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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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schwindlig wurde.
    »Oder hat einer«, fragte ich keuchend, »der einen Dübel in die Wand treibt, die Grenzen seines Zimmers überschritten?«
    »Ich glaube, wir haben uns von unserer eigenen Terminologie in die Irre treiben lassen«, sagte Nora, als wir wieder Atem geschöpft hatten. »Wir sagen Grenze und verbinden damit den Begriff, den der Mensch davon hat – den Begriff einer scharfen Trennung!«
    »Ja, wir haben ein Problem gesehen, wo gar keins ist. Der Storo arbeitet gar nicht in einem begrenzten Raum, eine Grenze setzt voraus, daß beiderseits etwas existiert, aber für ihn existiert nur der Raum, und das ist auch schon wieder falsch, denn Existenz ist ein Begriff, der auch nicht für sein inneres Umweltmodell zutrifft. Aber darüber sollen sich andere streiten. Wir wissen jetzt erst mal, wo das Problem nicht liegt, und das ist schon etwas!«
    »Dann kommen wir auch noch dahinter, wo es in Wirklichkeit liegt!« sagte Nora zuversichtlich.
    »Gut, fangen wir also von vorn an. Primär ist für den Storo das innere Umweltmodell.«
    »Sekundär ist die Umgebung«, setzte Nora fort. »Seine Aktivität ist darauf gerichtet, die Umgebung dem Modell anzupassen, und zwar optimal nach Zeit, Aufwand und Ergebnis.«
    »Wobei jedoch«, wandte ich ein, »die Umgebung auf das Modell zurückwirkt, indem die Ergebnisse der Aktivität in das Modell eingehen. Dieser Grundprozeß ist von außen nicht zu beeinflussen. Nicht durch Auftragserteilung.«
    »Soweit waren wir bisher auch schon«, bestätigte Nora, »und über diesen Punkt sind wir nicht hinausgekommen, und weißt du warum? Weil wir immer nur an den geometrischen Raum und seine Grenzen gedacht haben – und nicht wie jetzt an die Umgebung, zu der ja viel mehr gehört.«
    »Sonnenklar«, sagte ich, »die Umgebung – das sind die sachlichen Bedingungen der Produktion. Es gibt also folglich zwei grundsätzliche Kanäle, über die sein Verhalten gesteuert werden kann – die Auftragserteilung und die sachlichen Bedingungen der Produktion, also die Umgebung, wenn wir uns mal auf diesen Begriff einigen.«
    »Dann stellen sowohl die Entziehung der Stromversorgung als auch dein Vorschlag über die Rationierung des Sprengstoffs Versuche dar, den Storo über den zweiten Kanal zu steuern. Und dieser Kanal ist bisher überhaupt noch nicht gründlich durchdacht worden, weil wir ihn immer nur für ein Problem des konkreten Einsatzes gehalten haben. Uff! Jetzt haben wir’s im Griff.« Nora strahlte.
    »Ich glaube auch«, sagte ich zufrieden. »Und ich glaube sogar, über diesen Kanal müßte es möglich sein, das Verhalten des Storo, seine Aktivität, zu drosseln. Bis zum Null-Verhalten hinunter. Wollen wir für heute Schluß machen?«
    Davon wollte Nora nichts hören.
    »Man müßte das experimentieren«, sagte sie. »Was würde wohl passieren, wenn man Caesar keine neuen Werkstücke zum Bearbeiten geben würde? Das versuch’ ich mal! Das mach’ ich!«
    »Ob der Professor da zustimmt?«
    »Das nehm’ ich auf meine Kappe!« sagte Nora forsch.

    Das Ding, das sich in der Box A 27 befunden hatte, sah aus wie ein Fotoapparat. Eine halbe Stunde hatte Horst Heilig uns zugebilligt, dann mußte es wieder in die Gepäckbox des Karl-Marx-Städter Bahnhofs zurückgebracht werden, damit der Gegner keinen Verdacht schöpfte.
    Wir – das waren in diesem Fall ein Kriminaltechniker aus Berlin und ich, und unsere Werkstatt war ein PKW. Wir fuhren in eine unbelebte Seitenstraße und hielten dort an.
    »Wenn wir Pech haben, ist das Ding durch eine Sprengladung gesichert!« sagte der Genosse. Er befestigte an beiden Teilen mit Heftpflaster je ein Stück Schnur, legte das Gerät auf den Rücksitz, öffnete vorsichtig die Halteklammern.
    Dann stiegen wir aus, machten die Hintertüren auf, nahmen jeder das Ende einer Schnur und gingen hinter den Türen in Deckung.
    »Auf drei!« sagte der Techniker.
    »Gut.«
    »Eins – zwei – drei!«
    Ich zog mit einem kräftigen Ruck – nichts geschah.
    »Na also«, brummte der Genosse, und wir stiegen wieder ein. Da, wo bei der Kamera die Filmkassetten sind, hatte das Gerät Batterien. Sonst sah man außer einigen Drähten nur gedruckte Schaltungen, Transistoren und in der Mitte statt der Optik einen kleinen Zylinder, der bis an die Hinterwand reichen mußte.
    Der Genosse aus Berlin fertigte sich eine Skizze an, notierte verschiedene Typenbezeichnungen, die wir mit Hilfe einer Lupe entzifferten, und machte dann noch einige Aufnahmen vom Innern des Geräts

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