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Die Huren des Apothekers

Die Huren des Apothekers

Titel: Die Huren des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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begriff nie, was die Apothekerin dort hinauf zog. Alle Befürchtungen haben sich schließlich ja auch erfüllt. Fürchtest du denn nicht, dass auch dich in der Einsamkeit Räuber heimsuchen?«
    Für einen Augenblick dachte Luzia an den bärenstarken Frank und wie er allein mit all den üblen Kerlen fertig geworden war. Er und die hübsche Elße hatten die Hütte blitzsauber hinterlassen, sodass Luzia keinerlei Schwierigkeiten bekam, dort ein Pförtnerehepaar unterzubringen. Wo auch immer die beiden ihr Unterkommen gefunden hatten, Luzia wünschte ihnen von Herzen Glück.
    »Räuber? Nein, wir leben bescheiden in unserem Haus. Die Wertgegenstände, die wir besitzen, sind für andere wenig lukrativ: Bücher, wissenschaftliche Instrumente, alchemische Ingredienzien. Mein Gemahl rühmt sich nicht, Gold herzustellen, bemüht sich nicht einmal dessen, so werden also auch keine Räuber angezogen, die es auf sich nehmen, unsere wehrhafte Festung zu überfallen. Meiner Meinung nach öffnete einer der Knechte die Türen des Apothekers von innen. Wahrscheinlich dieser Ottin, von dem man nie wieder hörte.«
    »So wird es gewesen sein. Sag, Frau Luzia, stimmt es, dass du ein Zaubermittel im Garten gefunden hast?«
    In der Erinnerung an die Herkunft schauderte Luzia zusammen, was Hilde sehr wohl registrierte. »Eine Diebeshand. Sie lag im Gras vor dem abgebrannten Gebäude, wohl von den Räubern fallengelassen. Durch diese Hexerei wurden die Bewohner betäubt und überwältigt. Es wirkte so fürchterlich, dass wohl der Apotheker, die arme Mechthild und einer der Knechte schlafend verbrannten.«
    Hilde bekreuzigte sich. »Möge der Herr ihren Seelen gnädig sein. Die Apothekerin wurde auf der Schwelle gefunden, grässlich verkrümmt und verbrannt, sagt man. Beinahe hätte sie es in die Freiheit geschafft und habe wohl entsetzliche Schmerzen leiden müssen. Ich bete darum, dass uns allen ein solches Schicksal erspart bleibe.«
    Luzia schwieg mit ihr zusammen einige Minuten, dann ruckelte sie auf ihrem Stuhl hin und her. »Frau Hilde, ich bedaure, mein Zustand bereitet mir dann und wann Ungelegenheiten. Das Wasserlassen …«
    »Oh sicher! Dergleichen hört man oft, auch ich hatte meinerzeit ähnliche Beschwerden. Warte, die Magd wird dir die Gelegenheit zeigen.«
    Hilde klingelte mit einer auf dem Tisch stehenden Schelle und Luzia folgte dem säuerlich dreinschauenden Hausmädchen zum Örtchen im Hinterhof. Sie stellte sich vor die Tür, nachdem Luzia eingetreten war. Dies genau wünschte sie sich nicht, weshalb sie noch einmal hinausschaute. »Bitte, du kannst gehen.«
    Mürrisch verschränkte die Magd die Arme vor der Brust. »Ich muss hinterher sauber machen, sonst schimpft die Herrin.«
    »Ich versichere dir, du musst deshalb nicht warten. Wenn deine Herrin dich tadelt, verweise sie an mich. Diesmal wird es länger dauern, du verstehst? Ich bin in gesegneten Umständen, was so manches Mal nicht so angenehm ist.«
    Die Entgegnung der Magd ähnelte einem Grunzen, aber schließlich ging sie doch. Luzia drehte sich herum. Oberflächlich sah es hier reinlich aus, jedoch der Geruch stieß sie ab. Da lobte sie sich das, was Lukas einem Necessarium ähnliches in dem Haus auf dem Lahnberg installieren ließ, wo durch das Wasser des Bächleins alles Unangenehme gleich fortgespült wurde.
    Nachdem die Magd um die Ecke verschwunden war, schlich Luzia zurück ins Haus. Der Professor war bei Weitem nicht so wohlhabend wie Lukas, was sich sowohl in der Ausstattung des Hauses als auch in der Größe zeigte. Da der Professor wohl seine Habseligkeiten aus dem in einen Salon umgewandelten Arbeitszimmer in einen anderen Raum gebracht hatte, blieben nicht viele Möglichkeiten übrig. Luzia sprang federleicht die Treppe empor, worüber sie sich selbst wunderte. Sollte sie nicht viel schwerfälliger laufen? Auf gar keinen Fall hörte sie jemand.
    Das Schlafzimmer befand sich hier, die Dienstbotenquartiere eine Treppe höher unter dem Dach. Noch zwei weitere Türen gab es, von denen eine in die Wäschekammer führte und die zweite Luzias schlecht gelüftetes Ziel markierte. Einstmals wohl das Schlafgemach einer alten Dame, stapelten sich jetzt Kisten und Bündel auf und über der abgedeckten Bettstatt. Nicht zueinander passende Stühle dienten als Untersatz für eine Kleidertruhe und ein unordentlicher Haufen auszubessernden Weißzeugs bedeckte ein Stehpult. Dort musste es sein!
    Luzia merkte sich genau die Anordnung der Wäsche und hob sie behutsam

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