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Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen

Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen

Titel: Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Haarmann
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Sprachform der in Hieroglyphen geschriebenen Texte (Hieroglyphen-Luwisch; früher auch Bild-Luwisch genannt) weicht von der Sprache der luwischen Keilschrifttexte ab. Manche Forscher sehen darin die Differenzierung in zwei Sprachen, andere eine dialektale Unterscheidung.
    Das Luwische wurde mehr als acht Jahrhunderte lang geschrieben, vom 16. Jahrhundert bis ca. 700 v. Chr. Dazu wurden zwei verschiedene Schriftarten verwendet: eine Variante der sumerischen Keilschrift sowie eine einheimische anatolische Hieroglyphenschrift. Luwische Keilschrifttexte aus der Zeit zwischen 1600 und 1200 v. Chr. wurden in den Archiven der hethitischen Hauptstadt Hattusa gefunden. Texte in Hieroglyphen-Luwisch (in der Hauptsache Steininschriften und Königssiegel) stammen aus der Zeit zwischen 1300 und 700 v. Chr. Man hielt sie im Anfangsstadium der Entzifferung für Hethitisch und bezeichnete diese Schriftart als «hethitische» Hieroglyphen. Es ist aber geklärt, dass die Sprache dieser Texte das Luwische ist.
    Der Zeichenschatz der Hieroglyphenschrift setzte sich zusammen aus Wortzeichen (Logogrammen), aus Zeichen mit silbischem Wert und aus Determinativen (mit Hinweis auf die Bedeutungsgruppe eines Wortes im Text). Aus dem gesamten Zeitraum des hieroglyphen-luwischen Schrifttums sind mehr als 450 Einzelzeichen überliefert; zur Schreibung eines Textes reichten 150 bis 200 Zeichen aus.
    Wichtige Fundstätten des Hieroglyphen-Luwischen liegen im südlichen Anatolien und im nördlichen Syrien sowie auch im westlichen Kleinasien (Karabel, Akpinar). Großes Aufsehen erregte ein 1995 in Troja entdecktes luwisch beschriftetes Bronzesiegel, das erste Schriftdenkmal an dieser Ausgrabungsstätte. Es stammt aus der Zeit um 1130 v. Chr. Im 13. Jahrhundert v. Chr.war Troja (hethitisch: Wilusa) ein Vasallenstaat des Hethiterreichs. Das Siegel stammt aber aus einer Zeit, als dieses Reich nicht mehr existierte. Die Steininschriften in Hieroglyphen-Luwisch sind bereits Anfang des 19. Jahrhunderts in den Bergheiligtümern entdeckt worden, konnten aber erst aufgrund der zweisprachig phönizisch-luwischen Inschriften von Karatepe in Südanatolien (spätes 8. Jh. v. Chr.) entziffert werden.
    Das inschriftlich aus der Zeit um 400 v. Chr. bekannte Lykische ist ein später Ableger des Luwischen.
    Die Phryger. Antiken Quellen zufolge sind die Phryger, aus Mazedonien oder Thrakien kommend, nach Kleinasien eingewandert. Diese Migration lässt sich etwa dem 12. Jahrhundert v. Chr. zuordnen, verlief also unabhängig von und deutlich später als die der Hethiter und der Luwier. Die Phryger sind namengebend für die historische Landschaft Phrygien im nördlichen Inneranatolien. Diese grenzte im Westen an Lydien, im Süden an Kilikien und erstreckte sich im Osten bis über den Fluss Halys. Homer erwähnt in seiner «Ilias» (2.862ff.) die Phryger als Nachbarn und Verbündete der Trojaner. Im 9. Jahrhundert und vor allem im 8. Jahrhundert v. Chr., unter Midas II., entstand ein ausgedehntes altphrygisches Reich, das aber 696/95 von den Kimmeriern zerstört wurde. Seit Ende des 7. Jahrhunderts stand Phrygien unter lydischer und seit Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. unter persischer Kontrolle. Im 3. Jahrhundert v. Chr. schließlich besetzten Kelten den östlichen Teil Phrygiens (Galatien), der westliche Teil wurde von Pergamon annektiert.
    Die Kulturtraditionen der Phryger sind stark geprägt von denen ihrer Nachbarn sowie ihrer Vorgänger in Kleinasien. Auf das altanatolische Erbe weist der Kult der Großen Göttin Kybele (von den Hethitern Kubaba genannt), deren Hauptheiligtum in Pessinous (ca. 130 km südwestlich von Ankara) stand. Symbol der Göttin war dort ein heiliger Stein, ein schwarzer Meteorit. Dieser Stein hat eine abenteuerliche Geschichte, denn er wurde im Jahre 204 v. Chr. als Ergebnis diplomatischer Verhandlungen zwischen Pergamon und Rom von den Römern nach Italien gebracht. In der mythisch verklärten Geschichtsbetrachtung wendetedie Magna Mater (‹Große Mutter›) die Bedrohung Roms durch die Karthager ab und wurde seither als Schutzgöttin der römischen Metropole verehrt. In vielen Statuen trägt Kybele eine Mauerkrone.
    Aus dem Westen, insbesondere aus den Städten an der ionischen Küste, gelangte griechischer Einfluss nach Phrygien, und spätestens ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. dominierte dort die griechische Schriftlichkeit das Kulturschaffen. Das im 8. Jahrhundert v. Chr. geschaffene phrygische

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