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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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ich habe gewusst, du würdest mich hier finden.
     
    Die Vampyre aus den versteckten Grabstätten in der Nähe überfielen ihre Helfer, und ihre Flügel blockierten den Ausgang, als sie die Sterblichen packten und ihren Durst an ihnen stillten.
    Sehr schnell hatte ich meine Arme um Natalia geschlungen und hätte sie ebenfalls ausgetmnken – hätte ich eben nicht das Gesicht dieser Frau erkannt, das mir so vertraut erschien, als wäre sie aus einem vergangenen Jahrhundert gekommen.
    »Du wirst hier bei mir bleiben«, sagte ich.
    »Wirst du mich töten?«, fragte sie, als sie in der Morgendämmerung
neben mir in meinem Sarg lag. Ich hielt sie im Arm, als wären wir ein Liebespaar. Sie wehrte sich nicht gegen mich, obwohl ich ihre Furcht geradezu riechen konnte. Meine Flügel breiteten sich aus und hüllten ihren Leib ebenso ein wie den meinen, indem sie einen Mantel bildeten, der uns an diesem kalten Ort wärmte.
    Eine Umarmung der Dunkelheit.
     
    Ein junger Vampyr namens Daniel – den ich sechs Jahre zuvor in die Unsterblichkeit geholt hatte, als er in einer Gasse in Prag um seinen Tod gefleht hatte – verschloss meine Gruft an jedem Morgen und öffnete sie bei Sonnenuntergang wieder. Die Gruft war sehr geräumig und verfügte über zahlreiche Schriftrollen und Öllampen, so dass Natalia lesen konnte. Es wurde ihr Nahrung gebracht, ebenso wie frisches Wasser und Wein, wenn sie es wünschte. Dies war der Ort, an dem der Priester des Blutes einst selbst eingeschlossen gewesen war. Ich schlief auf seiner kristallenen Totenbahre und dachte häufig an ihn, wenn ich tagsüber meine Augen schloss.
    Zu Natalia sagte ich, dass sie, sollte sie versuchen, mir Schaden zuzufügen oder zu fliehen, selbst dabei sterben würde, wenn Daniel abends zu mir käme, um mich aus meinem Kristallsarg zu befreien. »Er wird dich aufschlitzen und dein Blut in die Kehlen der Vampyre gießen«, sagte ich. »Und du hast keine Möglichkeit, dich gegen sie zu wehren. Also versuche nicht, mir zu schaden, denn du wirst dich nur selbst vernichten, wenn du das tust.«
    Ich vertraute darauf, dass sie trotz ihrer Ängste nicht die Hand gegen mich erheben würde. Vielleicht ist es die Überheblichkeit der Vampyre, aber Jahrhunderte der Unsterblichkeit
verleihen unseren Augen und unseren Lippen eine sinnliche Ausstrahlung, und unsere Gesichter erscheinen dem sterblichen Auge lieblich – auch wenn während des Tages eine weniger glamouröse glitschige Schicht unsere Haut bedeckt. Wir bewahren die Lebenskraft jedes Lebens, das wir austrinken, denn Fruchtbarkeit und die erotische Essenz sind eher im Blut enthalten als in Fleisch und Knochen. Nur wenige Sterbliche, die noch die Energie des Lebens in ihrem Inneren spüren, können uns widerstehen. Wir müssen keine Spinnennetze spinnen oder Fallen aufstellen, denn die Männer und Frauen, von denen wir trinken, suchen nach uns, wenngleich wir uns vor anderen verbergen.
    Ebenso erzählte ich ihr, dass ich etwas von ihrem Blut trinken würde, jede Nacht nur einen Becher, im Austausch gegen das, was sie bei mir suchte. Wenn ich mich über sie beugte, um meine Lippen gegen ihren Hals zu pressen, oder ihr Handgelenk zu meinen Lippen führte, fühlte ich, wie sie sich mir hingab. Sie war aus dem gleichen Grund wie ich an diesen Ort gekommen. Es war ihr Schicksal gewesen, mich zu finden.
    In den kleinen Schlucken Blut, die ich von ihr trank, kostete ich erneut meine sterblichen Erinnemngen – denn das Blut der Lebenden brachte mir meine eigene Sterblichkeit zurück. Ich spürte ihr Verlangen nach mir. Sie sehnte sich nach einem vergessenen Vorfahren – nach einer verlorenen Blutlinie.
    Ich blickte zu ihrem Gesicht hinauf, als ich sanft an der Wunde saugte. Ihre Wangen färbten sich rosa, und die Ränder ihrer Ohren verdunkelten sich wegen des Blutandrangs. Der abwesende Ausdruck in ihren Augen verriet mir, dass sie sich mittlerweile in einem Zustand des Genusses befand. Ihre Lippen teilten sich ein wenig, als sie keuchte – und keuchte – und
keuchte, bis sie unter den Liebkosungen, die ich ihrem Hals zuteil werden ließ, zu stöhnen begann.
    Ihre Arme schlangen sich um meine Taille, und ich spürte ihre animalische Hitze, als sie ihre Hüften instinktiv gegen meinen Leib drückte. Während sie mich durch ihre halb geschlossenen Lider hindurch ansah, flüsterte sie: »Du bist so wunderschön, so wunderschön.« Aber es war nicht ich, den sie sah, sondern das Fleisch eines uralten Vampyrs, das die Augen der

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