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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Kinder des Herrn Generals von Helbig? Ich dachte, er hätte nur eine Tochter.«
    »Das ist auch eigentlich richtig,« antwortete Magda, die jetzt ganz zutraulich geworden war. »Ich habe Kurt erst ganz kürzlich zum Bruder erhalten.«
    »Wie so?«
    »Wir waren im Seebad Fallum; da haben wir ihn kennen gelernt und ihn mit nach Helbigsdorf genommen, ihn und seine Mutter. Er hat mir das Leben gerettet und den tollen Prinzen mit sammt seinem Kahne umgefahren; darum ist er nun mein Bruder geworden.«
    »Den tollen Prinzen, ah!«
    »Kennst Du ihn?«
    »Ja.«
    »Du scheinst überhaupt recht sehr bekannt zu sein. Daß Papa eine Tochter habe, wußtest Du ja auch. Ist es wahr, daß die Zigeuner weissagen können und Dinge wissen, die sonst niemand weiß?«
    »Es gibt welche unter ihnen, denen die Gabe verliehen ist, von der Du redest.«
    »O, dann hast Du sie wohl auch?«
    »Ja,« antwortete die Alte einfach.
    »Dann bitte, weissage mir doch einmal!«
    »Dazu bist Du noch zu jung, mein Kind. Die Züge Deines Gesichtes und die Linien Deiner Hand sind noch nicht genug entwickelt und ausgebildet. Später werde ich Dir weissagen.«
    »Kannst Du mir nicht wenigstens etwas sagen?«
    »Vielleicht,« lächelte die Zigeunerin. »Wie heißt Dein Brüderchen hier?«
    »Kurt.«
    »Nun gut: Kurt ist jetzt nur Dein Bruder, aber einst wird er Dein Mann sein.«
    Magda schlug fröhlich die Hände zusammen und rief:
    »Das ist prächtig. Ich möchte auch gar keinen Andern zum Manne haben! Aber ist es auch wahr, ist es auch wirklich sicher und gewiß?«
    »Es ist wahr,« bestätigte die Alte halb scherzend, halb ernsthaft. »Aber er heißt doch wohl nicht Kurt allein, sondern er muß auch noch einen andern Namen besitzen!«
    »Kurt Schubert.«
    »Schubert? Was ist denn Dein eigentlicher Vater?«
    Magda antwortete auch jetzt an des Knaben Statt:
    »Ja, das ist etwas, wo Du zeigen könntest, daß Du mehr weißt als andere Leute. Er hat seinen Vater gar niemals gesehen, und das ist eine sehr traurige Geschichte. Sein Vater war Steuermann und ist rnit seinem Schiffe in alle Welt gefahren, aber nicht wiedergekommen. Dann hat seine Mutter einen bösen Stiefvater heirathen müssen, der stets betrunken gewesen ist und jetzt nun gar im Zuchthause steckt.«
    »Steuermann war er, und Schubert hieß er?« frug die Zigeunerin nachdenklich. »Balduin Schubert vielleicht?«
    »Ja, Balduin!« rief Kurt schnell. »O, Du kennst seinen Namen?«
    »Was weißt Du noch von ihm?«
    »Nichts, als daß er einen Bruder hat, der Thomas hieß und Geselle in einer Hofschmiede war. Das hat mir meine Mutter erzählt.«
    »Ich werde Euch doch beweisen, daß ich mehr weiß als andere Leute. Ich werde Deiner Mutter von Deinem Vater erzählen, den ich kenne, und mit dem ich kürzlich noch gesprochen habe.«
    »Ist es möglich? Ist es wahr?«
    »Ja, Dein Vater ist jetzt Obersteuermann auf dem berühmten Kriegsschiffe ›Tiger‹. Ich habe einen Bruder, der auf demselben Schiffe Hochbootsmann ist.«
    »O welch ein Glück; wie wird Mutter sich freuen. Komm, wir wollen schneller reiten!«
    »Die Zigeuner sind wirklich klüger als wir,« meinte Magda nachdenklich. »Wie heißt Du denn eigentlich? Du mußt doch auch einen Namen haben.«
    »Ich heiße Zarba.«
    »Zarba?« rief das Mädchen ganz erstaunt. »Papa hat uns sehr viel erzählt von einer Zigeunerkönigin, welche Zarba heißt. Sie ist die Freundin des Königs und des Kronprinzen, den sie erst zum Kronprinzen gemacht hat. Sie ist auch die Freundin des Generals und des Kommodores von Sternburg und sogar die Verwandte der beiden jetzigen Herzoge von Raumburg. Den früheren Herzog hat nur sie allein gestürzt. Sie muß eine ganz außerordentliche Macht besitzen. Bist Du etwa diese Zarba?«
    »Ich bin es.«
    »Wirklich? O wie gut, daß wir Dich zu uns geladen haben, und wie schade, daß Papa nicht zu Hause ist! Aber Du sollst dennoch gerade so aufgenommen werden, als ob er da wäre. Darauf kannst Du Dich verlassen!«
    »Ja, meine Mutter ist nämlich Wirthschafterin auf Helbigsdorf,« meinte Kurt altklug, »und da kannst Du Dir denken, daß Du sehr gut empfangen wirst.«
    Nach kurzer Zeit erreichten sie ein größeres Dorf, an dessen Ende sich die stattlichen Gebäude eines Herrensitzes präsentirten. Als sie zwischen den sehr gut aussehenden Häusern dahinritten, sahen ihnen die Bewohner verwundert nach. Die Reiterin kam ihnen gar so sonderbar vor.
    Als sie durch das Thor kamen, empfing sie der Verwalter, um ihnen die Pferde

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