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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Teufels Arglist, Fleisches Begierden und der Welt Falschheit und Trug. Und erlöse, Herr Gott, mich selbst und alle Christen von dem Übel des Leibes und der Seele. Amen.«
    »Amen«, kam es aus Tausenden von Kehlen. Der Chor begann zu singen.
    Danach schoben sich die Massen langsam nach vorn, um das heilige Abendmahl aus der Hand des Priors zu empfangen. Angelina glaubte zu ersticken, so dicht drängten sich die Menschen. Sie schickte einen Blick zur Kuppel des Doms. Durch die runden Fenster fiel ein fahles Licht. Als sie den Kopf senkte, begegneten ihr zwei Augenpaare, die sie anscheinend schon länger angeblickt hatten. Es war Francesco. Neben ihm stand ein Mann mit rötlichem Lockenkopf und orangefarbenem Gewand. Es war der Maler Botticelli, den Angelina schon in dessen Werkstatt gesehen hatte. Sie bahnte sich einen Weg durch die Menge, bis sie vor den beiden stand.
    »Wir sollten die Kirche verlassen«, meinte Francesco. »Sonst werden wir hier noch erdrückt. Ich glaube, hier sind Abertausende von Leuten versammelt.«
    »Du versäumst das Abendmahl, wenn du jetzt gehst«, mahnte ihn der Maler. »Außerdem braucht Girolamo Savonarola jetzt |25| unsere Unterstützung. Du hast gewiss gehört, was gestern vorgefallen ist.«
    »Was ist geschehen?«, fragte Angelina.
    »Gestern Morgen war der Dom von einem widerlichen Gestank erfüllt«, antwortete Francesco. »Jemand, wohl die
Compagnacci,
hat die Eingeweide eines Esels auf den Altar gelegt und überall Nägel in die Kanzel geschlagen. Wahrscheinlich wollten sie Savonarola töten. Aber sie haben es nicht geschafft!«
    So weit war es schon gekommen? Angelina konnte es kaum glauben.
    »Kommst du jetzt mit mir nach vorne?«, fragte Botticelli ungeduldig.
    »Ich habe eine Sitzung mit der Signorina«, gab Francesco unbekümmert zurück. »Kommt«, sagte er und fasste Angelinas Arm.
    Sie wurde rot. »Ich muss meinen Eltern Bescheid geben«, wandte sie ein. Sie entdeckte ihre Eltern und Geschwister, die dem Ausgang zustrebten. Als sie es endlich aus dem Dom heraus geschafft hatten, sah Angelina ihre Familie, die offensichtlich auf sie wartete. Zusammen mit Francesco steuerte sie auf sie zu.
    Angelina zupfte am Ärmel ihres Kleides. »Francesco will an meinem Bild weitermalen«, sagte sie.
    »Oh, das hatte ich ganz vergessen, dass heute eine Sitzung in der Werkstatt ist«, meinte ihr Vater.
    »Dann geh«, schaltete sich die Mutter ein. »Aber sei zum Abendessen wieder zu Hause! Clementina soll dich begleiten.« Ihre Schwester war die Letzte, die Angelina hätte dabeihaben wollen, auch wenn sie das Mädchen sehr liebte. Clementina drängte sich freudig an sie heran.
    »Darf ich auch etwas malen?«, fragte sie mit glänzenden Augen. Mit ihren zehn Jahren war Clementina doch noch recht kindlich.
    »Aber gewiss darfst du das«, antwortete Francesco lächelnd.

|26| 3.
    Sie durchquerten die fast menschenleeren Straßen der Stadt. Die Sonne hatte sich durch die Wolken gekämpft und warf goldene Strahlen auf die Steine und Mauern. Clementina sprang vor ihnen her, ein Lied trällernd, was Angelina ihr jedoch verbot, da die
Fanciulli del Frate
allgegenwärtig waren. Ausgehungerte Bettler streckten ihnen die Hände entgegen. Angelina versuchte jedem ein wenig zu geben, doch es war unmöglich. Sie erreichten das Gerberviertel. Männer, Frauen und Kinder arbeiteten an den Bottichen, reinigten und walkten das Leder. Ein stechender Geruch lag in der Luft. Schließlich erreichten sie die Kirche Santa Maria Novella und die enge Via Nuova, in der Botticelli seine Werkstatt hatte.
    »
Buongiorno,
Francesco Rosso!«, rief ein kleiner, drahtiger Mann mit Kräuselhaar und einem Schnurrbart zu ihnen herüber.
    »Buongiorno, Lucas Bandocci«, entgegnete Francesco. »Das ist mein Freund, Gemüsehändler und Apotheker in einem«, erklärte er, zu Angelina gewandt. Der Händler stand vor seinen Auslagen mit frischem Gemüse, Säcken mit Zwiebeln sowie Körben voller dicker Bohnen und getrockneter Pilze. Lucasüberquerte die schmale Gasse und drückte allen dreien die Hand.
    »Bei mir könnt Ihr alles haben«, sagte er zwinkernd zu Angelina. »Jetzt haben wir Mai, da gibt es die ersten Spinatpflänzchen und Spargel.«
    »Wo bist du gewesen, Lucas?«, fragte Francesco. »Ich habe dich in der Kirche nicht gesehen.«
    »Meinen Gott trage ich im Herzen«, versetzte Lucas lächelnd. »Den brauche ich mir von niemandem predigen zu lassen.«
    »Das lass nur den Meister nicht hören«, gab Francesco zurück,

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