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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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gelassen zu werden? Versteht Ihr überhaupt, was ich meine, Herr Maximilian?«
    Jetzt war der hohe Herr endgültig verärgert, wie man an seiner geröteten Stirn, den zornig funkelnden Augen und den zu einer dünnen Linie zusammengekniffenen Lippen deutlich ersehen konnte. Alberta, die sich tausend Meilen weit weg wünschte, grollte ihrem Vater regelrecht. Warum in aller Welt erzürnte er den Herzog nur so - ohne jede Notwendigkeit?
    Wem lag denn schon an diesen verkommenen Individuen, die da vor Gericht standen und letzten Endes auf dem Scheiterhaufen landeten? Welcher Hahn krähte schon nach ihnen?
    Irgendetwas musste doch einfach dran sein an den Vorwürfen! Umsonst würden sich nicht die gelehrten Herren der Mühe unterziehen und langwierige teure Gerichtsverhandlungen anberaumen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Oft wurden Hunderte von Zeugen vernommen.
    Schädlinge waren diese Hexen allesamt - genauso wie Wanzen, Flöhe oder Maikäfer. Oder wie Ratten. Genau! Die zündete ihr Schlossverwalter auch gelegentlich an, als Warnschuss sozusagen: Sobald die langgeschwänzten Biester einen in Flammen aufgehenden Mitbruder so jämmerlich quieken hörten, nahmen sie für gewöhnlich Reißaus - zumindest bis zum
nächsten Mal … Alberta fand das zwar ganz entsetzlich, aber es war nun einmal notwendig.
     
    »Ich verstehe vor allem eines, Graf! Nämlich, dass Ihr unbelehrbar seid. Aber ich will es nun dabei belassen. Ich wollte Euch eigentlich bei dieser Gelegenheit nur mitteilen, dass in Kürze bei Euch ein herzoglicher Untersuchungsbeamter von der Societas Jesu aus München erscheinen wird, der die Fälle von Zauberei und Häresie, von denen man mir berichtet hat, genauestens untersuchen wird.
    Ich ersuche Euch dringlichst, Graf Wolfgang, dass Ihr die Güte habt und diesen erfahrenen Inquisitor in seinen Recherchen unterstützt, so gut es Euch möglich ist. Mein Beauftragter wird mir anschließend Bericht erstatten. Und ich werde dann entscheiden, ob dieser Fall so geartet ist, dass ich ihn besser in München, sozusagen auf neutralem Boden, verhandeln lasse.«
    Kalt und majestätisch klang jetzt die Stimme des Herzogs; nichts war mehr zu spüren von seiner um Verbindlichkeit bemühten Art, der er sich üblicherweise dem Herrn zu Mangfall-Pechstein gegenüber befleißigte. Dass er damit die Hoheitsrechte des Grafen, der immerhin seit alten Zeiten über die Blutgerichtsbarkeit in seinem Territorium verfügte, auf das Empfindlichste verletzte, schien ihn nicht weiter zu kümmern.
    Dem wutentbrannten Grafen schoss es durch den Kopf, ob es jetzt nicht angebracht wäre, den 60. Freiheitsbrief von 1557 zu erwähnen, den Maximilians Großvater, Albrecht V. von Bayern, erlassen und worin er dem landsässigen Adel mit der »Edelmannsfreiheit« erweiterte Gerichtsrechte garantiert hatte. Offenbar gedachte sein Enkel, diese aufzuheben.

    »Und dieser gestrenge Herzog soll mich nach meinem Studium nach München berufen, an seinen Hof, als einen seiner Geheimen Räte? So hat mein Vater es doch geplant! Warum reizt er den Herzog dann nur so?«, überlegte Alberta. Das junge Mädchen erinnerte sich genau an die Worte des Grafen, die dieser anlässlich der Wahl von Ruperts Studienfach geäußert hatte:
    »Es darf nicht sein, dass nur studierte Bürgerliche am Hof das Sagen haben. Wo bliebe dann der Einfluss des hohen Adels? Die Aristokratie in Bayern handhabt diese Sache nach meiner Ansicht viel zu lax.
    Keiner der Edlen denkt daran, seinen Sohn die Rechte studieren und sich um einen guten Abschluss bemühen zu lassen, damit dieser hernach als Geheimer Rat unseren Herzog bei seiner Regierungsaufgabe unterstützen und im Sinne des Adelsstandes beeinflussen kann.
    Sie begreifen einfach nicht, dass es nur so möglich sein wird, unseren Landesherrn zu lenken - und zwar nach unserem Willen. Das Bürgertum dagegen hat das längst begriffen und sichert sich dadurch Macht und Einfluss.«
     
    Und jetzt hatte ihr Vater es sich mit dem Herzog verdorben - und damit ihr, seiner Tochter, die Möglichkeit genommen, am Hofe Maximilians Karriere zu machen.
    In diesem Augenblick bog eine schlanke weibliche Gestalt mit wehenden Röcken um die Ecke. Offensichtlich beabsichtigte sie, sich dem alten überdachten Ziehbrunnen in der Mitte des Schlosshofs zu nähern, der Stelle, wo die Herren im Augenblick beieinanderstanden und sich unterhielten.
    Der breite Rand des bereits vor zwei Jahrhunderten gemauerten Brunnens war seit neuestem mit blühenden

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