Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
Sie war offenbar erschöpft, aber wild entschlossen.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit schließlich hatten sie ihr Ziel offenbar erreicht. Die Wölfin hielt an und Pinaa ließ sich vorsichtig auf die Knie nieder. Der Schneefall hatte nachgelassen, aber es war kalt. Sie hörte die Männer in der Nähe reden und ruhte sich einen Moment aus. Dann kroch sie ganz langsam und vorsichtig in Richtung der Stimmen. Sie hatten ein Zeltlager erreicht, direkt vor einem Bergmassiv. Pinaa sah zwei kleine Zelte und eine Feuerstelle. Ein Zwischenlager. Vermutlich waren die Fremden über die Berge gekommen. Aber würden sie Asha auf diesem Weg mitnehmen? Wo war Asha überhaupt? Sie konnte sie nicht sehen. Wahrscheinlich hatten sie sie schon in eins der Zelte verfrachtet und Pinaa wusste nicht, in welches. Sie hatte keine Idee, wie sie vorgehen sollte, um sie zu befreien und verlegte sich erst einmal aufs Warten. Die Männer entzündeten das Feuer, aßen ein paar Vorräte und redeten einige Worte. Von Asha war kein Laut zu hören. Schließlich begaben sie sich in die Zelte, zwei in jedes Zelt. Sie schienen sich sicher zu fühlen, denn sie stellten keine Wachen auf. Aber Pinaa hatte immer noch keinen Plan. Selbst wenn sie wüsste, in welchem Zelt sich Asha befand, sie vermutete, dass die Wölfin das sicher wusste, sie konnte wohl kaum einfach in das Zelt marschieren und Asha befreien. Zwei der Fremden waren mit ihm im Zelt und da die Zelte klein waren, würde sie vermutlich über sie hinüberklettern müssen. Gab es eine Möglichkeit sie abzulenken? Sich vielleicht von hinten an das Zelt zu schleichen? Pinaa überlegte hin und her. Wenn sie erst weiterziehen würden, wäre es zu spät. Sie konnte ihnen in den Bergen nicht lange folgen. Schon gar nicht unbemerkt. Diese Nacht war ihre einzige Chance. Die Wölfin begann in Richtung der Zelte zu schleichen und bevor Pinaa sie zurückhalten konnte stand sie hinter dem Zelt, das ihnen am nächsten war – immerhin – und zeigte ihr an, dass die Gesuchte sich dort befände. Pinaa hörte auf zu denken und ging einfach los. Sie zog ihr Messer und schlich ebenfalls Richtung des Zeltes. Sie hatte keine Ahnung, was sie dort wie tun sollte, aber sie tat es jetzt einfach. An der Seite des Zeltes blieb sie kurz unschlüssig stehen. Dann passierte alles ganz schnell. Der Eingang wurde zur Seite geschlagen und heraus kroch ... Pinaa stockte kurz der Atem ... Asha. Sie hatte ein blutiges Messer in der Hand. Pinaa atmete aus. Die Wölfin kam an ihre Seite. Asha sah beide mit einigem Erschrecken an, sie hatte nicht mit ihnen gerechnet und offenbar bereits einen eigenen Rettungsplan verfolgt. Sie erhob die Hand zum Zeichen, dass sie sich nicht bewegen sollten und kroch leise auf sie zu. Plötzlich sprang hinter ihr einer der Männer aus dem Zelt, mit zum Schlag erhobener Axt stürzte er sich auf Asha, doch bevor er sie erreichen konnte, war die Wölfin mit einem schnellen Satz an seiner Kehle. Mit einer Mischung aus Schrei und Gurgeln fiel er nach hinten und schlug nach der Wölfin. Asha sprang dazu und entrang dem Mann die Axt. Pinaa hörte etwas aus dem anderen Zelt. Sie spannte schnell einen Pfeil auf ihren Bogen und visierte den Eingang an. Asha wandte sich mit der Axt in der Hand ebenfalls in diese Richtung. Die Wölfin blieb noch an der Kehle des inzwischen wohl toten Mannes. Pinaa hoffte, dass Asha den anderen bereits getötet hatte. Aus dem anderen Zelt kamen nun die dort aufgeschreckten Männer mit gezogenen Waffen gestürmt, blieben allerdings direkt nach dem Austreten wieder stehen. Sie sahen sich zwei Frauen gegenüber, deren Waffen auf sie gerichtet waren, sowie einem sprungbereiten großen roten Wolf, der sie wütend anknurrte. Hinter ihnen lag ihr toter Kamerad. Sie sahen sich kurz an und wäre es nicht um ihr Leben gegangen, hätten sie das groteske Bild vielleicht sogar lustig gefunden und später ihren Kindern davon erzählt.
Einer der Männer sagte etwas, Pinaa verstand es allerdings nicht. Asha antwortete kurz und schließlich ließen beide Männer langsam ihre Waffen sinken. Asha tat es ihnen gleich und sagte Pinaa, dass sie sich und vor allem die Wölfin entspannen, aber aufmerksam bleiben und die Waffen in der Hand behalten sollte. Pinaa ließ Pfeil und Bogen sinken und versuchte, ruhig zu werden, damit auch die Wölfin aus ihrer Angriffsstellung ging. Das war gar nicht so einfach, sie war gerade bedroht worden und hatte getötet, zudem waren die Männer natürlich nach wie vor
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