Die Hölle lacht
Shemit?«
Plötzlich bedachte er sie mit einem zornigen Blick, und seine Stimme war so leise, dass sie kaum zu vernehmen war: »Meine Arbeit ist für mich!«
»Was?« fragte ihn Aleil noch verwirrter. Sie spürte, dass etwas Unheimliches von dem Zauberer ausging.
Urdus schien es nicht zu bemerken. »Wirst du uns helfen, das Schiff einzunehmen?« Seine Stimme klang fest.
Athu blickte ihn nur an.
»Wirst du?« wiederholte Urdus lauter. »Es werden immer mehr andere kommen. So etwas spricht sich auf der Insel schnell herum. Wir müssen jetzt angreifen!« Ungeduldig wartete er auf Athus Antwort.
Der Shemit wirkte finster und war offenbar völlig in seine eigenen Gedanken vertieft. Urdus’ Männer fühlten sich unbehaglich. Der Zauberer „starrte nun durch die Bäume auf das aquilonische Schiff, als könne er es kraft seiner Gedanken in Feuer aufgehen lassen oder in die Luft heben oder es auf seinen alten Kurs zurückschicken, indem er einen weiteren Sturm herbeirief.
Urdus schwitzende Hand verkrampfte sich um den Schwertgriff.
»Narr!« brummte Athu schließlich. »Ich helfe dir das Schiff einzunehmen, aber dafür musst du mir etwas versprechen.«
»Was?« knurrte Urdus misstrauisch.
»Das Lebensblut aller, die an Bord sterben.«
Urdus erstarrte, dann hätte er vor Lachen fast laut hinausgebrüllt. Aber Athus Miene war todernst.
»Es wird eine Menge Lebensblut geben. Mehr als du für deine Zauberei brauchen kannst. Du kannst alles haben«, knurrte Urdus, dann wandte er sich an seine Männer. »Macht die Bogen bereit«, sagte er etwas ruhiger. »Schießt erst, wenn ich euch das Zeichen gebe. Und jetzt, leise! Einige von euch Schützen klettern die Bäume hinauf. Versteckt euch hinter dem Laubwerk. Wir entern, sobald ich es euch sage!«
Sonja stand an der Steuerbordreling mit Kapitän Tio, Lord Desmos und mehreren Seeleuten neben sich, alle bewaffnet. Hinter ihnen hatten sich die Passagiere gesammelt – die Männer schützend um die Frauen. Alle waren nun auf Deck und warteten. Die Luft war ganz still.
Angespannt spähte Sonja in den dunklen Wald. Ihre blauen Augen funkelten wie die eines Raubtiers. Hinter sich hörte sie die gedämpften Worte und das Wimmern einiger der vornehmen Damen. Trotz der bisherigen Verluste an Menschenleben, trotz des überstandenen Sturms und der bevorstehenden Gefahr gestanden einige sogar ihre durchaus nicht unangenehme Aufregung ein.
Stumm verfluchte die Rote Sonja sie.
Sie achtete nicht auf Desmos, der aus seiner eigenen Anspannung heraus eine nichts sagende, höfliche Bemerkung gemacht hatte – da kamen die ersten Pfeile angeflogen.
Von überallher zischten sie durch die Luft – von hinter den Büschen und Bäumen am Ufer, aber auch aus den Wipfeln – und hagelten auf die Steuerbordseite der Niros herab.
»Ducken!« brüllte Sonja. »Ihr alle!«
Schreie folgten ihrem Rat. Sie hörte Platschen, als Seeleute von den Wanten fielen oder über die Seiten ins Wasser stürzten. Die Edlen und Kaufleute hinter Sonja wichen zurück und streckten die Arme aus, um ihre Frauen zurückzuhalten. Tio brüllte Befehle, um die Ordnung aufrechtzuerhalten.
Sonja, die sich ihrer eigenen Warnung gemäß geduckt hatte, spähte vorsichtig über die Reling. »Tarim!« fluchte sie.
Eine Meute Verbannter watete durch das Wasser am Ufer, angeführt von einem riesenhaften Mann, der die anderen antrieb und ein Schwert schwang, das so groß wie manche seiner Krieger war.
»Zurück!« brüllte Sonja. »Nicht verteilen! Schließt euch zusammen!«
Mehrere Angreifer waren von oben in die Wanten gesprungen. Sonja blickte hoch und sah, wie immer neue Kerle auf die weit überhängenden, starken Äste mächtiger Uferbäume krochen und an Deck kletterten oder sprangen. Tios Leute versuchten, sie aufzuhalten, und schon klirrten die ersten Klingen gegeneinander.
»Zurück, in Erliks Namen!« schrie Sonja. »Sammelt euch!«
Sie sprang von der Reling und wich in die Kühl zurück. Sie nahm an, dass die erste Pfeilsalve eine Taktik gewesen war, um zu verwirren und so den Angreifern das Entern zu ermöglichen. Offenbar hatte Tio denselben Gedanken.
»Zurück!« donnerte er seine Männer an. »Wartet auf den Angriff, dann stürmt vorwärts und schlagt ihnen die Schädel ein, sowie sie über die Reling kommen.«
Als die Gesetzlosen auftauchten, wurden sie bereits erwartet. Hände, die sich haltsuchend über die Reling tasteten, wurden abgeschlagen und Männer, die es weiterschafften, tot oder schwer
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