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Die Jungens von Brug Schreckenstein

Die Jungens von Brug Schreckenstein

Titel: Die Jungens von Brug Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Nachforschungen anzustellen. Darauf wurde sie zur Chef-Spionin ernannt. Sie hatte die Aufgabe, Besuche Klinkes bei Mauersäge rechtzeitig zu melden und sich überhaupt etwas näher mit seinen Geschäften zu befassen. Man kam überein, das gemeinsame Hauptquartier in Doktor Waldmanns Zimmer aufzuschlagen, weil dort ein Telefon stand und es so am unverfänglichsten war.
    „Ich muß natürlich auch vorsichtig sein“, sagte der Doktor und bestellte für Ottokar ein weiteres Schnitzel.
    Zum Glück war Klinke an diesem Abend überhaupt nicht da, was zu Schwierigkeiten hätte führen können.
    „Wie seid ihr bloß an Emil vorbeigekommen?“ wollte Sonja wissen, nachdem sie alles besprochen hatten. Emil war der Kleiderkasten. Stephan erzählte die Geschichte mit der kranken Mama.
    „Ach drum!“ ereiferte sich da Herr Waldmann, „ich wundere mich schon die ganze Zeit, warum er dauernd ’reinkommt und mich so entgeistert anschaut. Der muß ja einen schönen Eindruck von mir haben!“
    Es war ein toller Abend. Alles ein bißchen unwirklich. Der rauchige Raum, die müden Gäste an der Bar, die nur dasaßen und tranken, weil sie zu faul waren, ins Bett zu gehen, die Musik, Sonja, das Bündnis mit dem Lehrer, und nicht zu vergessen zwei riesige Schnitzel. Weder Stephan noch Ottokar hatten in ihren kühnsten Träumen diese Wendung erwartet.
    Zum Schluß sang Sonja alle Lieder, die Ottokar hören wollte, trank mit den beiden auf „Du“ und versprach Stephan, mit der Horror-Rock-Jazz-Band eine Tonbandaufnahme zu machen. Sonja war eine Wolke.
    Und der Heimweg war einfach polizeiwidrig. An Doktor Waldmanns Kabinenroller, dem „Blätterteig-Porsche“, wie er auf der Burg genannt wurde, hingen zwei Radfahrer und sangen, daß Gießkanne seine helle Freude daran gehabt hätte.

    Erst vor der letzten Kurve hörten sie auf und löschten die Lichter. Dann trennten sie sich. Stephan und Ottokar gingen voraus, und als Doktor Waldmann zehn Minuten später in den Hof ratterte, lagen sie bereits in ihren Betten.
    Alles hatte geklappt, und — was noch schöner war — jetzt ging es erst richtig los!
     
     
     

Ruhe vor dem Sturm
     
    Nach außen hin blieb alles unverändert. Die drei Verschwörer hatten sich einen genauen Schlachtplan zurechtgelegt. Der wichtigste Punkt dieses Plans war der Punkt vier: „Abwehr und Geheimhaltung“.
    „Wir müssen immer wieder mit netten Harmlosigkeiten auffallen, um von unserem wahren Vorhaben abzulenken“, hatte Stephan erklärt. „Wenn wir dann einmal zusammen erwischt werden, denken die anderen, wir brüten gerade irgendeinen Jux aus.“ — Diese Überlegung war richtig und bewährte sich auch. Ottokar, der alte Bastler, hatte mit Stephans Tonbandgerät sehr gute Aufnahmen der „Horror-Rock-Jazz-Band“ gemacht. Über seinen Vater besorgte er sich einen Großlautsprecher, den er heimlich im Eßsaal hinter einen alten Eckschrank montierte.
    Niemand merkte etwas davon, bis eines Abends während des Essens plötzlich Ottokars Stimme über den Lautsprecher ertönte:
    „Achtung, Achtung, hier Radio Schreckenstein!
    Wir beginnen unser Abendkonzert mit Originalaufnahmen der berühmten Horror-Rock-Jazz-Band. Wir wünschen guten Appetit!“
    Und dann lief das Tonband, solange das Abendessen dauerte. Dieser lustige Einfall von Ottokar wurde gut aufgenommen. Darüber hinaus half er dem immer noch nicht geklärten Ansehen Stephans, da die Kapelle wirklich prima spielte. Nach Dampfwalzes Miene zu urteilen, spielte sie sogar hervorragend, er war richtig sauer. Jedenfalls gab es gleich am nächsten Tag eine erneute Auseinandersetzung mit Stephan, und viele von uns sahen in dem „Konzert“ die Ursache hierfür.
    Hatten wir vor den Ferien den Sportplatz angelegt, so war es jetzt ein Bootssteg am nahen Kappellsee, der auch wieder unter der Leitung von Doktor Waldmann entstand. Jeden Nachmittag wurde daran gearbeitet, und bald sollten wir auch Boote bekommen. Jeder hatte sein Arbeitsgebiet. Stephan war bei den „Hoblern und Sägern“, die die Bretter in den Steg einpaßten; Dampfwalze leitete die Abteilung „Rammer“, die für die Festigkeit der Pfähle verantwortlich war. Diese Pfähle wurden an Land angespitzt, dann über den schon fertigen Teil des Stegs nach vorne gebracht und dort eingerammt. Das Tragen der schweren Hölzer war eine Arbeit nach Dampfwalzes Geschmack. Hier konnte er allen seine Kraft zeigen, und das tat er auch. Als er gerade wieder einmal mit einem „ziemlichen Brocken“ an dem

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