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Die Huren des Apothekers

Die Huren des Apothekers

Titel: Die Huren des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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sie doch!«
    »Sprich deutlich, Weib.« Frank verstand es, seiner Stimme einen drohenden Ton zu geben. Gleich sank das Weib in seinen Armen zusammen.
    »Einen Fehler beging ich in meinem Leben, und muss ich jetzt immer dafür büßen? Dabei wollte ich doch nur helfen!«
    »Von Anfang an, Weib. Sprich!« Das hatte Frank zwar nicht vorgehabt, aber wenn sie jetzt soweit war, wollte er auch wissen, was dahintersteckte.
    »Das Mädchen, es war so unschuldig und verzweifelt, sie konnte nichts dafür, ihr Vater war ein Vieh. Ich wollte ihr so gerne helfen, nahm sie auf bei mir in meiner Hebammenkate, um sie von ihm fernzuhalten. Und … das war mein Fehler, ich war zu gutmütig. Das Kind … ich machte es weg. Inzest ist eine Sünde, Gott würde mir vergeben, dachte ich. Das dumme Ding schwor, es niemandem zu sagen, und dann erfuhr es doch ihre beste Freundin unter dem Siegel der Verschwiegenheit, und die erzählte es weiter, auch unter der Bedingung, es nicht weiterzugeben. Am Schluss wusste es das ganze Dorf und ihr Vater zeigte mich an. Sie wollten mir die Beine brechen, da gestand ich. Der Richter versicherte mir, es würde mich nur einen Tag am Pranger kosten. Welche Lüge! Sie wollten mich von vornherein auf den Scheiterhaufen stellen. Ein junges, hübsches Ding war ich damals, und das gesamte Gericht bekam am Tag vor der Vollstreckung sein Vergnügen mit mir. Anschließend besoffen sie sich mit dem Wein, den sie von meinem Ersparten gekauft hatten. Zerschlagen und am Boden zerstört lag ich in meiner Zelle, als Henslin kam. Auch er suchte nur, eingeladen vom Richter, seine Wollust zu befriedigen, was er auch tat, doch dann kam ihm die Idee, was er mit einer Hebamme unternehmen könne. Ich redete ihm gut zu, fabulierte das Blaue vom Himmel herunter, um ihn nur davon zu überzeugen, dass ich ihm nützlich sei.«
    »Und er befreite dich aus dem Kerker.«
    »Das tat er. Niemand im Dorf war mehr nüchtern, alle schliefen ihren Rausch aus, um für den nächsten Tag das Volksfest, meine Hinrichtung genießen zu können. Da war es einfach für ihn, mich herauszutragen, denn alleine laufen konnte ich nicht mehr. Er versteckte mich auf seinem Kräuterkarren und fuhr mit mir fort, über die Landesgrenze, wo er mir einen neuen Namen gab. Er gründete eine Apotheke aus dem Erbe seiner Mutter und mich hieß er, mein Gewerbe fortzuführen. Doch immer wieder forderte er Tribut.«
    Der Anbau prasselte und knackte, während die Flammen immer höher stiegen und das Dach erfassten. Immer wieder hüllten sie beißende Rauchwolken ein. Mechthild sprach die Wahrheit. Frank hielt eine verurteilte Hexe im Arm, die ihrer gerechten Strafe entflohen war.
    »Welchen Tribut?«
    »Kurz vorher hatte er den wahren Namen seines Vaters erfahren: Peter Nirsch.«
    Bei diesem Namen kochte die Wut in Frank über. Die Verbrechen dieses Mannes waren einmalig seit Jahrhunderten, und so grausam seine Hinrichtung auch gestaltet wurde, dem Leiden seiner Opfer wurde sie nicht gerecht. Frank schüttelte Mechthild, bis sie schluchzend weitersprach.
    »Henslin hat seine Mutter umgebracht! Sie weinte, als sie vom Tod ihres Vergewaltigers erfuhr, und da würgte er sie, bis sie sich nicht mehr rührte. Nach diesem Verbrechen verspürte er keinen Drang mehr, seine Begierden zu zügeln. Genau wie Nirsch wollte Henslin sich hemmungslos seiner Wollust hingeben, wozu er als erstes meinen Leib missbrauchte. Doch ich genügte ihm nicht lange, da überfiel er andere. Und jedes Mal hinterher verlangte ihn nach dem Zaubermittel, das seine Verbrechen für andere unsichtbar machte, damit die Obrigkeit ihn nicht fasste und bestrafte.«
    »Welches Zaubermittel?«
    Auf einmal zeigte Mechthild Widerstand, versuchte sich zu befreien. Frank drehte ihr den Arm herum und zog ihn auf ihrem Rücken nach oben, bis sie vor Schmerzen schrie und bettelte, er möge aufhören. Fest drückte er die Knochen ihres Armes zusammen, bis sie knackten, dann lockerte er seinen Griff. »Also?«, fragte er drohend.
    »Die Herzen ungeborener Kinder!«, keuchte sie. »Viel kann passieren bei einer Geburt, und so manches Mal rettet auch die beste Hebamme weder Kind noch Mutter. Das erste Mal versuchte ich, was ich in einem medizinischen Buch gesehen hatte, die Sectio caesarea, um wenigstens das Kind auf die Welt zu bringen. Henslin beobachtete mich dabei. Als das Kind tot vor ihm lag, nahm er mir das Messer aus der Hand und holte sich sein Herz, genauso wie sein Vater es über Jahrzehnte getan hatte, damit er

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