Die irre Heldentour des Billy Lynn
ruft Dime zum Fahrer. »Und ab.«
»Ja, verdammt, nichts wie raus aus dem Scheiß hier«, sagt Sykes.
»Bevor die uns umbringen«, sekundiert Crack. »Bring uns irgendwohin, wo’s sicher ist. Bring uns zurück in den Krieg.«
»Anschnallen, alle«, sagt Dime, und Team Bravo tastet die Sitze nach Gurten ab. Dime bemerkt den Kirchturm in Billys Schoß.
»Stolzer Anblick da, Soldat«, murmelt er, nur zu Billy.
»Gegen manche Sachen kann man nichts machen, Sergeant.«
Dime gluckst. »Hast deinem Mädchen auf Wiedersehen gesagt?«
Billy nickt und dreht sich zum Fenster. Er weiß, er wird Faison nie wiedersehen, aber was weiß er schon? Wie kann überhaupt irgendwer irgendwas wissen – die Vergangenheit ist ein Nebel, der ein Gespenst nach dem anderen raushaucht, die Gegenwart ist mit 150 km/h über die Autobahn brettern, und das macht aus der Zukunft das ultimative schwarze Loch sinnlosen Spekulierens. Und trotzdem weiß er, oder jedenfalls glaubt er zu wissen, fühlt er es, eingegraben in die tiefste Gewissheit seiner Trauer, als er den Sitzgurt gefunden hat und festklickt, ein Klick wie vom letzten Riegel eines immensen, komplexen Schließsystems. Er ist drin. Auf dem Weg in den Krieg. Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen, gute Nacht, ich liebe euch alle. Er lehnt sich zurück, schließt die Augen und versucht, an nichts zu denken, während die Limousine sie davonträgt.
Danksagung
Dank gebührt und wird mit Freuden erwiesen: der Ucross Foundation und der Whiting Foundation, die beide das Schreiben dieses Buches gefördert haben. Vielen Dank an Gary Downey, Evan Mayer, Bethany Niebauer und Eric Reed für ihren Geleitschutz durchs Militärleben. Ganz besonderer Dank an Heather Schroder und Lee Boudreaux fürs Nicht-den-Glauben-Verlieren. Und schließlich tiefer Dank an meine Frau Sharie, ohne die ich schlicht und einfach verloren wäre.
B. F.
Danksagung der Übersetzerin
Auch die Übersetzerin dankt wie immer mit Freuden: Tom Farr, Ex-US-Airforce- und später Sektionsfotograf – für Geleitschutz durch all things American , die viel zu mobil sind, um es in Wörterbücher zu schaffen; Sebastian Stier, freier Sportreporter – der einfach weiß und gern teilt, wie American Football auf Deutsch reportiert wird; André Kröger, Chefzeugwart beim American Football Verband Deutschland – der Spielzüge wie Equipment samt Namen, Erklärungen und Links nur so aus dem Ärmel schüttelt; Andreas Breithaupt, Bundeswehrsoldat mit Auslandserfahrung – ich weiß nicht, wer mehr Spaß gehabt hat beim gemeinsamen Basteln an Waffen(systemen), militärisch-korrekten Bezeichnungen und heutigem Soldatendeutsch. Und last and foremost Ben Fountain – der mit viel Zeit, noch mehr Witz und liebevoller Akribie all die Fragen beantwortet hat, die trotzdem noch offen waren.
Informationen zum Buch
Billys Bravo-Team ist gerade mal vier Monate im Einsatz gewesen, als es in einem spektakulären Gefecht eine feindliche Elitetruppe ausschaltete. Zufällig wurde der Kampf von einem Kamerateam der Fox-News festgehalten. Weltweit ausgestrahlt, machte das Video die Soldaten über Nacht zu Superhelden.
Was lag näher für die Bush-Regierung als die Jungs heimzuholen und auf eine Victory-Tour durchs Land zu karren? Am letzten Tag dieser Tour erleben die jungen Soldaten wie wild-gewordene Cheerleader sich darum reißen, mit den Jungs ihren Spaß zu haben, wie Reiche und Superreiche sich im Ruhm der jungen Krieger sonnen, wie Hollywood-Filmproduzenten schon mal am Skript der Story basteln. Ein Tohuwabohu medialer Übersteigerung und Massenhysterie ...
Billy und die Jungs treiben auf einer Woge durch diesen Tag: Heimweh, Trauer, Alkohol, patriotisches Sentiment. Und dann eine plötzlich aufkeimende Liebe, die Billy seine Zweifel an diesem Krieg umso schärfer spüren lässt. Wird Billy sich abseilen? Auf seine Zweifel hören? Der Liebe folgen?
Ausgeleuchtet wie mit 10.000-Watt-Strahlern, verzerrt sich das Geschehen mitunter ins Groteske. Eine grelle Realsatire ist diese Parforce-Tour, ein Bravourstück über die Dynamik von Kriegs- und Medieneinsätzen, eine mit reißende Story darüber, was es heißt, ein junger Soldat zu sein: manipuliert und vom eigenen Land mittels hysterischer Anbetung missbraucht, Opfer eigener falscher Ideale – und dabei voller Sehnsucht nach Antworten und – nach dem Leben.
Informationen zum Autor
Ben Fountain, geboren in North Carolina, ist Jurist und Literaturwissenschaftler. Seine Erzählungssammlung Brief
Weitere Kostenlose Bücher