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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ein, daß er gerade am Saume des Holzes auf den Briefboten stieß, der ihn höflich grüßte.
    »Guten Abend,« antwortete er. »Ist dieses Schloß hier Schloß Helbigsdorf?«
    »Ja.«
    »Es gehört dem General von Helbig?«
    »Allerdings.«
    »Wissen Sie nicht, ob er anwesend ist?«
    »Er ist nach der Residenz verreist.«
    »Sind seine Schwestern hier?«
    »Eigentlich, ja. Aber sie sind auch fort, auf Besuch bis morgen.«
    »Wissen Sie dies gewiß?«
    »Ich hatte an jede von ihnen einen Brief und erhielt diesen Bescheid.«
    »Wer ist denn da zu treffen?«
    »Der Verwalter und die Wirthschafterin, wenn man das kleine Fräulein nicht rechnet.«
    »Wie alt ist dieses?«
    »Zehn Jahre vielleicht.«
    »Ich danke Ihnen!«
    Der Briefträger verfolgte seinen Weg weiter, der Andere suchte seine Genossen auf.
    Diese drei Männer waren die entsprungenen Züchtlinge, deren Aeußeres sich allerdings bedeutend verändert hatte. Sie trugen feine Touristenanzüge, und jeder von ihnen hatte eine grüne Botanisirbüchse über die Achsel gehängt.
    »Wir sind sicher,« meinte Raumburg. »Der General ist nicht anwesend und seine Schwestern ebensowenig. Die andern Personen kennen mich nicht. Ich werde mir das Vergnügen machen, hier zu übernachten und dann später dem General zu schreiben, daß ich auf meiner Flucht seine Gastfreundschaft in Anspruch genommen habe. Er wird außer sich gerathen vor Aerger. Kommen Sie, wir umgehen das Dorf. Wir sind Touristen, das heißt Botaniker und Geologen; da kann es nicht auffallen, wenn wir über die Felder kommen.«
    »Wird man uns auch behalten?«
    »Versteht sich. Lassen Sie dies nur meine Sorge sein, und richten Sie sich ganz nach mir!«
    Auch sie schritten dem Schlosse zu, dessen Fenster nun bereits im halben Lichte lagen.
    Dort war die Zigeunerin von der Wirthschafterin sehr freundlich aufgenommen worden. Die beiden Kinder konnten das was sie erfahren hatten, nicht einen Augenblick verschweigen.
    »Wissen Sie, wen wir Ihnen gebracht haben, meine gute Frau Hartig?« frug Magda.
    »Nun?«
    »Das ist die berühmte Zarba, von der uns Papa so viel erzählt hat.«
    »Wirklich?« rief die Frau mit einem ehrerbietigen Blicke auf die Vajdzina.
    »Ja. Sie kann weissagen und ist allwissend. Sie hat auch mir bereits prophezeit.«
    »So! Was denn, wenn ich es erfahren darf?«
    »Daß Kurt einmal mein Mann wird.«
    »Ah!« lächelte die Wirtlischafterin. »Da würde ich doch Deine Schwiegermutter!«
    »Allerdings. Und das freut mich sehr, denn eine bessere Schwiegermutter könnte ich im ganzen Leben niemals finden. Aber nun kommt die Hauptsache für Sie: Zarba kennt nämlich Ihren Bräutigam und weiß auch, wo er sich befindet.«
    »Meinen Bräutigam? Ich habe ja keinen. Wen meinst Du, mein Kind?«
    »Kurts Vater.«
    »Ist es möglich? Nein, der ist todt, sonst wäre er gekommen.«
    »Im Gegentheile, er lebt; nicht wahr, Zarba?«
    »Ja, er lebt, und ich habe mit ihm gesprochen.«
    Die Wirthschafterin erbleichte im freudigen Schrecke.
    »Mein Gott, wenn dies wirklich wahr wäre! Schnell, schnell, sprechen Sie!«
    »Sagen Sie mir erst alles, was Sie von ihm wissen!«
    »Er hieß Balduin Schubert und war Steuermann auf einem Kauffahrer, als ich ihn kennen lernte. Verwandte hatte er nicht, als nur einen Bruder, von dem er mir erzählte, daß er bei dem Hofschmied Brandauer in der Residenz gelernt habe und jetzt dort Geselle sei. Dann ging er in See und ließ nichts wieder von sich hören. Oder ist er gekommen und hat mich nicht gefunden, denn ich wurde gezwungen, einen Andern zu heirathen und mußte mit diesem die Heimath verlassen.«
    »Haben Sie sich nicht einmal an seinen Bruder gewendet?«
    »Ich wollte ihm einmal schreiben, obgleich ich nicht wußte, ob er noch bei Brandauer sei; aber mein Mann kam dazu und las den Brief. Er behandelte mich darauf in der Weise, daß ich es nie wieder wagte, einen Brief zu verfassen. Er mochte meinen, Kurt zu verlieren, der fast ganz allein uns ernähren mußte. Also er lebt wirklich noch?«
    »Ja. Er ist jetzt Obersteuermann auf dem ›Tiger,‹ den der Kommodore Arthur von Sternburg befehligt. Dieser ist mehr sein Freund als sein Vorgesetzter, und ich kann versichern, daß es ihm sehr gut geht.«
    »Wo haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »Droben in den Bergen, während des letzten Krieges.«
    »Wie sah er aus? War er gesund?«
    »O, man sah ihm keine Krankheit an.«
    »Hat er von mir gesprochen?«
    »Nein, denn dazu gab es weder Zeit noch Gelegenheit.«
    »Er hat mich

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