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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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Kai?«, fragte ich und klopfte mir den Staub aus der Kleidung.
    »Die Baumeister und Zimmerleute sagen, im Unterschied zu den Gebäuden könne er rasch wiederaufgebaut werden.«
    »Gut. Dann sollen sie damit anfangen, sobald sie bereit sind.«
    »Und wohin geht Ihr?«, erkundigte er sich, als ich mich Keven zuwandte.
    »Ich mache einen Besuch bei Erick«, erwiderte ich, ehe ich mit Hass in der Stimme hinzufügte: »Und anschließend bei unseren Gästen.«

    Vor der Tür zu den Gemächern, die ich von Avrell für Erick einrichten ließ, standen zwei Gardisten. Einer der beiden war ein Sucher namens Tomus. Er nickte, als ich mich näherte, und murmelte: »Regentin.«
    »Tomus«, sagte ich. Ich kannte alle Sucher namentlich, zumal ich unter Westens Anleitung mit ihnen geübt hatte. »Wie geht es ihm?«
    Tomus brauchte nicht zu antworten; ich sah es in seinen Augen und spürte, wie etwas mein Herz umfasste und zudrückte.
    Ich senkte den Blick, um Tomus den Schmerz nicht erkennen zu lassen; dann straffte ich mühsam die Schultern und trat an den beiden Wachen vorbei zur Tür. Ich hörte, dass Keven mir folgte, und hätte ihm beinahe befohlen, draußen zu warten – aber Erick hatte Keven dazu auserkoren, seinen Platz als mein Leibwächter einzunehmen, nachdem ich ihn mit dem Handelsschiff losgeschickt hatte, das wir als Köder benutzt hatten, um die Chorl aus ihrem Versteck zu locken. Dabei war das Schiff in eine Falle geraten, und nur einer hatte überlebt.
    Ich betrat ein Gemach, das von gleißendem Sonnenlicht erfüllt war, und schaute zu der Begabten und zu dem Heiler Isaiah, der mit Ericks Pflege beauftragt worden war. Es war derselbe Heiler, den Borund zu Hilfe gerufen hatte, als William von Carls Männern niedergestochen worden war. Isaiah begegnete meinem Blick, ohne zusammenzuzucken, und erhob sich hinter dem Schreibpult, an dem er gesessen hatte. Eine Hand hielt er als Lesezeichen in das Buch, in dem er las. Auch er war nach dem Winter dünn, doch in seinem Fall war dies natürlich und nicht allein durch das lange Hungern herbeigeführt worden. Schlanker Körperbau, ein schmales Gesicht, scharf geschnittene Züge. Langes braunes Haar mit grauen Strähnen fiel über die zierliche Brille, die er zum Lesen trug. Gekleidet war er wie ein Händlerlehrling: weißes Hemd, braune Hose, Schuhe statt Stiefeln. Nur war seine Hose, anders als bei einem Lehrling, an den Knien abgebunden, und darunter prangten von den Schuhen aufwärts …
    Ich hielt inne. »Was ist das?«
    Überrascht legte Isaiah die Stirn in Falten. »Was ist was, Regentin?«
    »Das da«, sagte ich und deutete auf seine Beine.
    Mit fragender Miene blickte er an sich hinunter. »Ach so, Ihr meint meine Strümpfe.«
    »Strümpfe?«
    »Ja«, bestätigte er ein wenig spöttisch. »Etwas, um die Beine zu bedecken, wenn ich Schuhe statt Stiefeln trage. Um die Beine warm zu halten.«
    »Das wirkt …« Beinahe wäre mir »albern« herausgerutscht, doch ich hielt mich rechtzeitig zurück und suchte nach einem anderen Wort.
    Isaiah zog wartend eine Augenbraue hoch.
    Ich wurde von Erick gerettet, der tief seufzte und sich bewegte.
    Isaiah und ich schauten zum Bett, wobei Isaiah einen kleinen, rechteckigen Stein in das Buch legte, um es offen zu halten. Dann traten wir an gegenüberliegende Seiten des Bettes. Isaiah beugte sich vor, um Ericks Gesicht zu begutachten. Gleichzeitig griff er nach dem Handgelenk des Kranken, um den Puls zu fühlen. Die zu Isaiahs Unterstützung abgestellte Begabte trat mit einem feuchten Tuch in der Hand neben ihn. Ich spürte, dass Keven sich hinter mich stellte.
    Angespannt blickte ich in Ericks Gesicht.
    Sein graubraunes Haar klebte verschwitzt an der Stirn, und seine Haut zeigte eine kränkliche Blässe, die ich am Siel Hunderte Male gesehen hatte. Wer so aussah, wurde selbst von den Bewohnern der Elendsviertel gemieden, zumal die Bedrohung durch Krankheiten in den Elendsvierteln ständig für Angst sorgte. Erick war mit Narben übersät – im Gesicht, auf der Brust, an Armen und Schultern. Die meisten Narben waren mir nach den vielen Tagen gemeinsamer Ausbildung schmerzlich vertraut. Einige jedoch waren neu. Sie stammten von der Ochea, von Haqtl – dem Oberhaupt der Chorl-Priesterschaft – und von denPriestern, die ihn gefoltert hatten, um etwas über das Feuer zu erfahren. Es war ein Feuer, das ich in Ericks Inneres gepflanzt hatte, damit ich sehen konnte, von wem das Schiff, das wir als Köder entsandt hatten, angegriffen

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