Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Weile wirken ließ, bevor er weitersprach. »Es gibt einen, der nun auf der Welt wandelt, einen, der war einmal und wird es wieder sein, aber er ist es noch nicht: der Drache.«
    Ein überraschtes Gemurmel breitete sich unter den Zuhörern aus. »Der Wiedergeborene Drache! Wir sollen ihn töten, Großer Herr?« Das kam von dem Shienarer, dessen Hand eifrig an die Hüfte griff, wo vermutlich sein Schwert hing.
    »Vielleicht«, sagte Ba’alzamon schlicht. »Und vielleicht auch nicht. Vielleicht kann er mir nützlich sein. Früher oder später wird er mir dienen, in diesem Zeitalter oder in einem anderen.«
    Der Mann, der sich Bors nannte, blinzelte. In diesem Zeitalter oder in einem anderen? Ich dachte, der Tag der Rückkehr sei nahe. Was kümmert es mich, was in einem anderen Zeitalter geschieht, wenn ich in diesem alt werde und wartend sterbe? Aber Ba’alzamon fuhr fort: »Es ergibt sich bereits ein Knick im Muster an einem der vielen Punkte, wo derjenige, der der Drache sein wird, zu meinem Diener werden kann. Werden muss! Besser, wenn er mir lebend dient als tot, aber tot oder lebendig, er muss und wird mir dienen! Diese drei müsst ihr erkennen, denn jeder ist ein Faden in dem Muster, das ich weben werde, und es wird an euch sein, dafür zu sorgen, dass sie so eingesetzt werden, wie ich es befehle. Betrachtet sie genau, damit ihr sie erkennt.«
    Plötzlich war jeder Laut erstorben. Der Mann, der sich Bors nannte, trat nervös von einem Bein auf das andere, und ihm fiel auf, dass andere dasselbe taten. Alle außer der Frau aus Illian, stellte er fest. Sie hatte die Hände vor dem Busen ausgebreitet, als wolle sie ihre üppigen Formen, die sie zur Schau stellte, verbergen; ihre Augen waren geweitet, halb verängstigt und halb verzückt, und sie nickte eifrig, als nicke sie jemandem zu, der ihr gegenüberstand. Manchmal schien es, als antworte sie, aber der Mann, der sich Bors nannte, hörte kein Wort. Plötzlich beugte sie sich nach hinten, wobei sie bebte und sich auf die Zehenspitzen erhob. Er konnte nicht erkennen, warum sie nicht fiel, es sei denn, irgendetwas Unsichtbares hätte sie gehalten. Dann fiel sie genauso plötzlich wieder auf die Füße und nickte erneut. Sie verbeugte sich zitternd. Während sie sich noch aufrichtete, zuckte eine der Frauen mit dem Ring der Großen Schlange zusammen und begann zu nicken.
    Also hört jeder von uns seine eigenen Instruktionen, aber keiner kann die der anderen hören. Der Mann, der sich Bors nannte, knurrte missmutig vor sich hin. Wenn er nur wüsste, welche Aufträge auch nur einer der anderen erhielt, könnte er das zum eigenen Vorteil nutzen, aber so … Ungeduldig wartete er darauf, dass er selbst an die Reihe kam, und vergaß sich sogar soweit, dass er sich gerade aufrichtete.
    Einer nach dem anderen aus der Versammlung erhielt seine Befehle. Jeder war dabei in Schweigen gehüllt, lieferte durch seine Bewegungen aber doch quälend ungewisse Andeutungen. Wenn er sie nur hätte deuten können! Der Mann aus dem Volk der Atha’an Miere versteifte sich widerstrebend, auch wenn er nickte. An der Haltung des Shienarers erkannte man seine Verwirrung, obwohl er offensichtlich zustimmte. Die zweite Frau aus Tar Valon zuckte erschrocken zusammen, und die in Grau gehüllte Person, deren Geschlecht er nicht bestimmen konnte, schüttelte zunächst den Kopf, bevor sie auf die Knie fiel und lebhaft nickte. Einige zeigten die gleichen krampfartigen Symptome wie die Illianerin, als reiche allein der Schmerz, sie auf die Zehenspitzen zu heben.
    »Bors!«
    Der Mann, der sich Bors nannte, zuckte zusammen, als eine rote Maske sein Gesichtsfeld ausfüllte. Er konnte den Saal immer noch sehen und auch die schwebende Gestalt Ba’alzamons und die drei anderen Gestalten davor, aber gleichzeitig war alles, was er wahrnehmen konnte, das rot maskierte Gesicht. Ihm war schwindelig, und er fühlte sich, als zerplatze sein Schädel und als würden ihm die Augen aus dem Kopf getrieben. Einen Augenblick lang glaubte er, durch die Augenlöcher der Maske hindurch Flammen zu sehen.
    »Bist du mir treu … Bors?«
    Die Andeutung von Spott bei der Erwähnung seines Namens jagte ihm einen kalten Schauder über den Rücken. »Ich bin treu, Großer Herr. Ich könnte es nicht vor Euch verbergen.« Ich bin treu! Ich schwöre es!
    »Nein, das kannst du nicht.«
    Die Gewissheit in Ba’alzamons Stimme ließ seinen Mund austrocknen, aber er zwang sich zum Sprechen: »Befehlt mir, Großer Herr, und ich

Weitere Kostenlose Bücher