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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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gewesen. Ein Genie, aber verrückt.«
    »Und was dann?«, sagte ich. »Sie haben Ihre Persönlichkeit um einen toten Dichter herum konstruiert. Was dann?«
    »Sie diente als Schablone, um die die KI gezüchtet wurde«, sagte Johnny. »Der Cybrid ermöglicht es mir, meine Rolle in der Gemeinschaft der Dateiebene auszuführen.«
    »Als Dichter?«
    Johnny lächelte wieder. »Mehr als Gedicht«, sagte er.
    »Als Gedicht?«
    »Ein fortwährendes Kunstwerk – aber nicht im menschlichen Sinne. Vielleicht ein Puzzle. Ein variables Rätsel, das gelegentlich ungewöhnliche Einsichten in ernstere Zweige der Analysis bietet.«
    »Verstehe ich nicht«, sagte ich.
    »Spielt wahrscheinlich auch keine Rolle. Ich bezweifle sehr, dass mein … Zweck der Grund für den Anschlag gewesen ist.«
    »Was war Ihrer Meinung nach der Grund?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Ich spürte, wie wir dabei waren, unseren Kreis zu schließen. »Na gut«, sagte ich. »Ich werde versuchen herauszufinden, was Sie in diesen verlorenen fünf Tagen gemacht haben und mit wem Sie zusammen waren. Fällt Ihnen außer der Kreditabrechnung noch etwas ein, das uns helfen könnte?«
    Johnny schüttelte den Kopf. »Sie wissen natürlich, weshalb es wichtig für mich ist, Identität und Motiv des Täters zu erfahren?«
    »Klar«, sagte ich. »Sie könnten es wieder versuchen.«

    »Präzise.«
    »Wie kann ich Sie erreichen, falls erforderlich?«
    Johnny gab mir einen Kontaktchip.
    »Eine sichere Leitung?«
    »Sehr.«
    »Okay«, sagte ich. »Ich melde mich bei Ihnen, wenn ich weitere Informationen habe.«
    Wir verließen die Bar und gingen zum Terminex. Er entfernte sich, also machte ich drei schnelle Schritte und packte ihn am Arm. Es war das erste Mal, dass ich ihn berührte. »Johnny. Wie heißt der Dichter der Alten Erde, den sie wiederbelebt haben …«
    »Rekonstruiert.«
    »Was auch immer. Auf dem Ihre KI-Persönlichkeit basiert?«
    Der attraktive Cybrid zögerte. Mir fiel auf, dass seine Wimpern sehr lang waren. »Wie kann das wichtig sein?«, fragte er.
    »Wer weiß, was wichtig ist?«
    Er nickte. »Keats«, sagte er. »Geboren 1795 nach Christus. 1821 an Tuberkulose gestorben. John Keats.«
     
    Jemandem durch eine Reihe von Farcasterveränderungen zu folgen ist so gut wie unmöglich. Besonders wenn man unentdeckt bleiben will. Die Netz-Polizei kann es, vorausgesetzt, sie setzt etwa fünfzig Agenten auf die Aufgabe an sowie ein paar exotische und verdammt teure High-Tech-Spielzeuge, ganz zu schweigen von der Zusammenarbeit mit der Transitbehörde. Für einen Einzelnen ist die Aufgabe praktisch nicht zu bewältigen.
    Dennoch war es ziemlich wichtig für mich herauszufinden, wohin mein neuer Klient unterwegs war.
    Johnny drehte sich nicht um, als er den Terminexvorplatz überquerte. Ich ging zu einem Kiosk in der Nähe und verfolgte durch mein Taschenokular, wie er an einem manuellen Diskey
einen Code eingab, die Karte einführte und durch das glühende Rechteck trat.
    Wenn er einen manuellen Diskey benützte, sprach das dafür, dass er zu einem öffentlichen Portal reiste, da private ’Castercodes normalerweise auf vertrauliche Chips geprägt sind. Toll! Damit hatte ich sein Ziel auf ungefähr zwei Millionen Portale auf hundertfünfzig Netzwelten und noch mal halb so vielen Monden eingegrenzt.
    Mit einer Hand zog ich das rote »Futter« meines Mantels nach außen, während ich gleichzeitig die Replaytaste des Bildaufzeichners drückte und durch die Linse verfolgte, wie er die Diskeysequenz vergrößerte. Ich zog eine rote Mütze heraus, die zum neuen roten Mantel passte, und schob das Schild tief ins Gesicht. Während ich rasch über den Vorplatz ging, befragte ich mein Komlog nach dem neunstelligen Transfercode, den ich im Bildaufzeichner gesehen hatte. Ich wusste, die ersten drei Ziffern bedeuteten die Welt Tsingtao-Hsishuang Panna – ich hatte mir sämtliche planetaren Vorwahlen eingeprägt –, und erfuhr einen Augenblick später, dass der Portalcode in einen Wohnbezirk der Stadt Wansiehn, Erste Expansion, führte.
    Ich hastete zum ersten freien Portal und ’castete dorthin  – und betrat eine kleine Terminexplaza mit ausgetretenem Kopfsteinpflaster. Uralte orientalische Geschäfte lehnten aneinander, Zinnen ihrer Pagodendächer hingen über enge Seitenstraßen. Menschen drängten sich auf der Plaza; bei den meisten handelte es sich eindeutig um Nachkommen der ersten Langflug-Exilanten, die THP besiedelt hatten, aber es waren auch eine Menge

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