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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gehorche.«
    »Zunächst sollst du nach Tarabon zurückkehren und deine guten Werke fortsetzen. Ich befehle dir sogar, deine Anstrengungen zu verdoppeln.«
    Er sah Ba’alzamon verblüfft an, doch dann flammten hinter der Maske wieder Feuer auf, und er gebrauchte eine Verbeugung als Vorwand, um wegzusehen. »Wie Ihr befehlt, Großer Herr, so soll es geschehen.«
    »Zweitens wirst du nach den drei jungen Männern Ausschau halten und auch deine Anhänger nach ihnen suchen lassen. Sei gewarnt; sie sind gefährlich.«
    Der Mann, der sich Bors nannte, blickte zu den vor Ba’alzamon schwebenden Gestalten hinüber. Wie kann ich das tun? Ich kann sie sehen, aber ich kann nichts anderes wahrnehmen als sein Gesicht. Sein Kopf drohte zu bersten. Seine Hände unter den dünnen Handschuhen schwitzten, und das Hemd klebte an seinem Rücken. »Gefährlich, Großer Herr? Bauernjungen? Ist einer von ihnen der …«
    »Ein Schwert ist gefährlich für den, der davor steht, aber nicht für denjenigen, der den Griff hält. Es sei denn, der Mann, der das Schwert hält, ist ein Narr oder unvorsichtig oder ungeübt. In diesem Fall ist es für ihn doppelt so gefährlich wie für jeden anderen. Es genügt, dass ich dir befohlen habe, nach ihnen Ausschau zu halten. Es genügt, wenn du mir einfach gehorchst.«
    »Wie Ihr befehlt, Großer Herr, so soll es geschehen.«
    »Der dritte Punkt betrifft diejenigen, die auf der Toman-Halbinsel gelandet sind, und die Domani. Du wirst mit niemandem darüber sprechen. Wenn du nach Tarabon zurückkehrst …«
    Der Mann, der sich Bors nannte, merkte beim Zuhören, dass sein Mund offen stand. Die Anweisungen ergaben keinen Sinn. Wenn ich wüsste, was er zu ein paar der anderen gesagt hat, könnte ich mir vielleicht einen Reim darauf machen.
    Mit einem Mal fühlte er, wie sein Kopf von der Hand eines Riesen gepackt zu werden schien, der seine Schläfen fast eindrückte. Er wurde hochgehoben, und die Welt explodierte in tausend Feuerwerksraketen. Jeder Lichtblitz wurde zu einem Bild, das ihm durch den Kopf schoss oder wirbelte und in der Entfernung kleiner wurde, bevor er es auch nur halbwegs begreifen konnte. Ein unmöglicher Himmel mit roten und gelben und schwarzen Streifenwolken, die über den Himmel rasten, als würden sie von dem stärksten Sturm getrieben, den die Welt je erlebt hatte. Eine weiß gekleidete Frau – ein Mädchen? – schwamm in die Schwärze hinein und verschwand, kaum dass sie aufgetaucht war. Eine Rabe blickte ihm in die Augen, erkannte ihn und war weg. Ein gerüsteter Mann mit einem grotesken Helm, geformt und bemalt und vergoldet wie ein unheimliches, giftiges Insekt, hob sein Schwert und stürzte sich seitlich aus seinem Gesichtsfeld hinaus. Ein Horn, gekrümmt und golden, flog aus weiter Entfernung heran. Ein durchdringender Ton erklang, als es auf ihn zuflog. Der Ton riss an seiner Seele. Im letzten Moment blitzte es auf und wurde zu einem blendend goldenen Lichtring, der durch ihn hindurchglitt und ihn in Todeskälte erschauern ließ. Ein Wolf sprang aus dem Schatten des Nicht-Sichtbaren und biss ihm die Kehle durch. Er konnte nicht schreien. Der Strom floss weiter, ertränkte ihn, begrub ihn. Er konnte sich kaum noch daran erinnern, wer er war oder was er war. Aus dem Himmel regnete es Feuer, und Mond und Sterne stürzten herab; Blut rann in den Flussbetten, und die Toten standen auf; die Erde öffnete sich und spie geschmolzenen Fels aus …
    Der Mann, der sich Bors nannte, fand sich in gebückter Haltung im Saal wieder. Die meisten anderen musterten ihn schweigend. Wo immer er auch hinsah, nach oben oder nach unten oder sonst wohin, überall überwältigte ihn der Anblick von Ba’alzamons maskiertem Gesicht. Die Bilder, die seinen Geist überflutet hatten, verschwammen langsam; er war sicher, dass er vieles bereits vergessen hatte. Zögernd richtete er sich auf. Ba’alzamon befand sich unverändert genau vor ihm.
    »Großer Herr, was …?«
    »Es gibt Befehle, die zu wichtig sind, sodass selbst der, der sie ausführt, nichts davon wissen soll.«
    Der Mann, der sich Bors nannte, verbeugte sich beinahe doppelt so tief wie zuvor. »Wie Ihr befehlt, Großer Herr«, flüsterte er heiser, »so soll es geschehen.«
    Als er sich erneut aufrichtete, befand er sich wieder allein in der Stille. Ein anderer, der Hohe Herr aus Tear, nickte nun und verbeugte sich vor jemandem, den niemand sonst sah. Der Mann, der sich Bors nannte, fasste sich mit zittriger Hand an die Stirn und

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