Die Hexenmeister
entlang.
Sie schrie nicht mehr, konzentrierte sich nur noch darauf, ihr Leben zu retten oder es zu verlängern.
Testi konnte nicht wegschauen. Er verachtete sich deswegen selbst, doch er brachte es nicht fertig, wieder unter Deck zu gehen. Er drückte der Frau die Daumen, für die es wahrscheinlich besser gewesen wäre, wenn sie über den Klippenrand hinweg ins Meer sprang, um wenigtens noch eine geringe Chance zu haben, am Leben zu bleiben.
Das tat sie nicht. Zudem war es auch schlecht möglich, denn immer wieder versperrte ihr der Mann den freien Weg.
Er stach zu.
Blitzschnell, aber nie mit beiden Waffen zugleich. Oft täuschte er mit der einen an, um dann die zweite Klinge folgen zu lassen. Bisher war es der Frau gelungen, durch schnelle, aber gezielte Bewegungen, einem tödlichen Stoß zu entwischen, aber es war trotzdem nur eine Frage der Zeit, bis er sie erwischte.
Testi drückte ihr die Daumen. Mehr konnte er nicht tun. Er wußte auch nicht, wer dieser Messermann war, doch er fürchtete sich vor ihm und hoffte, daß es niemals zu einer Begegnung zwischen ihnen beiden kommen würde. Wieder hörte er die Frau schreien. Diesmal mehr vor Wut, denn sie hatte den Halt verloren, rutschte aus und fiel hin.
Der andere lachte.
Er stürzte sich vor.
Die Frau hockte auf dem felsigen Boden. Sie versuchte noch, in die Höhe zu kommen, aber eines der Messer war schneller. Wie ein räumlich begrenzter Blitzstrahl fuhr die Klinge schräg in die Tiefe und erwischte sie mitten in der Bewegung.
Sie fiel zusammen.
Der Mann sprang zurück.
Wieder lachte er auf, während die Blonde versuchte, sich über den Boden zu wälzen und dabei in eine Position zu gelangen, die es ihr erlaubte, wieder auf die Beine zu kommen.
Das ließ der Mann nicht zu. Er trat sie. Wieder fiel sie hin.
Vor ihr blieb er stehen. Er sprach sie sogar an. Seine Stimme war so laut, daß Testi sie hörte. Nur konnte er keine Worte verstehen, die gingen auf dem Weg zu ihm unter.
Die Blonde quälte sich auf die Beine. Sie konnte sich nur mehr langsam und unter starken Schmerzen bewegen. Sicherlich verlor sie viel Blut, und Testi, der Fischer und Beobachter, hörte sich selbst tief und schwer stöhnen. Es war grauenhaft, diesen ungleichen Kampf mit ansehen zu müsen, aber er kam nicht weg. Jede Einzelheit prägte er sich ein wie die Szene eines gut ausgeleuchteten Films.
Die Frau kam wieder auf die Beine. Sie ging geduckt, humpelte und hatte eine Hand auf die getroffene Stelle in der Körpermitte gepreßt, und Testi hörte das widerliche und gemeine Lachen des Mannes.
Für den Fischer stand fest, daß der andere die Lage der Frau ausnutzte, daß er sie sogar genoß, um seinen Haß richtig auskosten zu können.
Dieser Hundesohn war schlimmer als ein Mafiakiller. Der machte zumeist mit einer Garbe aus der Maschinenpistole kurzen Prozeß und quälte sein Opfer nicht auf eine derartig perfide Art.
Die Frau hob ihren Kopf an.
Der Mann sagte etwas zu ihr. Danach lachte er wieder, ging einen Schritt auf sie zu, dann noch einen, und die Frau hob beide Arme ruckartig in die Höhe.
Es half ihr nichts.
Die Hand mit dem Messer war schnell wie eine zustoßende Schlange.
Sie huschte an den Armen vorbei und traf den Körper. Im selben Augenblick stieß der Mann auch mit der linken Hand zu. Dieses Messer traf ebenfalls.
Testi schloß die Augen. Er konnte nicht mehr hinsehen. Er glaubte an einen bösen Traum, seine Lippen bewegten sich, als er die Gebete flüsterte und dabei die Madonna anflehte.
Dennoch schaute er hin, als wäre er im Innern von einem Motor angetrieben worden.
Die Frau lag am Boden. Sie rührte sich nicht mehr. Der Mann stand vor und über ihr. Er hatte seine beiden Messer verschwinden lassen und betrachtete jetzt die Frau.
Sie ist tot, dachte Testi. Die Frau mit dem herrlichen Blondhaar ist unter den verfluchten Messerstichen gestorben.
Es gibt keine andere Möglichkeit.
Der Mann bückte sich noch tiefer. Dabei streckte er die Arme aus. Seine Hände wühlten sich in die Kleidung der Toten, faßten noch einmal zu, so daß er einen sicheren Griff bekam. Dann erst schaffte er es, die Tote in die Höhe zu heben.
Er stemmte sie über seinen Kopf, drehte sich dabei, so daß er mit dem Gesicht zum Meer stand. Es sah für Testi so aus, als wollte er zunächst die Entfernung zum Klippenrand abschätzen, und der Fischer verspürte plötzlich eine wahnsinnige Angst davor, daß der Mörder ihn und sein Boot sehen konnte.
Testi duckte sich.
Im
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