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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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»Wahrscheinlich machen die Kommunisten das extra, um den Bruce rauszulassen …«
    »Hey, Ruhe dort drüben! Gespräche einstellen!!«, brüllte ein stämmiger NKWDler zu ihnen herüber und spähte böse unter seiner Schirmmütze hervor.
    Kara gluckste künstlich erschrocken und versteckte sich hinter dem Rücken des Einarmigen.
    Was die Zauberin bislang gesehen hatte, gefiel ihr überhaupt nicht. Der Sucharew-Turm war vollständig umstellt. Die schweigsamen Soldaten in blauer Uniform standen Schulter an Schulter, bereit, jede Annäherung an das Gebäude schon im Keim zu ersticken.
    Gewiss, die Absperrung der NKWDler stellte für Kara kein ernsthaftes Hindernis dar. Doch sie musste vorsichtig sein, denn eines war klar: Sobald sie ihre magischen Fähigkeiten zum Einsatz brächte, würden die Beobachter der Verborgenen Stadt sie sofort bemerken. Und an deren Anwesenheit gab es keinen Zweifel. Das extravagante Sportcoupé und der elegante Anzug seines Besitzers Santiago waren ihrer Aufmerksamkeit nicht entgangen. Es stand außer Frage, dass der Kommissar des Dunklen Hofs das gesamte Gelände penibel überwachen ließ. Dennoch musste sie unbedingt ins Innere des Turms gelangen. Und zwar so schnell wie möglich.
    Die beste Stelle für ihr Vorhaben hatte Kara bereits ausgespäht. Der Zaun einer nahe gelegenen Baustelle reichte ziemlich nahe an den Sperrgürtel der NKWDler heran. Dort hielten sich kaum Menschen auf, dafür befand sich im Rücken der Soldaten eine kleine Tür, die in ein Nebengebäude des Turms führte. Von dort aus würde sie ihr Ziel problemlos erreichen, denn in den Räumlichkeiten des Bauwerks kannte sich die Zauberin bestens aus. Sie musste nur den richtigen Moment abpassen, um zu dieser Tür vorzudringen.
    Kara rückte ihr Kopftuch zurecht und musterte noch einmal aufmerksam die NKWDler. Humanoide Magier schienen nicht darunter zu sein. Sollte sie jetzt loslaufen? Quälende Ungeduld und die Angst, zu spät zu kommen, trieben sie vorwärts, doch der nüchterne Verstand gebot, noch ein wenig zu warten. Es stand viel auf dem Spiel und sie durfte sich jetzt keinen Fehler leisten.
    Und tatsächlich, Kara behielt Recht. Kaum zwei Minuten später bog eine kleine Prozession um die Ecke. Voraus ging ein breitschultriger, rothaariger Mann in Armeeuniform: der Kriegskommandeur Franz de Geer, wie Kara unschwer erkannte. Dahinter stakste ein großgewachsener, schwarzhaariger Naw. Seinen halb zugekniffenen Augen nach zu schließen, fahndete er in der Umgebung nach Impulsen magischer Energie. Den Abschluss der Prozession bildete ein kräftiger, semmelblonder Lud.
    Dann haben sich ja alle versammelt, dachte Kara und grinste in sich hinein. Der Abriss des Turms ließ keines der Herrscherhäuser kalt. Nun, damit war zu rechnen gewesen.
    Die Patrouille marschierte ohne Eile an der Absperrung entlang und bog dann um die nächste Ecke. Kara wartete noch einige Minuten, atmete tief durch und ballte die Fäuste: Jetzt war der richtige Moment gekommen!
     
    »Magie!« Ortega riss plötzlich die Augen weit auf.
    »Wo?« De Geer drehte sich ruckartig um.
    »Am Nebeneingang! Wir sind eben dort vorbeigegangen! «
    »Melden Sie das sofort dem Kommissar!«
    Franz ließ seine Begleiter stehen und rannte den Weg zurück.
     
    Die Erzeugung eines Trugbilds gehörte zu den einfachsten Zaubern, die man in den Schulen der Verborgenen Stadt bereits den Anfängern beibrachte. Ein kurzer, geflüsterter Zauberspruch, ein Minimum an Konzentration, eine Prise magischer Energie – und schon wurde Kara für gewöhnliche Leute unsichtbar. Sie löste sich gleichsam in Luft auf und rannte, so schnell sie konnte, auf den Sperrgürtel der NKWDler zu.
    »Stehenbleiben!«
    Aus den Augenwinkeln sah Kara, dass der glatzköpfige Greis ihr nachsetzte. Ein Magier? Egal. Sie hatte genug Vorsprung. Kara stieß die verdutzten NKWDler zur Seite – man kann sich lebhaft vorstellen, wie verblüffend es ist, von jemandem weggeschubst zu werden, den man nicht sehen kann – und steuerte die kleine Tür an. Plötzlich pfiff über ihren Kopf ein Kugelblitz hinweg und schlug in der Mauer des Turms ein. Der Greis war also ein Kriegsmagier, doch augenscheinlich kein allzu geschickter. Noch ein paar Schritte, und Kara schlüpfte durch den Nebeneingang in den Sucharew-Turm.
     
    »Ein Energieimpuls am Nebeneingang!«
    »Das ist er!« Santiagos schwarze Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und begannen zu funkeln. »Er kommt sich das Buch holen! Mimitschenko! Zu

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