zeugen gegeben, allein die schwarzen, geplusterten Krähen, und der Eisenamtmann war zusammengeschlagen in einer Pfütze, im gesplitterten Eis, liegengeblieben. Der Pfleger hatte einfach zugeschlagen, wortlos, verbissen, bis der andere sich nicht mehr gewehrt hatte. In Pfatter hatte es danach Munkeleien gegeben, aber der Eisenamtmann hatte das Maul gehalten, und der Pfleger hatte sich unangefochten seinen Plänen und seinen Pistolen widmen können.
    Jetzt, auf dem Straubinger Haag, spürte er die Kälte der Läufe unter dem Umhang auf seiner Brust. Die Waffen waren sorgfältig geladen, mit doppeltem Pulvermaß und kleingehacktem Blei; die Flintsteine waren neu, die Schlösser durch lederne Hüllen gegen die Feuchtigkeit geschützt.
    Mit diesen Pistolen und dem Raufdegen, den er am Schulterbandelier trug, wollte Kaspar Michel sich den Zugang zu den Verliesen erzwingen, zumindest Katharina Grueber ins Freie bringen und sie retten, indem er sie über die Grenze des Kurfürstentums schaffte. Wenn man ihn dabei erwischte, war ihm dasselbe Los wie ihr gewiß: der Scheiterhaufen, zuvor die Folter, der Prozeß gegen ihn als Hexer. Kaspar Michel war überzeugt, daß er es trotzdem wagen müsse. Seine Gewissensbisse waren schlimmer als seine Angst geworden.
    Der Wintertag verlosch weiter in schwarzen Schatten auf leichenblassem Schnee. Drüben am Tor der Fronfeste flammten in Eisenkörben Kohlenfeuer auf. Das Roß des Pflegers schnaubte trocken, trat ein paar Schritte der Stadt zu, sehnte sich offensichtlich nach Wärme und einem Stall.
    Kaspar Michel nahm die Zügel fester in die klamme Hand. »Wir müssen noch warten«, murmelte er. »Bis es späte Nacht geworden ist.«
    ***
    In der Kerkerzelle qualmte die Fackel, die Straßmayr von einem Büttel hatte bringen lassen. Christine Weinzierl, zusammengekrümmt auf ihrer Strohschütte, hustete lange und keuchend. Auf seinem Schemel saß massig nach wie vor der Inquisitor. Um seine fleischigen Hände war jetzt ein Rosenkranz geschlungen, seinen schweren Atemzügen gehorchend, pendelte das zur Erde hängende Kreuz. Katharina starrte wie hypnotisiert auf die winzige tanzende Christusfigur.
    »Auch wenn man dich aus diesem Verlies holen und in die vermeintliche Freiheit führen würde, könntest du Ihm niemals entkommen«, sagte der Jesuit. »Er würde dich immer wieder vor sein Gericht fordern. Du mußt dich Ihm ergeben, Mädchen, mit allem, was du bist. Nur dann kannst du Gnade finden.«
    »Weil er meine verstockte Seele erlösen kann«, antwortete Katharina demütig. »Ich weiß ja: Erlöß UnserSeelen!«
    »So ist es brav! Du willst dich Ihm also ganz hingeben?« Der Inquisitor schnaufte bewegt. »Und hast dem Hexenwerk für immer abgeschworen?«
    »Mutter Gottes voll der Gnaden«, erwiderte Katharina. In ihrem Rücken schoß eine Ratte davon, vergrub sich im Strohlager von Christine Weinzierl. Die Angekettete drüben schlug mit gefesselten Händen nach dem Tier, aber der braune Pelz blieb verschwunden.
    »Wenn sie dich zur Galgenstätte bringen, werden sie gnädig mit dir sein«, sagte der Inquisitor. »Du wirst nicht leiden müssen, weil du rechtzeitig bereut hast. Vom Feuer wirst du nichts mehr spüren!« Er beugte sich auf seinem Schemel vor, berührte beinahe zärtlich Katharinas verwüstetes Haar.
    Trotzdem stand in den Augen des Mädchens plötzlich ein ängstlicher Ausdruck. »Die Seelen … im Fegfeuer … brennen! Brennen immer und immer. Die Auerin. Die Peinteufel …«
    »Nicht!« wies der Jesuit sie zurecht. »Um die Auerin brauchst du dich nicht mehr zu kümmern. Um die sorgt sich die Heilige Mutter Kirche. Und auch um dich. Du brauchst keine Furcht zu haben, hast ja bereut, hast ja dem Bösen abgeschworen! Dir soll Trost werden. Komm, Katharina, wir wollen

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