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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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kleines Mädchen. Du kämpfst mit gegen die Zelte der Bärenbande!«
    Harka würgte. Als er sprechen gelernt hatte, hatte er auch schon gelernt, daß er keinem Älteren widersprechen dürfe. Dennoch sagte er: »Ich skalpiere keine … Frauen … und keine … Kinder.«
    »Du kämpfst gegen alles, was eine Waffe in die Hand nimmt, oder du bist ein Verräter, den ich in Weiberkleider stecke und töte. Willst du kämpfen?«
    Harka hatte den Mund halb geöffnet wie einer, der stöhnen will, ohne einen Ton herauszubringen, und er schloß die Lippen auch nicht, als er sagte: »Ja.« Dieses Ja klang gepreßt.
    Mattotaupa sah an ihm vorbei. Er hatte erreicht, was er hatte erreichen wollen. Aber er vermochte nicht mehr in dieses Gesicht zu sehen; wie es voller Qual war, so quälte es auch ihn mehr, als er ertragen konnte. Er sprang auf. »Komm mit!«
    Harka erhob sich, taumelte, fing sich aber und folgte dem Vater.
    Mattotaupa eilte in die Richtung zurück, aus der beide gekommen waren. Er strebte Joe und dessen Gefährten oder er strebte dem Lager des großen Trupps zu, das ließ sich anfangs nicht ausmachen, aber bald zeigte sich, daß er das Lager suchte, das Harka beschlichen hatte und bei dem sicher auch Mattotaupa gewesen war.
    Die beiden Indianer rochen den Rauch noch nicht; der Nordwind trieb ihnen den Geruch auch nicht zu. Aber sie hörten in der Stille der Nacht plötzlich Salven von Schüssen aus der Gegend, in der sich das Lager befand. Mattotaupa stockte einen Moment im Lauf, um mit voller Aufmerksamkeit zu lauschen. Die Schüsse wiederholten sich nicht. Mattotaupa setzte sich wieder in Bewegung, und Harka folgte ihm weiter. Er lief wie eine Maschine, unter fremdem Willen.
    Die beiden kamen dem Lagerplatz der Weißen nahe. Die Feuer waren gedeckt und gelöscht; keine Flamme lohte mehr auf. Das angekohlte Holz strömte noch seinen Geruch aus. Es schien klar, daß das Lager angegriffen worden war, vermutlich mit Pfeilschüssen, da die Lagernden im Feuerschein ein ausgezeichnetes Ziel boten; auf diese Angriffe hin hatten sie wahrscheinlich die Feuer gelöscht und mit Schüssen geantwortet. Nun herrschte eine trügerische Ruhe. Es war unter den gegebenen Umständen schwer für die beiden Indianer, sich mit den Weißen zu verständigen, denn entweder wurden sie von diesen oder von den verborgenen Pfeilschützen für Feinde gehalten und angegriffen.
    »Lauf zu Joe und unterrichte ihn!« befahl Mattotaupa Harka.
    Der junge Bursche machte sich ohne ein Wort auf den Weg. Sobald er die Gegend des Lagers hinter sich hatte, beachtete er keine besondere Vorsicht mehr, sondern lief schnell und geradewegs zum Ausgangspunkt seines Kundschaftsganges zurück.
    Als er Joe in der Nähe glaubte, gab er die verabredeten Zeichen, die auch beantwortet wurden. Es tagte schon. Joe war wach und hatte auf die drei Pferde geachtet.
    »Was habt ihr erkundet?« fragte er, als Harka vor ihm stand.
    »Dreiundfünfzig Mann Miliz wollen heute die Zelte der Bärenbande am Pferdebach zerstören. Mein Vater ist in der Nähe des Milizlagers geblieben, das in der Nacht anscheinend mit Pfeilen angegriffen wurde.«
    »Diese verdammt heimtückischen indianischen Kampfmethoden! Heute sollen die Strafmaßnahmen vollzogen werden? Ich muß dabei sein! Das bin ich meinen ermordeten, vergifteten Gefährten schuldig. Wenn ich nur daran denke, wie mein guter Duff sich in Qualen wand und zugrunde ging. Wir reiten sofort! Nimmst du das Pferd deines Vaters mit?«
    »Ja.«
    »Du siehst schauderhaft müde aus. Bist du verwundet?«
    »Nein.«
    »Wirst du durchhalten?«
    »Ja.«
    »Also los! Es muß sein.«
    Harka saß auf und nahm den Mustang seines Vaters am Zügel. Er galoppierte voraus, und Joe folgte ihm, vorläufig auf der alten Spur des großen Reitertrupps.
    Der Bach, an dem sich das Lager befunden hatte, war noch lange nicht erreicht, als Harka trotz des Geräusches, das die drei eigenen Pferde im Galopp verursachten, ein weiteres Geräusch vernahm und anhielt.
    »Was ist?« fragte Joe.
    »Ein Mann kommt uns entgegen.«
    »Ein Mann? Ich höre nichts.« Joe nahm aber sein Jagdgewehr schußgerecht zur Hand, um auf alle Fälle vorbereitet zu sein.
    Harka hing gleichgültig auf seinem Grauschimmel.
    Auf einer Anhöhe erschien Mattotaupa und winkte. Joe setzte sofort die Schußwaffe ab, und Harka trieb die Tiere wieder zum Galopp. Als man sich traf, sprang Mattotaupa auf, und während alle zusammen im Schritt ritten, berichtete er sehr kurz und scheinbar

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