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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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ausgeruht, doch neuerliche Nervosität erfaßte ihn, als er daran dachte, daß die Geschworenen heute vermutlich ein Urteil fällen würden. Rasch ging er nach unten, duschte, rasierte sich und zog ein neues Hemd an, das er am vergangenen Tag gekauft hatte. Anschließend griff er nach einem marineblauen Anzug, der von Stan Atcavage stammte: Die Beine waren ein wenig zu kurz, der Bund ein wenig zu weit, aber ansonsten paßte er recht gut. Jakes Gedanken wanderten zum Schutthaufen an der Adams Street und zu Carla zurück. In seiner Magengrube krampfte sich etwas zusammen, und er rannte los, um die Zeitungen zu holen.
    Die Titelseiten der Blätter aus Memphis, Jackson und Tupelo zeigten identische Fotos: Carl Lee, der auf dem kleinen Balkon des Gerichtsgebäudes stand, seine Tochter in den Armen hielt und der Menge zuwinkte. Kein Artikel über das abgebrannte Haus. Jake seufzte erleichtert und verspürte plötzlichen Appetit.
    Dell umarmte ihn wie einen verlorenen Sohn, nahm die Schürze ab und setzte sich zu ihm an den Tisch. Andere Stammgäste trafen ein, sahen den Anwalt und klopften ihm auf den Rücken. Sie freuten sich, ihn wiederzusehen. Sie hatten ihn vermißt und wünschten ihm viel Glück. Er sehe abgezehrt aus, meinte Dell, und daraufhin bestellte Jake doppelte Portionen.
    »Kehren die Schwarzen heute zurück?« fragte Bert West. »Ich glaube schon«, antwortete Jake und spießte ein Pfannkuchenstück auf.
    »Vielleicht kommen heute noch mehr«, sagte Andy Rennick.
    »Alle schwarzen Radiosender im Norden von Mississippi fordern ihre Zuhörer auf, nach Clanton zu fahren.«
    Großartig, dachte Jake. Er würzte sein Rührei mit Tabasco. »Hören die Geschworenen das Geschrei?« erkundigte sich Bert.
    »Und ob sie es hören«, erwiderte Jake. »Genau aus diesem Grund schreien die Schwarzen. Weil die Jurymitglieder nicht taub sind.«
    »Jagt ihnen bestimmt einen gehörigen Schrecken ein.« Das hoffte Jake.
    »Wie geht's der Familie?« Dells Stimme klang sanft.
    »Gut, nehme ich an. Ich habe jeden Abend mit Carla telefoniert.«
    »Ist sie besorgt?«
    »Entsetzt.«
    »Sind weitere Anschläge verübt worden?«
    »Nein, seit Sonntagmorgen nicht mehr.«
    »Weiß Carla Bescheid?«
    Jake kaute und schüttelte den Kopf.
    »Das dachte ich mir. Armes Mädchen.«
    »Sie kommt darüber hinweg. Wie läuft's hier im Café?«
    »Gestern mittag hatten wir geschlossen. Es waren so viele Schwarze draußen, und wir fürchteten einen Aufruhr. Wenn sich die Lage heute nicht ändert... Vielleicht machen wir den Laden erneut dicht. Jake, was passiert, wenn Carl Lee verurteilt wird?«
    »Dann könnte es brenzlig werden.«
    Er blieb etwa eine Stunde und beantwortete Dutzende von Fragen. Als Fremde hereinkamen, verabschiedete sich Jake und ging. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich in Geduld zu fassen. Er saß auf dem Balkon, trank Kaffee, rauchte eine Zigarre und beobachtete die Nationalgardisten. Manchmal dachte er an seine früheren Klienten, an eine ruhige, gemütliche Praxis mit einer Sekretärin und Leuten, die ihn um seinen juristischen Rat baten. Er dachte an ganz gewöhnliche Gerichtstermine, an normale Dinge: Familie, das Leben daheim, am Sonntag die Kirche. Eigentlich fühlte er sich nicht mehr wohl in der Rolle einer Berühmtheit.
    Der erste Kirchenbus hielt um halb acht an einer Absperrung. Türen öffneten sich, und Schwarze mit Klappstühlen und Picknickkörben schritten zum Rasen. Jake paffte eine Stunde lang und beobachtete zufrieden, wie sich der Platz mit friedlichen Demonstranten füllte. Prediger schwärmten aus und versuchten, Ordnung in das Durcheinander zu bringen. Sie versicherten Ozzie, daß es nicht zu Ausschreitungen kommen würde. Der Sheriff war überzeugt, der Colonel nervös. Um neun wimmelte es überall von Schwarzen. Jemand bemerkte den Greyhound. »Da kommen Sie!« rief Agee ins Megaphon. Die Menge drängte zur Ecke Jackson und Quincy, wo Soldaten und Polizisten eine mobile Barrikade formten und den Bus zum Gerichtsgebäude eskortierten.
    Eula Dell Yates weinte laut. Clyde Sisco saß am Fenster und hielt ihre Hand. Die anderen Geschworenen starrten furchterfüllt nach draußen, als der Greyhound Zentimeter um Zentimeter über den Platz rollte. Dutzende von Schwerbewaffneten bahnten einen Weg für ihn. Ozzie kam an Bord und meinte, die Situation sei unter Kontrolle. Er mußte schreien, damit ihn die Jurymitglieder verstanden. »Folgen Sie mir, und bleiben Sie nicht stehen.«
    Der Gerichtsdiener schloß

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