Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
auf die Maske. Aber es ging nicht mehr und Asha wollte wissen, was los war. Pinaa nahm sich zusammen und versuchte zu erklären, dass sie ihre alte Familie vermisste. Sie erzählte von ihnen und was sie erlebt hatten und versuchte, alles mit Gesten und auch kleinen Schnitzereien in Rindenstücken zu verdeutlichen. Asha hörte zu, wiegte Pinaa ab und zu in ihren Armen und sah sie am Ende traurig an. Schließlich bot sie an, Pinaa zu ihrer Sippe zurückzubringen und die Wölfin bei sich zu behalten. Pinaa dachte über diesen Vorschlag einen Moment nach, schüttelte dann aber den Kopf. Sie umarmte Asha und zeigte ihr, dass sie sie nicht allein lassen wollte, aber Asha winkte ab. Sie war schon lange allein und hatte offenbar viel verloren.
Pinaa wollte nun auch endlich mehr Details ihrer Geschichte wissen. Sie hatte zwar Angst, dass die Erinnerungen wieder Schmerzen verursachen könnte, hoffte aber, dass Asha ihr inzwischen genug vertraute, um ihr auch alles zu erzählen. Also fragte sie nochmal nach Ashas Familie. Diese schaute Pinaa eine Weile stumm an, dann begann sie langsam zu erzählen. Auch wenn sie nicht alles verstand, wurden die Zusammenhänge für Pinaa nun klar. Asha kam von jenseits der Berge. Sie war in ihrer Sippe glücklich gewesen, eine gut organisierte kleine Gemeinschaft, die im Sommer in einem fruchtbaren grünen Tal lagerte. Doch dann wurde sie gegen ihren Willen in eine andere Sippe getauscht. Sie mochte den Mann nicht, mit dem sie dort verbunden wurde und kam mit den strengeren Regeln nicht zurecht. Offenbar fand sie aber einen Verbündeten. Einen anderen Jäger der Sippe, der sie verstand und in den sie sich schließlich verliebte. Sie trafen sich oft heimlich. Vielleicht hatte der neue Mann auch versucht, den Mann, mit dem Asha verbunden worden war, zu beseitigen, das hatte Pinaa nicht ganz verstanden. Auf jeden Fall war das Versteckspiel aber irgendwann ans Licht gekommen. Ashas Mann hatte den Konkurrenten töten wollen, die Sippe aber verbannte ihn. Daraufhin floh Asha und folgte ihrem Geliebten. Zu ihrer alten Sippe konnte sie nicht zurück, das hätte einen Krieg zwischen den Sippen ausgelöst. Sie gingen über die Berge, um sich vielleicht einer anderen Sippe anzuschließen. Aber als der Winter näher rückte, sie noch niemanden gefunden und zudem festgestellt hatten, dass Asha ein Kind erwartete, richteten sie sich ein eigenes festes Lager ein. Ihr Geliebter, sein Name war Unna gewesen, baute Tag und Nacht, um die Hütte fertig zu stellen. Trotz Schwangerschaft überstanden sie den Winter gut und Asha brachte ihr Kind zur Welt, als es langsam wieder wärmer wurde. Es war ein Sohn und sie nannten ihn Inno. Er überlebte die ersten Mondzyklen gut. Sie lebten zufrieden und hielten weiter Ausschau nach anderen Sippen, aber eines Tages holte sie die Vergangenheit wieder ein.
Asha war unterwegs, um Vorräte und Holz zu sammeln und Unna reparierte die Hütte und passte dabei auf den kleinen Inno auf. Doch als Asha zurückkam, war Unna tot. Er lag mit eingeschlagenem Schädel vor der Hütte. Alles war voller Blut. Inno war verschwunden. Außer sich suchte Asha die Gegend ab. Sie fand die Spuren der Angreifer, konnte ihnen aber nur einen Tagesmarsch lang folgen, danach verlor sie sie. Asha war sicher, dass es sich um Mitglieder der Sippe handelte, von der sie geflohen war. Sie war fest davon überzeugt, dass ihr alter Mann doch noch gekommen war, um Unna zu töten. Und ihr Kind. Das Winterlager der Sippe war zu weit entfernt und sie hätte es von hier aus nicht erreicht, also wartete sie auf den Sommer. Dann versuchte sie, allein über die Berge das Sommerlager derer zu erreichen, die Unna und vermutlich auch ihren Sohn getötet hatten. Aber sie scheiterte. Sie rutschte an einem Abhang kurz weg und verletzte sich am Fuß. Der Fuß wurde dick und sie konnte kaum noch auftreten. Verzweifelt versuchte sie es noch eine Weile, aber es war hoffnungslos und so trat sie den kürzeren und leichteren Rückweg an. Im nächsten Sommer wollte sie es wieder versuchen. Der Fuß war inzwischen ganz geheilt. Asha hatte schlimme Dinge erlebt, ihre Familie verlassen müssen, ihren Geliebten tot gefunden, ihr Kind verloren. Aber sie kämpfte weiter. Pinaa begriff, dass sie ähnliche Probleme hatten, aber zumindest ihr Vater war für sie noch erreichbar. Sie könnte vielleicht zu ihrer Sippe zurückkehren, wenn sie sich von der Wölfin trennen würde. Sie hatte dort Freunde, die sie vermissten. Das alles hatte Asha
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