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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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kurz aus, dann macht er den Mund auf, er weiß, was gleich kommt, noch bevor das Hirn den Gedanken formen kann. Er brüllt, als die Roadies aus der Menge treten, regelrecht los, ab da weiß er nur noch, dass er eingerollt wie ein Embryo am Boden liegt und etwas wie ein Schlosserhammer auf seinen Rücken eintrommelt. Er merkt, dass das Grunzen, das er bei jedem Schlag hört, von ihm selbst kommt, dabei tut ihm nichts weh, er spürt nur einen seltsam schmerzfreien Druck, und als ihm gerade dämmert, dass jemand auf ihn eintritt, taucht Mr Jones auf, mitten im Licht. Aber das passiert nicht etwa alles in Zeitlupe, sondern gefriert zu einer Serie überlappenderBlöcke. Hier ist Mr Jones, der aufrecht dasteht und seine Pistole aus dem Jackett zieht, da der massive Bodyslam von hinten, bei dem Billy durch die Luft fliegt, und da die Pistole – eine Beretta Px4, er sieht sie ganz deutlich in diesem festgefrorenen Moment –, die mit voller Kraft aus Mr Jones’ Hand saust. Wie ein Schlittschuh flitzt sie übers Eis, rasend, kreiselnd, bis knapp hinter Billys Reichweite, da geht sie hin, und er wirbelt herum, trotz des Fußes auf seinen Rippen, denn er muss wissen, wo sie hingeht –.
    Direkt zu Major Mac, stellt sich heraus. Der Major lupft, mit dem Sinn eines alten Torwarthasen für Timing und Einsatzökonomie, nur knapp eine Schuhspitze und klemmt die Beretta daunter fest. Dann holt er sie hoch, prüft die Sicherung, lädt sie durch, nach unten und vom Körper weg gerichtet, und jetzt hebt er mit der Eleganz aus vielen, vielen Übungsstunden den Arm und gibt einen Schuss nach oben ab.
    WAM.
    In der gesamten ausladenden medialen Nachbereitung des Spiels – reine Berichterstattung, Human-Interest-Quark, hirnerweichendes Geschnatter von Fernseh- und Radiofritzen – ist nirgends die Rede von einem Schuss nach dem Spiel. Alle Bravos werden das sehr merkwürdig finden. Tausende mussten ihn gehört haben; mit Sicherheit all die Hunderte, die sich bei dem Knall geduckt, verkrochen, über ihre Kinder geworfen und geschrien hatten oder weggerannt waren, und wer immer Billy die Scheiße aus dem Leib getreten hatte, auch der hatte jäh innegehalten. Seitdem liegt Billy einfach da und genießt eine Zeit lang die tiefe innere Ruhe, nicht mehr getreten zu werden. Er legt den Kopf schräg, damit ihm das Blut nicht in die Augen läuft, und beobachtet Major Mac, der die Beretta wieder sichert und behutsam auf den Boden legt. Danach steht der Major da, sehr aufrecht, die Arme zum T ausgefahren, die Ellbogen nicht angewinkelt, die Hände nicht auf dem Kopf, das wäre zu nahe an Kapitulationsgesten. Nein, er stehtmit schlicht seitwärts gereckten Armen da, einfach um den heranstürmenden Cops zu zeigen, dass er nicht mehr bewaffnet ist.
    »Major Mac volle Pulle«, murmelt Billy. Er sagt das vor allem, um sich selbst zu hören, um festzustellen, ob er noch da und heil ist.
    Die Polizisten brauchen eine ganze Weile, um die Lage zu klären. Anscheinend kompliziert es die Dinge, dass sie zu vielen verschiedenen Sorten Polizei gehören. Irgendwann wird endlich der Hummer für die Bravos geortet und herbeigeschafft, die Bravos werden hineinbugsiert, während nebenan auf der Plaza die Diskussionen weitergehen. Albert und Dime sind noch da, auch Josh und Mr Jones, allesamt konferieren mit einem Stab hochrangiger Polizisten. Major Mac steht leicht abseits, nicht direkt in Gewahrsam, aber mit zwei demonstrativ rechts und links postierten Polizisten. Die bisher aufgegriffenen Roadies stehen in einem erbärmlichen Haufen herum, mit Handfesseln, gesenkten Köpfen und Rücken zum Wind.
    Ein Polizist beugt sich in die offene Seitentür des Hummers. »Irgendwer hier, der ins Krankenhaus muss?«
    Die Soldaten schütteln die Köpfe. Neiiiiiin.
    Der Polizist zögert. Fast jeder Bravo blutet im Gesicht oder am Kopf. Die Roadies waren mit Schraubenschlüsseln, Stahlrohren, Brecheisen, weiß Gott was noch auf sie losgegangen.
    »Nur zur Sicherheit«, sagt der Polizist und zieht wieder ab.
    Sie finden zwei Coldpacks im Erste-Hilfe-Kasten der Limousine und lassen sie rumgehen. Mango hat eine Scharte über dem rechten Auge, Crack zwei Zähne weniger. An Days Stirn schwillt eine Beule auf Gänseeigröße an. Sykes und Lodis bluten aus der Nase beziehungsweise der Kopfhaut. Auf Billys Wange klafft ein sechs Zentimeter langer Riss, der das Jochbein freilegt – das war wohl der Treffer, der ihn niedergestreckt hatte. Sein ganzer Rumpf wummert vor Schmerz, irgendwie

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