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Die Huren des Apothekers

Die Huren des Apothekers

Titel: Die Huren des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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Kissen herbei, die trotz aller Bemühungen nicht für alle reichten. Magdalene dirigierte von der Treppe aus alles, ihr zur Seite Trine und die Zofe Alheit, die sich dadurch auszeichnete, dass sie überhaupt nichts tat. Nesse und Rosa verteilten appetitlich duftende Brühe in Steinguttassen, die dazu führte, dass endlich einige der jungen Frauen sich auf dem Boden niederließen.
    »Zia!«, begrüßte Lukas sie mit deutlicher Erleichterung. »Bei der Gnade Gottes, wo bist du gewesen?«
    Sie zog ihn durch die Eingangstür nach draußen und schmiegte sich an seine Brust. So stark, so beständig! Genau diesen Halt benötigte sie jetzt dringend. »Du wirst nicht glauben, was geschehen ist«, murmelte sie in sein nach Lavendel duftendes Nachthemd, über das er nur Rock und Hose geworfen hatte. Endlich konnte sie beichten.
    »Ewalt sagt, es seien wohl Räuber gewesen, die das Haus überfallen haben. Die Knechte hätten tapfer gekämpft, seien aber erschlagen worden und liegen hinter dem Haus.«
    Luzia zögerte, dann nickte sie. Eine gute Geschichte. »Ich war spazieren, weil ich wieder nicht schlafen konnte, da habe ich alles gesehen.« So viel Wahrheit genügte.
    »Großer Gott, Zia, welche Gefahr für dich!« Er nahm ihre Wangen in die Hände und betrachtete sie besorgt.
    »Keine Angst!« Luzia lächelte. »Du kennst mich, mir geschieht schon nichts. Sie haben mich nicht einmal bemerkt. Aber ich konnte nicht fort, bis es schon brannte. Besteht Gefahr für unser Haus?«
    Lukas sah zu dem flackernden Nachbarhaus hinüber. »Wohl kaum. Die Entfernung reicht, dass der Brand nicht übergreifen kann. Wir haben kaum Wind, aber der steht auf den Abhang. Da es die letzten Tage geregnet hat, wird wohl auch der Funkenflug letztendlich erstickt. Trotzdem werde ich so schnell wie möglich Ewalt herumschicken, um kleine Brandherde zu löschen. Weißt du, was aus den Nachbarn geworden ist?«
    »Henslin hat es wohl nicht aus dem Gebäude herausgeschafft. Und Mechthild … Ich weiß es nicht. Warum konnte sie nicht in Fulda bleiben?«
    »Scht, Liebes! Gräme dich nicht. Vielleicht ist sie jetzt in einer besseren Welt.«
    Lukas missverstand gründlich ihre Verzweiflung. Nein, sie trauerte keinesfalls um eine Freundin, zumal sie überhaupt nicht wusste, was diese gerade machte. Luzia hoffte nur, dass dieses böse Weib mit ihrer Schuld weiterleben musste, bettelarm, abgebrannt und angeklagt des Mordes.
    Hinter Lukas‘ Rücken zog das Kutschpferd Mechthilds Reichtümer in Richtung des Gesindehauses, geführt eindeutig von dem Henker, auf dem Bock ein zusammengesunkener Mann, dessen helles Haar einen Kranz um seinen Kopf bildete. Es sah nicht so aus, als ob Mechthild bei den beiden wäre. Luzia zog Lukas in die entgegengesetzte Richtung.
    »Lass uns nachsehen, ob das Feuer sich nicht ausbreitet.«
    Widerstandslos folgte er. Wahrscheinlich hatte auch er genug von der schnatternden Mädchenhorde und genoss es, mit seiner Gemahlin eine Weile allein zu verbringen.
    Das Dach des Hauses brannte lichterloh, auch aus den Fenstern des ersten Stocks loderten Flammen, aber das Erdgeschoss wirkte völlig unberührt. Während oben die Fenster alle zersprungen waren oder Feuerzungen zwischen den Läden hervorschossen, sah Luzia unten noch nicht einmal Licht hinter dem vergitterten Glas der Fenster.
    Auch Lukas bemerkte das. »Der Anbau brennt von unten nach oben, aber das Haupthaus fing über den Dachboden Feuer. Das hätte eine gute Brandwehr verhindern können.«
    »Ja, durchaus.«
    »Nur Glück, dass ich meine Berechnungen für den Landgrafen beendet habe. Bei dieser Aufregung käme ich nicht mehr dazu.« Er wandte kurz seinen Blick von der Feuersbrunst ab, um sie anzusehen. »Danke, dass du meine Notizen wiedergefunden hast. Jetzt kann ich ihm ohne schlechtes Gewissen sein Horoskop schicken.«
    Der erste Lichtschein flackerte in dem Fenster, das zum Raum neben dem Eingang gehörte. Eine Gestalt erschien dahinter, die eindeutig einen Ausgang suchte. Sie gestikulierte und schlug gegen das Glas.
    »Da ist noch jemand!«, rief Luzia. »Mechthild?«
    Lukas brauchte keine Schrecksekunde, um auf das Haus zuzulaufen. Wie Tropfen fielen Stücke des brennenden Dachs von der Regenrinne, vor denen er sich mit über dem Kopf verschränkten Händen schützte. Er rannte direkt zum Eingang, der noch immer unberührt aussah. Gleich griff er nach der Klinke, rüttelte daran, warf sich gegen die Tür. Luzia wusste, wie massiv das Holz und die Riegel waren. Hatte

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