Die Känguru Chroniken
Häuser.
»Was ist das?«, frage ich.
»Ein Banner!«, sagt das Känguru. »Ein Transpi!«
Ich schüttle den Kopf.
»Diese Abkürzungen sind wirklich furchtbar«, seufze ich.
»Was willst du nun tun?«, fragt das Känguru. »Willst du die Polizei holen? Willst du mich räumen lassen?«
Ich sage nichts.
»Du willst dein Geld haben?«, fragt das Känguru. »Willst du Geld haben? Hier hast du Geld«, und es greift in die Bank und schmeißt mir die Scheine hin.
»Das darfst du nicht«, sage ich.
»Wieso nicht?«, fragt das Känguru.
»Das ist gegen die Regeln«, sage ich.
»Die hat sich doch nur jemand ausgedacht«, sagt das Känguru. »Und ich habe mir eben neue Regeln ausgedacht.«
Ich nehme die Spielfigur des Kängurus und setze sie ins Gefängnis.
»Aaaaha!«, ruft das Känguru. »Jetzt zeigst du dein wahres Gesicht! Wer nicht spurt, wird weggesperrt.«
»Okay«, sage ich. »Wie willst du das Spiel spielen?«
»Wir fangen von vorne an«, sagt das Känguru. »Keine Miete mehr. Und das Gefängnis wird aufgelöst. Der Polizist in der Ecke hat nichts zu sagen. Die Arztkosten-Gemeinschaftskarte muss raus und die mit der Schulgeldzahlung auch.«
»Was ist mit: ›Du hast den zweiten Preis in einer Schönheitskonkurrenz gewonnen‹?«, frage ich.
»Darfste behalten«, sagt das Känguru. »Auch wenn man sich fragen kann, was das für eine Konkurrenz gewesen sein soll.«
»Was ist mit dem Wasserwerk?«, frage ich.
»Ist kostenlos. E-Werk auch.«
»Wir würfeln also nur noch, und wer über Los kommt, kriegt viertausend Mark?«, frage ich.
»Ja, genau.«
Ich würfle. Rücke fünf Felder vor. Das Känguru würfelt. Ein Sechserpasch.
»Nee. Das ist auch unfair«, sagt das Känguru und schiebtdie Spielfiguren zurück. »Wir machen es so: Wir würfeln beide gleichzeitig mit einem Würfel und rücken beide um die Summe der Augen vor.«
»Okay«, sage ich.
Es ist übrigens unentschieden ausgegangen.
Das Känguru kuckt in den Kühlschrank.
»Ich dachte, du wolltest einkaufen«, sagt es.
»Hab stattdessen ein Gedicht geschrieben«, sage ich.
»Na prima«, sagt das Känguru. Es wirft die Kühlschranktüre zu. »Sagt man deshalb, dass das Dichten eine brotlose Kunst ist?«
»Haha! Hoho!«, sage ich. »Welch Meisterleistung der flachen Situationskomik.«
»Na, dann mal her mit deinem Gedicht«, sagt das Känguru. »Vielleicht wird mir ja schlecht davon. Dann habe ich wenigstens keinen Hunger mehr.«
Ich deklamiere:
» Wie ich mal groß einkaufen war
Steh vor dem Lidl, kurz nach acht.
Leider hat er schon dichtgemacht.
Auf einem Schild les’ ich tags drauf:
Sonntag ham wir gar nicht auf.«
»Lidl ist böse«, sagt das Känguru. »Hatten wir das nicht schon durchgesprochen, dass du nicht bei Lidl einkaufen sollst?«
»Hab ich ja auch nicht«, sage ich.
»Ich hab ’ne neue Geschäftsidee«, sagt das Känguru.
»Ach ja?«, frage ich.
»Ich mach jetzt in Klingeltönen«, sagt das Känguru, » www.schoeneklingeltoene.de. «
»Soso«, sage ich skeptisch.
»Wann hab ich je mit einer Geschäftsidee falsch gelegen?«, fragt das Känguru.
»Ich sage nur: Wurstpralinen. Karamellsalami. Trüffelsülze …«
»Ach. Die Zeit war einfach noch nicht reif. Meine neue Geschäftsidee dagegen ist so was von überfällig«, sagt das Känguru. »Ruf mich mal an!«
»Nee«, sage ich. »Is mir zu teuer.«
»Jetzt mach«, sagt das Känguru. »Ich geh nicht ran.«
Ich wähle die Nummer des Kängurus. Plötzlich quäkt es aus dessen Telefon:
»Hallo! Hallo! Ich bin’s! Dein neuer Klingelton! Du hast fünf Euro für mich bezahlt! Bist du blöd? Dafür hättest du dir ein Buch kaufen können. Hallo! Hallo! Ich bin’s! Dein neuer Klingelton! Du hast fünf Euro für mich bezahlt! Bist du blöd?«
Ich lege auf.
»Kritische Klingeltöne!«, ruft das Känguru enthusiastisch.
»Das hat der Welt gerade noch gefehlt«, sage ich.
Das Känguru nickt begeistert.
»Ich glaube aber nicht, dass sich dieser Klingelton gut verkaufen wird«, wende ich ein.
»O doch!«, sagt das Känguru. »Ich habe die Datei ›FURZEN, FICKEN, RÜLPSEN‹ genannt.«
»Clever«, sage ich anerkennend.
»Es gibt noch mehr«, sagt das Känguru und drückt ein paar Tasten: »Kuck, der hier heißt ›SOUND EINER GELDZÄHLMASCHINE‹.«
Das Handy schreit: »Ft Ft Ft Ft Ft – Einhunderttausend – Ft Ft Ft Ft Ft – Drei Millionen – Ft Ft Ft Ft Ft – Sechs Milliarden Menschen haben nichts zu fressen, weil du an deinem Computer mit
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