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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Lächeln.
    »In Ewigkeit, Amen!«, antwortete Pater Winfried salbungsvoll.
Inzwischen waren zwei weitere bewaffnete Männer aus dem Turm herausgetreten. Auch sie wirkten, als wären sie über die Störung nicht gerade erbaut.
    »Öffnet das Tor«, verlangte Alberta, ohne die übliche Frage nach dem Begehr abzuwarten. »Wir haben drüben auf dem Friedhof eine traurige Pflicht zu erfüllen. Um die Bevölkerung der Stadt nicht noch mehr zu erschrecken, habe ich, Graf zu Mangfall-Pechstein, beschlossen, die Seuchenopfer - vier Angehörige meiner Dienerschaft - mitten in der Nacht zu bestatten. Ich hoffe, der Vorfall wird nicht gleich publik werden, wir wollen schließlich keine Panik verursachen.«
    Alle drei Soldaten näherten sich dem Karren. Als sie die typische Markierung auf den Wagenbrettern erspähten, wichen zwei von ihnen furchtsam wieder ein Stück zurück. Nur der erste Wächter ging tapfer weiter, bis er die Spaten und Schaufeln erblickte. Dann verließ auch ihn der Mut und er verzichtete darauf, die vermeintlich an der Pest Verstorbenen näher in Augenschein zu nehmen.
    »Hm. Ja! Da hat ein arges Unglück Euer Haus befallen, Gnädiger Herr! Das tut mir wirklich leid.« Der Mann, der inzwischen seine Lanze an die Außenmauer des Turms gelehnt hatte, zupfte sich verlegen an der Nase. Er warf einen Blick auf seine beiden Kameraden, aber die reagierten nicht und taten auch sonst keinen Mucks.
    »Ja! Hm.« Der Bursche räusperte sich. »Wie sagtet Ihr eben, Herr? Ihr seid der Graf zu Mangfall-Pechstein? Ist das nicht der Geheime Rat Seiner Durchlaucht, des Herzogs Maximilian?«
    »So ist es. Warum?« Die Gräfin begann, sich allmählich ein wenig unwohl zu fühlen. »Wenn Ihr Männer jetzt die Güte hättet, das Tor zu öffnen, damit wir heute noch auf den Gasteig
kommen, um endlich die an der Pest Verstorbenen zu beerdigen, wäre ich sehr dankbar.«
    Was trödelten die Kerle nur so lange herum? Hatte ihre mehrmalige Erwähnung des Schwarzen Todes etwa nicht ausgereicht, sie abzuschrecken?
    Dann geschah alles ganz schnell. Alberta sah sich auf einmal von einem halben Dutzend Bewaffneter umgeben, die wie aus dem Nichts auftauchten; ihr Anführer eröffnete ihr lapidar, dass er sie im Namen des Herzogs von Bayern an der Weiterreise hindern müsse.
    »Mein Auftrag, Herr, lautet, dass wir Euch unverzüglich in die Residenz zu eskortieren haben. Wenn Ihr mir bitte folgen wollt, Graf? Außerdem muss ich Euch bitten, mir Euren Degen auszuhändigen, Herr. Das geschieht auf ausdrücklichen Wunsch Seiner Durchlaucht.«
    »Was soll das?«, erkundigte sich Alberta erschrocken. Sie glaubte natürlich, man habe die Befreiung der beiden »Hexen« beobachtet. »Bin ich etwa verhaftet?«, fügte sie dann, gezwungen lachend, hinzu.
    »Das nicht, edler Herr. Aber ich hafte mit meinem eigenen Kopf dafür, dass Ihr unverzüglich zum Herzog gebracht werdet. Eure Begleitung kann natürlich weiterziehen und ihre traurige Arbeit auf dem Friedhof verrichten.«
    Das zumindest ließ die junge Frau aufatmen. Man war demnach auf ihren makaberen Trick mit den »Pestleichen« hereingefallen.
    Aber was, in Dreiteufelsnamen, wollte Maximilian von ihr? Weshalb hatte der Fürst Befehl gegeben, ihr hier nachts aufzulauern? Vermutete man gar, dass sie versuchen könnte, sich heimlich davonzumachen?
    Und jetzt stand sie zitternd vor ihrem erzürnten Landesvater und wünschte sich nur eines: Dass ihr Mentor bei ihr sein
könnte! Aber das hatten die Bewaffneten strikt abgelehnt. Ihre Order lautete lediglich, den Geheimen Rat in die Residenz zu geleiten.
    »Euer Pater soll ruhig auf dem Gottesacker für die armen Seelen beten«, hatte der Anführer grinsend bemerkt. Nach einem letzten verzweifelten Blick auf den verstörten Pater Winfried hatte Alberta dem Kutscher ein Zeichen gegeben, durch das mittlerweile geöffnete Tor zu fahren, und war dann den Soldaten gefolgt.
    In der Residenz angekommen, führte man die Gräfin in das Arbeitszimmer des Fürsten, wo außer einem wutschnaubenden Herzog auch der Jesuitenpater Contzen anwesend war.
    »Mir ist schon viel untergekommen im Laufe meines Lebens«, überfiel sie der Herzog, »aber noch niemals eine so geballte Frechheit! Und eine so maßlose Enttäuschung hat mir auch noch kein Mensch bereitet. Was habt Ihr Euch bloß dabei gedacht, Gräfin ?«
    Die junge Frau wurde beinahe ohnmächtig. Maximilian wusste also Bescheid! Unwillkürlich suchte Albertas Blick fragend und anklagend zugleich den des Jesuiten.

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