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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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sondern hier auf dem Gestüt. Die Futterscheune brannte lichterloh. Und die kräftigen Böen hatten die Flammen auf das neue Stallgebäude der Zweijährigen überspringen lassen. Trotz des prasselnden Regens breitete sich das Feuer schnell auf dem strohgedeckten Dach aus.
    Conrad hatte sich sogleich wieder gefasst. »Lauf, John. Weck die Stallburschen. Einer soll ins Dorf und die Männer zum Löschen holen. Die anderen sollen herkommen. Na los, beeil dich!«
    Aber John schüttelte den Kopf und setzte sich Richtung Stall in Bewegung. »Geh selbst«, sagte er über die Schulter. »Ich hol sie raus.«
    Der Stallmeister holte ihn ein, packte ihn an der Schulter und schleuderte ihn herum. »Tu, was ich sage! Du wirst nicht da reingehen, hast du verstanden?«
    John schüttelte die Hand von seiner Schulter. »Wir verschwenden kostbare Zeit. Ich kann sie schneller herausholen als du, denn mir werden sie folgen, trotz des Feuers.«
    Conrad wusste, der Junge hatte Recht. Wenn es etwas gab, das Pferde noch mehr fürchteten als Blitz und Donner, dann war es Feuer. Es versetzte sie in so heillose Panik, dass sie vollkommen erstarrten und sich schlichtweg weigerten, in Sicherheit gebracht zu werden. Warum, warum nur mussten die wunderbarsten Kreaturen in Gottes Schöpfung solche Hasenfüße sein?, fragte er sich wohl zum tausendsten Mal. Zögernd gab er nach. »Na schön. Ich komme zurück, so schnell ich kann. Lass ausnahmsweise einmal Vernunft walten, John. Geh nicht mehr hinein, wenn es zu gefährlich wird.«
    »Ja, ja«, knurrte der Junge ungeduldig und wandte sich ab.
    Conrad hastete zur Sattelkammer hinüber, in deren Obergeschoss die Stallburschen schliefen. Er brauchte sie nicht zu wecken. Das Unwetter oder die ungewohnte Helligkeit von der nahen Futterscheune hatte sie bereits aufwachen lassen, und als er das Gebäude erreichte, kamen die ersten ihm bereits entgegen, mancher hüpfte auf einem Bein, weil er sich im Laufen die Stiefel anzuziehen versuchte.
    »Die Zweijährigen«, erklärte der Stallmeister sparsam. »Jim, du bist der schnellste Läufer. Ab ins Dorf mit dir. Die anderen kommen mit.«
     
    Die alten Stallgebäude bestanden aus einer Aneinanderreihung großer Einzelboxen, von denen jede eine zweigeteilte Tür ins Freie hatte. Doch das Gestüt war immer größer und größer geworden, sodass der Earl of Waringham und der Stallmeister, die beiden Eigentümer der Pferdezucht, beschlossen hatten,beim Neubau der Stallungen Platz sparend vorzugehen: Die jüngeren Ställe glichen daher von außen lang gezogenen Scheunen, und drinnen befanden sich links und rechts einer Mittelgasse die Boxen. Auf diese Art waren auch das Füttern und Misten einfacher, die Wege kürzer. Nur eines durfte bei einem so gebauten Stall niemals passieren: Wenn ein Feuer ausbrach, wurde er für seine Bewohner zur tödlichen Falle.
    John betrat den Stall durch das Tor in der östlichen Stirnwand. Angstvolles Wiehern, das sich wie Schreie anhörte, schlug ihm entgegen. Er sah sofort, dass der Brand an der Westseite ausgebrochen war. Dort regneten bereits glühende Strohhalme herab und drohten, das Bodenstroh anzustecken. Auf seinem Weg ans andere Ende trat er mehrere kleine Brandherde aus und holte die ersten beiden jungen Hengste aus ihren Boxen. Er streifte erst Arcitas, dann Achilles ein Halfter über. Das war nicht so einfach, denn in ihrer Furcht scheuten sie vor der vertrauten Hand zurück, doch wie der Junge gesagt hatte, gelang es ihm, sie mit seiner leise murmelnden Stimme zu beruhigen. »Kommt. Kommt schon, ihr zwei Helden. Noch sieht es schlimmer aus, als es ist.«
    Das hoffte er jedenfalls. In Wahrheit hatte er keine Ahnung, wann die ersten Balken herunterstürzen würden. Unter dem Dach hatte sich dicker Qualm gesammelt, denn das nasse Stroh entwickelte viel Rauch.
    John führte die beiden jungen Pferde durch den Mittelgang zum Tor. Sie folgten ihm ohne Widerstand, schlitterten in ihrer Angst jedoch auf dem strohbedeckten Lehmboden, und ihr Fortkommen war quälend langsam. Als sie ins Freie kamen, ließ John sie los, und sie preschten davon.
    Wir werden ewig brauchen, sie wiederzufinden, dachte er, aber das war jetzt völlig gleich. Zwei. Zwei hatte er draußen. Vierunddreißig standen noch drinnen …
    Als er wieder in das brennende Gebäude rannte, war es heißer und verqualmter als noch vor wenigen Augenblicken. Conrad und die Stallburschen folgten ihm dicht auf den Fersen. Die Jungen stießen heisere Schreckensschreie aus,

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