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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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mit meiner Gemahlin nach Landshut, solange die Pest noch in München grassiert, und Ihr mit einem Teil Eurer Bediensteten zu Euren Eltern nah Hause. Dort werdet Ihr Euch möglichst unspektakulär in eine junge Dame zurückverwandeln. Wie Ihr das macht, bleibt Eurem reichen Erfindungsgeist - an welchem es Euch ja keineswegs mangelt - überlassen. Möglicherweise halten Euch die Leute dann für Eure jüngere, verheiratete Schwester Auguste Friederike, die jetzt in Italien lebt und nur gelegentlich in Bayern weilt. Von München jedenfalls habt Ihr Euch bis auf weiteres fernzuhalten!«
    Dass Gusti bereits verheiratet war, wusste der Herzog also auch schon. Alberta wunderte sich nicht besonders; Maximilian konnte man einfach keine Neuigkeiten vorenthalten. Irgendwie schaffte er es immer, über das Tun und Lassen seiner Landsleute im Bilde zu sein.
    »Ich lege nur Wert darauf, dass Ihr Euch bei Euren Eltern absolut unauffällig verhaltet. Bleibt im Schloss und empfangt auch möglichst keine Besucher. Kleine Ausritte seien Euch meinetwegen gestattet, aber nehmt nicht an großen Jagden teil, wo Euch alle Welt sehen kann. Wie weiter zu verfahren sein wird, werde ich mir in Landshut überlegen.
    Auch über die Euch angemessene Strafe werde ich dort nachdenken …«, versprach Maximilian drohend. Alberta, die bereits Hoffnung geschöpft hatte, verließ erneut der Mut, als sie der stechende Blick der eiskalten Augen des Landesfürsten traf. Selten war er ihr so unbarmherzig erschienen.
    »Sobald München wieder seuchenfrei ist, will ich schnellstens zurückkehren - hoffentlich mit einer Idee, wie ich den Schaden, den Ihr durch Euren dreisten Betrug angerichtet habt, möglichst gering zu halten vermag.«

    »Wichtig ist ferner, Durchlaucht, dass nichts von dem, was heute Nacht hier in der Residenz besprochen wurde, jemals an die Öffentlichkeit dringt«, mahnte eindringlich der ältliche Jesuit.
    Aber das verstand sich von selbst. Der eine war ans Beichtgeheimnis gebunden, der andere war der Gräfin wohlgesinnt und was den Herzog anlangte: Der fürchtete die Blamage. Und Alberta selbst legte naturgemäß keinen Wert auf Aufmerksamkeit.
    Fürs Erste konnte sie sich glücklich schätzen, nicht Quartier bei Hans Bürgler im Falkenturm nehmen zu müssen. Obwohl Alberta noch immer unter Schock stand, ahnte sie, dass sie noch immer hoch in der Gunst Maximilians stehen musste. Denn sie hatte sich eines Vergehens schuldig gemacht, das der Landesfürst sogar mit dem Tode bestrafen könnte, wenn er nur wollte.
    Der Herzog hatte sich erhoben und auch die Gräfin stand auf. Offenbar war die Standpauke zu Ende. Zitternd fiel Alberta dem Fürsten erneut zu Füßen und griff nach Maximilians Hand.
    »Durchlaucht, ich danke Euch für Eure übergroße Güte. Ich hatte mit Schlimmerem gerechnet. Seid versichert, dass ich ehrlich bereue und es aufrichtig bedauere, Euch so großen Kummer bereitet zu haben, Herzog.«
    Ehrerbietig küsste sie die Hand ihres Verwandten.
    »Erhebt Euch bitte, Gräfin«, vernahm sie Maximilian, »und hört mir noch einmal zu: Ihr könnt Eurem Vater ausrichten, dass er mich spätestens in drei Monaten auf seinem Schloss erwarten darf. Dort wird alles Weitere beschlossen werden - auch die Sühneleistungen, welche ich von Euch und Eurer Familie erwarten kann. Bis dahin gehabt Euch wohl - ma chère Cousine !«

    Wie im Traum kam sich die junge Frau vor, als sie durch die nächtlich stillen Gänge der Residenz eilte. Durcheinander und verängstigt, entwaffnet und umringt von Soldaten des Herzogs, war sie vor etwa einer Stunde als Geheimer Rat und Oberster Hexenrichter Rupert Wolfgang zu Mangfall-Pechstein in der herzoglichen Residenz angekommen.
    Und nun verließ sie dieselbe als Gräfin Alberta Amalia - und zwar weitgehend ungeschoren, ihrer Position zwar enthoben, aber dennoch begleitet vom unzweifelhaft vorhandenen, wenn auch höchst widerwilligen Wohlwollen des Landesherrn.
    Alberta war - frei. Sie konnte es noch immer nicht recht glauben. Nie wieder würde sie unliebsame Aufgaben für den Herzog übernehmen müssen - wie etwa seinerzeit das Ausspionieren von Wolf Dietrich von Raitenau. Nie wieder würde sie in politischer Mission ins Ausland reisen und diplomatische Niederlagen einstecken müssen.
    Aber das Beste war: Niemals mehr würde sie den Vorsitz in einem der abscheulichen Hexenprozesse innehaben. Und ebenso wenig würde ihre Unterschrift jemals wieder unter einem dieser verbrecherischen Urteile stehen.
    Umso

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