Die Hölle lacht
Im Morgengrauen, als er glaubte, genügend beisammen zu haben, badete er im Teich, zog sich an und bedachte die Höhlenöffnung mit einem Schutzzauber, der das Eindringen Unberufener verhinderte. Nachdem das getan war, schwebte er durch den treibenden Nebel zurück zu Urdus’ Lager.
Am frühen Morgen erreichten Major Thobis und seine Männer das verlassene Lager in Felsennähe und fanden die kalten Feuergruben, die abgenagten Knochen und Pilzabfälle und die Leiche des Offiziers.
Thobis las die Botschaft, die in die Brust des jungen Offiziers gesteckt war. Er fluchte.
Ein Unteroffizier blickte ostwärts zu den hohen Felsen.
»Ja«, sagte Thobis nickend. »Natürlich. Gewiss sind sie dorthin.«
»Sollen wir auf Verstärkung warten? Möglicherweise finden die von der anderen Galeere auch hierher.«
»Vielleicht auch nicht. Wir wissen ja nicht einmal, ob Lobors Schiff auf dieser Seite zurückkehrt. Und Rauchsignale können wir keine geben, weil das unsere Position verraten würde.«
»Zumindest wissen wir, dass Oberst Hubarthis noch lebt.«
Thobis schüttelte den Kopf. »Wir wissen höchstens, dass er zur Zeit, da dies geschrieben wurde, noch am Leben war.« Er wandte sich seinen anderen Männern zu. »Frühstückt und rastet eine Weile. Dann besteigen wir diesen Felsen.« Er drehte sich wieder dem Unteroffizier zu. »Hast du eine Karte?«
Der Soldat holte ein zerknittertes Pergament aus seinem Gürtel und breitete ‚es aus.
Mit einem Finger, an dessen Nagel er gekaut hatte, fuhr Thobis eine Linie nach. »Wir machen einen Bogen um den Felsen«, bestimmte er schließlich. »Es wäre zu gefährlich, von dieser Seite anzugreifen, denn das erwarten sie vermutlich. Wir gehen durch den Wald zur anderen Seite, wo der Hang nicht so steil ist und wo die Bäume uns Sichtschutz geben.«
Der Unteroffizier nickte. Thobis faltete die Karte zusammen und gab sie ihm zurück.
7
Die Entscheidung war gefallen.
Urdus und seine Männer erhoben sich. Betos war bei ihm und drei Dutzend andere, nicht jedoch Otos und eine Handvoll, die auf seiner Seite standen.
In einer Reihe durchquerten sie das Lager, Urdus und seine Leute, den Blick auf den Zauberer gerichtet.
Athu lag auf dem Boden, mit dem Kopf auf den Wurzeln eines hohen Baumes – so, wie schon seit dem Morgengrauen. Die Augen hatte er halb geschlossen. Aleil lag neben ihm.
Etwa ein Dutzend Schritte vor dem Zauberer hielt die Reihe an. Urdus hob eine Hand und knurrte. »Steh auf!«
Athu öffnete die Augen ganz. Aleil blickte verstört auf Urdus, doch der achtete überhaupt nicht auf sie.
»Ich habe gesagt, du sollst aufstehen!«
Athu tat es aufreizend langsam.
Urdus konnte seinen Zorn kaum noch beherrschen. Als der Shemit aufrecht stand, befahl der Vanir: »Verschwinde!«
Athu lächelte erschreckend.
»Geh!« brüllte Urdus.
Die vielen bärtigen, sonnenverbrannten Gesichter hinter ihm waren finster auf den Shemiten gerichtet.
»Gehen?« fragte Athu. »Das Lager verlassen?«
»Verschwinde von hier! Du bist nicht mehr menschlich! Und lass dich nicht wieder blicken!«
Athu blinzelte, dann warf er den Kopf zurück und lachte höhnisch. »Narren! Bildet ihr euch wirklich ein, ihr könntet mich vertreiben?«
Aleil hatte Angst. Sonja und die anderen Gefangenen in der Lagermitte sahen und hörten gespannt zu. Otos und seine Handvoll Männer, die etwas weiter entfernt standen, fragten sich, inwieweit das Ganze sie betraf.
Urdus machte einen Schritt vorwärts. »Verschwinde, Hexer! Wir wollen dich nicht in unserer Nähe haben, wo du mit deiner Zauberei die Luft verpestest!«
Athu schüttelte ruhig den Kopf. »Ich gehe nirgendwohin, Urdus, ehe ich es nicht selbst will. Ich hatte deine Aufforderung jedoch erwartet. Wenn du auf gewisse Bedingungen eingehst, lässt sich darüber reden.«
Urdus knurrte. Seine Männer kamen ein wenig näher.
»Ich verlange einen der Gefangenen.«
Der Vanir schüttelte den Kopf.
»Ich will die Rothaarige!« »Nichts und niemanden kriegst du, Blutsauger!« grollte Urdus. »Du magst zwar ein Zauberer sein, aber gegen uns alle kannst du nicht kämpfen. Sei froh, wenn ich dich ungeschoren gehen lasse.«
»Ich werde dir zu schaffen machen, Urdus.«
»Verschwinde!«
»Ich komme zurück, Urdus. Weit gehe ich nicht. Ich habe dich gezeichnet, du wirst mir nicht entkommen.«
»Du machst mir keine Angst!« Urdus zog langsam, entschlossen sein Schwert. »Wenn du noch einmal versuchst mich zu berühren, haue ich dir den Schädel ab.
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