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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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noch – schnell, geschickt, zielsicher. Und hatte nur noch für fünf Minuten Energie.
    »Ich glaube fast…« murmelte der Parteisekretär, »nein, das kann doch nicht…«
    »Was?« fragte der Professor, fast gierig.
    »Also nach den Teilen, die er da aus- und zusammenbaut, ich konnte ja nicht alles erkennen, aber…«
    »Nun sagen Sie doch schon!« rief der Professor ungeduldig.
    »Ich glaube, er baut einen Gleichrichter!«
    Atemlose Stille herrschte. Jeder wußte wohl, was das bedeutete: Die verschiedenen Aggregate wurden mit Wechselstrom betrieben. Wenn Anton einen Gleichrichter hatte – Transformatoren gab es genug in den Geräten –, konnte er überall die Leitung anzapfen und sich selbst mit Strom versorgen!
    »Großartig!« flüsterte der Professor.
    Ich war eigentlich anderer Meinung, und nicht ich allein, wie ich bemerken konnte, aber ich hütete mich zu widersprechen, um nicht pessimistische Stimmungen zu unterstützen. So ganz unrecht hatte ja der Professor auch wieder nicht – zumindest hatte Anton eine außerordentliche Stabilität gegenüber Störungen bewiesen, und das war auch etwas wert. Und übrigens konnte man ihm ja auch die Zufuhr von Dingen sperren, für die er keinen Ersatz beschaffen konnte.
    Zunächst kam ich nicht dazu, diesen Gedanken zu Ende zu führen, denn Anton zapfte jetzt tatsächlich die Leitung an, lud sich auf und verschwand aus unserem Gesichtskreis – er nahm die Arbeit wieder auf.
    »Jetzt bleibt uns nur noch, den Strom ganz abzuschalten«, sagte Sepp Könnecke.
    »Nein, wissen Sie was«, entgegnete der Professor in der besten Laune, »setzen Sie ihn doch hier vorn irgendwo an, er soll eine zweite Strecke vortreiben und die Masse in diese erste Strecke transportieren, da kann ihn die Kommission wenigstens sehen. Aber geben Sie ihm auch weiterhin keine Energie, ich möchte wissen, ob der Informationsaustausch als Signal für den Kontakt wirklich auf die Dauer ausreicht.«
    »Ja, das ist auch eine Möglichkeit«, meinte der Steiger. In der Trockenheit seines Tones lag Anerkennung.
    Mir fiel mein Gedanke von vorhin wieder ein. »Ich sehe noch mehr Möglichkeiten«, sagte ich.
    »Aha, der Stratege hat das Wort!« verkündete der Professor.
    »Rationieren Sie ihm den Sprengstoff«, schlug ich vor. »Er wird dann seine Arbeitsweise nach den Rationen richten und sicher die produktivste Möglichkeit finden, aber ebenso sicher wird sie weniger produktiv sein als die jetzige, und damit kann man das Tempo regulieren.«
    »Wunderbar«, rief der Professor, »damit hätten wir das Problem praktisch gelöst. Ich will nur hoffen, daß Doktor Tischner uns nun auch bei der theoretischen Seite der Sache mit gleichem Erfolg unterstützt!« Er wandte sich direkt an mich. »Sie haben doch meine Denkaufgaben nicht vergessen? Wir dürfen der Kommission nicht ein halbes Hundert praktische Lösungen anbieten, sie können eine allgemeingültige verlangen, und die kann nur aus Einsicht in die tieferen Zusammenhänge kommen!« Er wandte sich wieder an alle. »Das gilt übrigens für alle. Sie müssen begreifen, daß ohne diese Lösung unsere Arbeit nicht als abgeschlossen betrachtet werden kann!«

    Werner und ich ließen den Wagen etwa einen Kilometer vor dem Zeltplatz stehen und gingen zu Fuß weiter. Wir hatten beschlossen, ihn offen zu betreten, und das erwies sich als richtig, denn es war zwar schon nach Mitternacht, aber wir waren durchaus nicht die einzigen, die noch unterwegs waren – wie sich jeder denken kann, wenn ich hinzufüge, daß die Sommernacht lau war und der Mond schien.
    Die Platzmeisterei und auch die Wohnungen ihrer Mitarbeiter waren in Leichtbauten untergebracht, in die einzudringen nicht schwierig war. Wir mußten dabei nur berücksichtigen, daß das Zimmer des Residenten, wie wir ihn getauft hatten, möglicherweise in seiner Abwesenheit von anderen Mitgliedern seiner Gruppe überwacht wurde. Wir legten uns deshalb etwa zwei Stunden auf die Lauer, bevor wir uns Zugang verschafften – man durfte wohl annehmen, daß eine eventuelle Wache in dieser Zeit abgelöst worden wäre.
    Natürlich hatten wir die Abwesenheit des Residenten auf dienstlichem Wege organisiert, und auch unsere Leute, wir hatten jetzt drei hier, waren entweder nicht da oder befanden sich in Gesellschaft, damit auf sie wegen des Einbruchs kein Verdacht fallen konnte. Denn der Gegner würde sich natürlich zuerst fragen, ob das nicht eine Aktion von uns sein könnte, und falls ihm doch schon der eine oder

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