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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Gewißheit und durfte mir keine falsche Beurteilung der Lage leisten … Sehr betrüblich, daß ein Dutzend Männer ihr Leben lassen mußten, um mir die Bestätigung zu bringen … Es bleibt also jetzt nur noch der eine Weg offen.«
    »… nur noch der eine Weg«, wiederholte der Kommodore, hob sein Glas und sagte kopfschüttelnd: »Auf Erfolg für Kheros!«
    »Auf Erfolg für Kheros«, erwiderte Jensen wie ein Echo. Sein Gesicht war hart geworden.
    »Meine Herren«, bat Mallory, »ich habe ja keine Ahnung, was gespielt wird. Würde nicht einer von Ihnen mir bitte erklären –«
    »Kheros«, unterbrach ihn Jensen, »das war Ihr Stichwort, junger Mann. Die ganze Welt ist eine Bühne – nach bekannter Redensart, Söhnchen –, und hier betreten Sie jetzt die Bretter in dieser speziellen kleinen Komödie.« Jensens Lächeln war ganz freudlos. »Tut mir leid, daß Sie die beiden ersten Akte verpaßt haben, aber das soll Sie nicht um Ihren Schlaf bringen. Es ist keine Nebenrolle, sondern Sie werden der Star sein, ob Ihnen das behagt oder nicht. Es geht ums Ganze. Kheros, dritter Akt, erste Szene. Auftritt des Hauptmanns Keith Mallory.«
    In den letzten zehn Minuten hatten beide kein Wort gesprochen. Jensen fuhr den großen Humber mit derselben lässigen Sicherheit, die für alles, was er tat, typisch war. Mallory saß noch über die Karte auf seinen Knien gebeugt: eine in großem Maßstab gehaltene Seekarte der südlichen Ägäis. Im Schein der abgeblendeten Lampe am Armaturenbrett studierte er ein Gebiet bei den Sporaden und dem nördlichen Dodekanes, das mit dicken Rotstiftstrichen umrahmt war. Endlich richtete er sich fröstelnd auf. Sogar in Ägypten konnten Ende November die Nächte ganz ungemütlich kalt sein. Er blickte zu Jensen hinüber. »Ich glaube, ich hab's jetzt erfaßt.«
    »Gut!« Jensen schaute weiter geradeaus, auf das graue Band der kurvenreichen staubigen Straße, in Richtung der weißlichen Scheinwerferstrahlen, die die Dunkelheit der Wüste durchschnitten. Die Strahlen hoben und senkten sich unter der weichen Federung des Wagens auf dem rissigen Boden, immerfort, in einschläferndem Rhythmus.
    »Gut!« wiederholte er. »Nun sehen Sie sich's noch einmal an und stellen Sie sich vor, Sie ständen in der Stadt Navarone – die liegt doch an der fast kreisrunden Bucht im Norden der Insel. Sagen Sie mir, was Sie von dort aus sehen würden.«
    Mallory lächelte. »Ich brauche gar nicht noch einmal nachzusehen, Sir. Sechs bis sieben Kilometer östlich würde ich die türkische Küste sehen, die hier nach Nordwesten biegt bis zu einem fast genau nördlich Navarone gelegenen Punkt – ein sehr spitzes Vorgebirge. Dahinter geht die Küstenlinie wieder fast genau ostwärts. Und dann, ungefähr zwanzig Kilometer weiter, genau nördlich von diesem Vorgebirge – Kap Demirci heißt es ja wohl? – und fast genau in Linie mit ihm würde ich die Insel Kheros sehen. Und schließlich, fünf Kilometer westlich vom Kap, die Insel Maidos, die erste der Leradengruppe. Die erstrecken sich weiter in Nordwestrichtung, auf eine Länge von etwa achtzig Kilometer.«
    »Hundert.« Jensen nickte. »Sie haben ein gutes Auge, mein Junge. Sie besitzen die Courage und die Erfahrung – ohne beides hält man es nicht achtzehn Monate auf Kreta aus. Außerdem haben Sie einige spezielle Fähigkeiten, auf die ich nach und nach zu sprechen komme.« Er schwieg einen Moment und schüttelte langsam den Kopf. »Ich hoffe nur, daß Sie Glück haben, in jeder Beziehung Glück. Gott allein weiß, wie sehr Sie das brauchen.«
    Mallory wartete gespannt, doch Jensen schien in Träume versunken. Drei Minuten vergingen, vielleicht fünf, in denen nur das Quietschen der Gummireifen und das gedämpfte Summen des starken Motors zu hören waren. Auf einmal rührte Jensen sich wieder und sprach, ruhig und ohne den Blick von der Straße zu nehmen.
    »Heute haben wir Sonnabend – vielmehr Sonntag morgen. Auf der Insel Kheros befinden sich zwölfhundert Mann – zwölfhundert britische Soldaten –, die bis nächsten Sonnabend tot, verwundet oder gefangen sein werden. In der Mehrzahl werden sie tot sein.« Zum erstenmal blickte er nun Mallory an, und lächelte. Ein kurzes, ein gequältes Lächeln, das gleich wieder verging. »Wie fühlt man sich, wenn man tausend Menschenleben in den Händen hat, Hauptmann Mallory?«
    Ein paar lange Sekunden betrachtete Mallory das kühle Gesicht neben sich, dann wandte er den Blick ab und starrte auf die

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