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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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Prolog
    In der Kolonie Queensland
    Der Landstrich gehörte zu den lebensfeindlichsten, die das Auge eines Weißen je erblickt hatte.
    Endlose Weite und Sand, der nur von vereinzelten Sträuchern unterbrochen wurde. Die tödlichsten Giftschlangen der Welt verbargen sich während der glühenden Hitze des Tages in den Rissen der ausgedörrten Lehmpfannen, um während der Nacht Beuteltiere zu jagen. Durch dieses Land streifte der einsame Aborigine-Jäger, der in der unbarmherzigen Natur seinen bescheidenen Lebensraum gefunden hatte.
    Doch Wallarie fühlte sich nicht allein in diesem Landstrich, denn die Geister seines Volkes zogen mit ihm. Schon die Tatsache, dass er noch lebte, war Beweis genug für ihre Existenz. Sein Leben war unauslöschlich geprägt von dem Warten auf den Sturm, der die Welt der Menschen erschüttern und auf Jahre hinaus verändern würde.
    Der Krieger stand in den mittleren Jahren, und sein langer Bart war von grauen Strähnen durchzogen. Narben zeichneten seinen Körper, und seine Augen besaßen nicht mehr die Schärfe der Jugend. Doch trotz seines Alters war er immer noch ein Kämpfer, und die Eingeborenen, denen er auf seinen langen Wanderungen kreuz und quer durch die Kolonie Queensland begegnete, hatten ihn fürchten gelernt. Auch bei den europäischen Siedlern im Grenzgebiet blieb sein Ruf als Weißenmörder unvergessen.
    Wallarie war in die Mythologie des Grenzlandes eingegangen. Man sprach von ihm wie von einem Geist, und geplagte Kindermädchen drohten ihren Schützlingen mit dem Schwarzen, der unartige kleine Kinder hole.
    In jener Nacht saß er im Schneidersitz vor einem Lagerfeuer und stimmte die Gesänge seines Volkes an. Die Geister des Landes lauschten, während das Feuer sanft in der Dunkelheit knisterte, und der alternde Krieger fiel in einen tiefen Schlummer. Während er am Feuer schlief, kamen die Geister auf den Schwingen des Nachtwindes zu ihm und sprachen von den Dingen der Zukunft. Sie kündigten merkwürdige Ereignisse an: Der lange Schlaf der Geister seiner Ahnen sei gestört worden, und ein Sturm der Rache erhebe sich aus der Erde, um die Welt des weißen Mannes zu vernichten. Nach Norden solle er reisen, ins Land der grausamen Krieger der Kalkadoon, wo er dem Blut seiner Vergangenheit begegnen werde. Der Sinn dieser Worte lag für ihn im Dunkeln, aber er wusste, dass er den Stimmen folgen musste.
    So träumte Wallarie, der Letzte seines Stammes, während das klagende Heulen der Dingos die Wüstennacht erfüllte und die tödlichen Taipan-Schlangen aus den Spalten der Lehmpfannen krochen, um nach Beute zu suchen.
    Als die Sonne über den mit Brigalow-Akazien bestandenen Ebenen von Zentral-Queensland aufging, verließ Wallarie die kühle Geborgenheit der uralten Höhle, um nach Norden zu ziehen, ins Land der Kalkadoon.

DER STURM KÜNDIGT SICH AN
    1884

1
    Ein horseman junger Beamter der berittenen Eingeborenenpolizei von Queensland hockte im roten Staub der Ebene und untersuchte die schwachen Umrisse von Fußspuren, während seine Kameraden unbehaglich auf ihren mächtigen Pferden saßen. Seine Einschätzung konnte über das Leben der acht Polizisten entscheiden, die sich auf ihrer Patrouille tief in das Gebiet der gefürchteten Kalkadoon gewagt hatten.
    Die Polizeistreife hatte einen weiten Weg zurückgelegt, seit sie die Kasernen nahe der Grenzstadt Cloncurry verlassen hatte. Vor den Männern erhoben sich die zerklüfteten, wüstenhaften Godkin-Berge, während hinter ihnen eine rote Ebene lag, die nur von spärlichem Buschwerk und stachligen Bäumen, in denen Termiten nisteten, aufgelockert wurde. Bis auf das Summen der unerträglichen Fliegen und das Klatschen der Pferdeschweife herrschte in der allgegenwärtigen trockenen Hitze der semiariden Steppe Nordaustraliens vollkommene Stille.
    Peter Duffy, der Polizist, stand zwischen zwei Welten. Als Sohn von Tom Duffy, einem Buschläufer, und Mondo, einer Frau aus dem Nerambura-Clan, war er halb Ire und halb Aborigine. Von seinem Vater hatte er den kräftigen Körper geerbt, von seiner Mutter die Hautfarbe. Er war Anfang zwanzig, und seine exotische Attraktivität trug ihm in den Grenzstädten kokette Blicke der Europäerinnen ein. Die Männer dagegen starrten ihn nur grimmig an. Trotz seiner hervorragenden Schulnoten und seiner europäischen Erziehung ließen ihn die Weißen nie vergessen, dass er ein halbblütiger Nigger war.
    Nachdem er gemeinsam mit seinem besten Freund, Gordon James, zur berittenen Eingeborenenpolizei

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