Die Höhle in den Schwarzen Bergen
gegen Abend eine Fährte, die von Osten her zu der ihren stieß und auch einem Sehbehinderten hätte auffallen müssen. Ein ganzer Trupp war hier geritten; die Pferde waren beschlagen, also waren die Reiter Weiße. Sie hatten sich nicht die geringste Mühe gemacht, ihre Spuren zu verbergen, und schienen keinen Gegner zu fürchten. Die Pferde waren in schnellem Trab, streckenweise in leichtem Galopp gelaufen, stracks in westnordwestliche Richtung.
Die Indianer holten Joe und Jim, um ihnen die Spuren zu zeigen.
»Das sind fünfzig Mann, vielleicht noch ein paar mehr.« Jim wiegte den Kopf. »Weiße in dieser Gegend können für uns nur Verbündete sein, denke ich.«
»Die Spur ist acht Stunden alt«, erläuterte Mattotaupa für Joe. Jim mußte das selbst sehen.
»Also wäre es kein Problem, die Leute einzuholen?« fragte der Ingenieur.
»Es geht dem Abend zu«, antwortete Mattotaupa. »Reiter wie diese machen früh Rast. Wir können sie in etwa zwei Stunden erreichen.«
»Gut. Wir lassen uns nicht alle aus der Richtung bringen; wir wollen nach Südwesten weiter, nicht nach Nordwesten. Aber wie wäre es, wenn ihr beide, Top und Harry, diesem Trupp nachreitet, feststellt, was das für Leute sind, und uns dann benachrichtigt? Jim kann bei uns bleiben; er genügt uns für die nächsten beiden Tage als Kundschafter.«
Red Jim hatte Bedenken gegen diesen Vorschlag. »Es handelt sich um Weiße. Sie könnten in dieser Gegend hier auf Indianer sauer reagieren. Wir wollen ihnen Top und Harry nicht allein nachschicken. Die beiden können unübertrefflich spähen, aber wenn es darum ginge, mit einem solchen Trupp wie diesem zu verhandeln, müßte einer von uns dabei sein.«
»Wir können aber auch nicht alle Kundschafter entbehren. Machen wir es so: Ich reite mit Top und Harry, denn es interessiert mich sehr, was das für ein Trupp ist, der hier massenhaft durch die Prärie trampelt. Du, Jim, bleibst bei unseren Leuten.«
»Ganz einverstanden!«
Joe ritt mit Jim zurück, um allen Bescheid zu geben. Die beiden Indianer warteten, bis Joe wiederkam, und folgten dann mit ihm zusammen der breiten Reiterfährte. Mattotaupa ritt als erster, Harka machte den Beschluß. Joe als Mittelglied mußte sich der indianischen Gewohnheit anpassen, abwechselnd Galopp oder Schritt zu reiten.
Schon nach einer knappen Stunde bestätigte sich für Mattotaupa, daß er richtig berechnet hatte. Er selbst und Harka sahen und rochen den Rauch starker Feuer. Mattotaupa ließ seinen Mustang in Schritt fallen und machte Joe auf den Rauchgeruch aufmerksam.
»Reiten wir offen hin?« schlug der Ingenieur vor.
Mattotaupa widersprach nicht geradezu, stimmte aber auch nicht bei. Es war nicht Jägerart, daher auch nicht Indianerart, sich zu zeigen, ehe man genau wußte, wem man begegnete.
»Oder was ist deine Meinung, Top?«
»Mein Sohn könnte hier etwas lernen. Rasten wir und lassen wir ihn kundschaften, wer diese weißen Männer sind. Die Aufgabe ist nicht schwer, denn die Männer fühlen sich stark und werden daher nicht sehr aufmerksam sein.«
»Nun, von mir aus gern. Lassen wir Harry eine Talentprobe als Kundschafter ablegen!« Joe schmunzelte, stieg ab und steckte sich gleich eine Zigarre an. Es war seine letzte, und er hatte sie noch länger aufsparen wollen. Doch in dieser Richtung lag eine Schwäche des energischen Mannes. Letzten Endes war es auch gleichgültig, wann er zur Pfeife überging. Auch Mattotaupa setzte sich zu seinem Mustang ins Gras und fing an zu rauchen. Harka betrachtete damit den Beschluß, daß er vorangehen und kundschaften solle, als gefaßt; er machte seinen Grauschimmel fest und lief zunächst geduckt auf einen der näher gelegenen Hügel, um in die Runde blicken zu können.
Von seinem Aussichtspunkt aus konnte er die Lagerfeuer noch besser riechen und sehen. Um diese fünfzig Männer zu beschleichen und auszukundschaften, brauchte er nur die Dunkelheit abzuwarten. Vielleicht konnte er die Gruppe sogar belauschen. Er nahm an, daß sie zu Beginn der Nacht noch laut genug plappern würden. Was ihn mehr zur Vorsicht mahnte, war seine Vermutung, daß diese Männer nicht nur von ihm, sondern auch von anderen indianischen Spähern umschlichen wurden. Die Gegend, in der sie rasteten, war nicht einmal einen Tagesritt von dem Zeltdorf und Jagdgebiet der Bärenbande entfernt. Vor anderen Kundschaftern wollte sich Harka mehr in acht nehmen als vor diesen Weißen, die so unbekümmert dahingetrabt waren und jetzt durch ihre Feuer
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