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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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nur Andrew blieb am Feuer.
    Die Luft war angenehm warm, und wir bauten uns Nachtlager aus Picknickdecken, Handtüchern und den von Keith und Andrew aus der Bucht gefischten Kleidungsstücken, die inzwischen getrocknet waren.
    Die Paare machten sich Doppelbetten, nur Connie und ich hatten separate Schlafplätze, die zwar nebeneinander lagen, aber doch einen guten Meter Abstand voneinander hatten. Für mich war das okay. Sie gab mir einen spitzen Gute-Nacht-Kuss, dann krochen wir unter unsere improvisierten Decken.
    Connie hatte die Lage ihres Schlafplatzes extra so gewählt, dass sie mir die Sicht auf Billie versperrte, die nur drei Meter von mir entfernt schlief.
    Auch Kimberly, die auf der anderen Seite lag, konnte ich nicht sehen, weil sie und Keith Thelma gebeten hatten, sich zu ihnen zu legen. Es war zwar nett von ihnen, dass sie Thelma in der ersten Nacht ihrer Witwenschaft Gesellschaft
leisteten, aber mussten sie sich denn ausgerechnet so hinlegen, dass ich hinter Thelmas massivem Rücken Kimberly nicht mehr sehen konnte?
    Mir blieb also nichts anderes übrig, als meine Augen zu schließen und mich meinen Fantasien hinzugeben.
    Darüber musste ich wohl eingeschlafen sein, denn das Nächste, was ich weiß, war, dass mich jemand an der Schulter rüttelte. Ich öffnete die Augen und sah, dass der Himmel nicht mehr dunkel war. Außerdem war es nicht Keith, der mich weckte.
    Es war Andrew. Der Skipper. Zuerst erkannte ich ihn nicht, weil ich ihn bisher immer nur mit T-Shirt, Sonnenbrille und Baseballmütze gesehen hatte. Jetzt trug er nichts außer seinen khakifarbenen Shorts, und ich stellte fest, dass er graue Haare auf der Brust und eine Glatze hatte. Als er mich mit seltsam blassen Augen ansah, kam er mir viel älter vor und bei weitem nicht so knallhart wie sonst.
    »Was ist denn los?«, fragte ich.
    »Das wollte ich gerade dich fragen.« Er klang zwar nicht verärgert, aber besorgt. »Wieso stehst du denn nicht auf deinem Posten?«, fragte er.
    Darüber musste ich einen Augenblick lang nachdenken. »Weil mich niemand aufgeweckt hat«, sagte ich dann.
    »Keith hat dich nicht geweckt?«
    »Nein.«
    »Aber wieso denn nicht? Seine Wache war doch um vier zu Ende.«
    »Keine Ahnung. Aber es ist nicht meine Schuld. Schließlich habe ich keinen Wecker dabei.«
    Ich setzte mich auf und sah mich um. Thelma und Kimberly schliefen friedlich nebeneinander, aber Keith lag nicht bei ihnen.

    Auch sonst war er nirgends zu entdecken.
    »Wo ist er denn?«, fragte ich.
    »Weißt du es denn nicht?«
    »Nein, wie denn auch? Ich bin sofort eingeschlafen. Sie saßen drüben am Feuer, und Keith schlief neben Kimberly. Dort habe ich ihn zum letzten Mal gesehen.«
    »Es sieht Keith überhaupt nicht ähnlich, dass er seinen Posten verlässt«, sagte Andrew.
    »Vielleicht hatte er einen guten Grund dafür.«
    »Welchen zum Beispiel?«
    »Dünnpfiff?«
    »Er hätte dich vor drei Stunden wecken sollen«, sagte Andrew kopfschüttelnd.
    Er hatte Recht. Das war eine verdammt lange Zeit, um mit Durchfall im Dschungel zu hocken …
    »Vielleicht hat er mich ja absichtlich schlafen lassen«, sagte ich, aber dann sah ich, dass das Feuer nicht mehr rauchte und nur noch aus einem erkalteten Haufen Asche bestand. Offenbar hatte seit Stunden niemand mehr etwas nachgelegt.
    Auf einmal machte sich in meiner Magengrube ein seltsames Gefühl breit.
    »Was ist denn los?«, fragte eine müde Stimme neben mir. Es war Connie, die ziemlich mitgenommen wirkte. Sie gähnte und stützte sich auf einen Ellenbogen. Irgendwie sah sie süß aus mit ihren kurzen Haaren, die ihr in allen Richtungen vom Kopf abstanden und ihrem T-Shirt, das ihr von einer Schulter gerutscht war. Ich hatte sie noch nie am Morgen aufwachen sehen.
    Andrew erklärte ihr die Sache mit Keith. »Ist dir in der Nacht irgendetwas aufgefallen?«, fragte er. Connie gähnte noch einmal und schüttelte den Kopf. »Ich wette, dass er Joggen
gegangen ist oder so was. Er ist doch ein totaler Fitnessfreak. Wahrscheinlich rennt er einmal um die Insel rum.«
    »Möglich wäre es«, sagte Andrew, aber ich wusste, dass er das nicht glaubte. Um des Familienfriedens willen gab er häufig seiner Frau und den Mädchen Recht, auch wenn er selbst anderer Meinung war.
    Er stand auf, ging hinüber zu Billie und rüttelte sie an der Schulter. Offenbar hatte sie einen gesegneten Schlaf, denn sie stöhnte nur kurz auf und drehte sich auf die andere Seite. Dabei verrutschte ihr Bikini so, dass die Hälfte einer

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