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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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draußen ein solches Chaos herrscht?«
    »Ziemlich gutes Timing, nicht wahr, Richter?« erwiderte Mr.
    Pate.
    »Ja, allerdings.«
    »Ich wußte gar nicht, daß es in unserer County so viele Schwarze gibt.«
    Mr. Pate und Jean Gillespie brauchten zwanzig Minuten, um die Anwälte zu finden und im Gerichtssaal für Ordnung zu sorgen. Als es still wurde, führte man die Geschworenen herein. Niemand von ihnen lächelte.
    Noose räusperte sich. »Meine Damen und Herren, es wird Zeit fürs Mittagessen. Ich nehme an, Sie haben noch keine Entscheidung getroffen.«
    Barry Acker schüttelte den Kopf.
    »Dachte ich mir. Nun, die Mittagspause beginnt jetzt. Sie können das Gerichtsgebäude nicht verlassen, aber ich möchte, daß Sie Ihre Mahlzeit so entspannt wie möglich einnehmen, ohne an dem Fall zu arbeiten. Für die Unruhe draußen entschuldige ich mich in aller Form; wir müssen uns damit abfinden. Um halb zwei sehen wir uns wieder.«
    Im Büro verlor Buckley die Beherrschung. »Das ist doch Wahnsinn, Richter! Bei einem solchen Lärm können sich die Geschworenen nicht auf ihre Beratungen konzentrieren. Es handelt sich um einen Versuch, die Jury einzuschüchtern.«
    »Die Sache gefällt mir auch nicht«, sagte Noose.
    »Jemand hat alles geplant und vorbereitet, Richter!« ereiferte sich Buckley.
    »Eine üble Situation«, fügte Noose hinzu.
    »Ich bin fast dafür, das Verfahren einzustellen und einen neuen Prozeß anzuberaumen!«
    »Das lasse ich nicht zu. Was meinen Sie, Jake?« Brigance lächelte und antwortete: »Freiheit für Carl Lee.«
    »Sehr komisch«, kommentierte Rufus und schnitt eine finstere Miene. »Vermutlich stecken Sie dahinter.«
    »Nein. Vielleicht erinnern Sie sich daran, daß ich versucht habe, so etwas zu verhindern. Ich weise in diesem Zusammenhang auf meine Anträge hin, mit denen ich das Gericht um eine Verlegung des Verhandlungsortes bat. Ich habe immer wieder betont, daß der Prozeß nicht in Clanton stattfinden sollte. Sie wollten den Fall hier verhandeln, Mr. Buckley, und Sie erfüllten ihm diesen Wunsch, Richter Noose. Sie stehen jetzt ziemlich dumm da, wenn Sie sich darüber beklagen.«
    Die eigene Arroganz beeindruckte Jake. Buckley knurrte und starrte aus dem Fenster. »Sehen Sie nur. Außer Rand und Band geratene Nigger. Ich schätze, es sind etwa zehntausend.«
    Während der Mittagspause wurden aus zehntausend Demonstranten fünfzehntausend. Wagen aus weit entfernten Orten – einige hatten Tennessee-Kennzeichen – parkten außerhalb der Stadt am Rand des Highways. Manche Besucher legten in der heißen Sonne vier oder fünf Kilometer zu Fuß zurück, um an der Demonstration vorm Gericht teilzunehmen. Agee verkündete per Megaphon, es sei Zeit fürs Mittagessen, und daraufhin verstummten die Sprechchöre.
    Die Schwarzen waren friedlich. Sie öffneten ihre Kühltaschen und Picknickkörbe und teilten mit denen, die nichts hatten. Viele zogen sich in den Schatten zurück, aber unter den Bäumen gab es nicht genug Platz. Sie durchstreiften das Gerichtsgebäude auf der Suche nach kaltem Wasser und Toiletten. Sie wanderten über die Bürgersteige und blickten in Schaufenster. Das Café und der Teashop schlossen, weil man dort Probleme mit der Horde fürchtete. Vor Claudes Restaurant bildete sich eine anderthalb Blocks lange Schlange.
    Jake, Harry Rex und Lucien saßen auf dem Balkon und genossen das Spektakel. Auf dem Tisch stand eine mit Margaritas gefüllte Karaffe und leerte sich langsam. Gelegentlich riefen sie ebenfalls »Freiheit für Carl Lee!« oder summten die Melodie von »We Shall Overcome«. Nur Lucien kannte den Text. Er hatte ihn in den sechziger Jahren auswendig gelernt, während der ruhmreichen Bürgerrechtskämpfe, und behauptete nach wie vor, der einzige Weiße in Ford County zu sein, der alle Strophen singen konnte. Damals hatte er sich sogar einer schwarzen Kirche angeschlossen, erklärte er, während er eine Margarita nach der anderen in sich hineinschüttete – um gegen seine eigene Kirche zu protestieren, als sie Schwarzen die Teilnahme am Gottesdienst verweigerte. Nach der ersten dreistündigen Predigt blieb Lucien aber weiteren Veranstaltungen dieser Art fern. Er gelangte damals zu dem Schluß, daß sich Weiße nicht für solche Messen eigneten. Aber er leistete noch immer finanzielle Beiträge.
    Dann und wann näherten sich Kameraleute und Journalisten, um Fragen zu stellen. Jake gab zunächst vor, sie nicht zu hören, und schließlich antwortete er mit einem lauten

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