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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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bin gar nicht auf den Gedanken gekommen, daß –«
    »Selbstverständlich nicht«, unterbrach ihn Jensen energisch. »Wollte bloß feststellen, ob Sie der richtige Mann für den Job sind. Davon bin ich nun überzeugt – war ich schon ziemlich, bevor ich Sie von Kreta loseiste. Aber woher Sie die Idee mit dem Urlaub haben, weiß ich nicht. Es ist oft bezweifelt worden, ob wir beim S.O.B, ganz bei Trost sind, aber selbst wir pflegen keine Wasserflugzeuge loszujagen, bloß um jüngeren Offizieren zu erlauben, vier Wochen lang ihre Manneskraft an den Fleischtöpfen Kairos zu vergeuden«, schloß er trocken.
    »Ich weiß aber immer noch nicht –«
    »Geduld, Söhnchen, Geduld – wie unser würdiger Kommodore soeben erst empfohlen hat. Die Zeit ist ohne Ende. Zum Osten gehören heißt: warten.«
    »Insgesamt vier Stunden in drei Tagen schlafen aber nicht«, sagte Mallory hitzig. »Und mehr habe ich nicht gehabt … Da kommen sie!«
    Beide Männer blinzelten unwillkürlich, als das grelle Licht des Landescheinwerfers ihnen entgegenschlug, dessen leuchtende Bahn pfeilförmig in die Finsternis hineinstach. In kaum einer Minute war der erste Bomber am Boden, rollte massig und schwerfällig aus und kam ganz in ihrer Nähe zum Stehen. Der durch grauen Anstrich getarnte hintere Rumpf und die Höhenflossen waren von Kugeln und kleinen Granaten durchsiebt, ein Querruder war zerfetzt und der Außenmotor an Backbord in Öl erstickt. Das Plexiglas der Kabine war zerschmettert, an vielen Stellen sternförmig aufgeschlagen.
    Lange stierte Jensen auf die Löcher und Narben an dem beschädigten Flugzeug, dann wandte er kopfschüttelnd den Blick ab.
    »Vier Stunden Schlaf, Hauptmann Mallory«, sagte er ruhig. »Vier Stunden. Ich glaube, daß Sie sich bald verdammt glücklich schätzen können, soviel überhaupt gehabt zu haben.«
    Der Auswertraum, grell erleuchtet durch zwei starke unbeschirmte Lampen, war ungemütlich, die Luft schal. Die Einrichtung bestand aus ein paar schon bös zugerichteten Wandkarten und Lagekarten, ungefähr zwanzig ebenso ramponierten Stühlen und einem schlichten Brettertisch. Der Kommodore saß, flankiert von Jensen und Mallory, hinter diesem Tisch, als die Tür jäh aufgerissen wurde und die erste der Flugzeugbesatzungen eintrat. Der Führer dieser Männer, die in dem ungewohnt grellen Licht heftig blinzelten, war ein untersetzter Pilot, der Sturzhelm und Fliegeranzug in der linken Hand nachschleifte. Er hatte sich einen australischen Tropenhelm auf den Hinterkopf gedrückt, sein khakibraunes Jackett trug quer über beiden Schultern und auf den Klappen beider Brusttaschen das Wort »Australia« in Weiß. Mit düsterem Gesicht, stumm und ohne um Erlaubnis zu fragen, setzte er sich vor die drei Herren, holte ein Päckchen Zigaretten hervor und riß kratzend ein Streichholz auf der Tischplatte an. Mallory blickte verstohlen nach dem Kommodore. Der zeigte eine resignierte Miene, und so klang auch seine Stimme.
    »Meine Herren, das ist Staffelführer Torrance«, sagte er. »Staffelführer Torrance ist Australier«, ergänzte er unnötig. Mallory hatte den Eindruck, als hoffe er, damit gewisse Dinge, einschließlich Staffelführer Torrance, schon erklärt zu haben. »Er hat heute nacht den Angriff auf Navarone geführt. Bill, diese Herren hier – Kapitän Jensen von der Kriegsmarine und Hauptmann Mallory von der Fernaufklärungsgruppe Wüste haben ein ganz spezielles Interesse an Navarone. Wie ging die Sache heute nacht?«
    ›Navarone! Deshalb also bin ich diese Nacht hier‹, dachte Mallory. Navarone. Er kannte es gut, das heißt: von Schilderungen. Wie alle, die überhaupt im östlichen Mittelmeer eingesetzt waren. Eine uneinnehmbare eherne Festung dicht vor der türkischen Küste, schwer bewaffnet, mit (wie man annahm) einer Besatzung von Deutschen und Italienern. Eine der wenigen ägäischen Inseln, die zu erobern den Alliierten im bisherigen Kriegsverlauf nie gelungen war … Als Torrance jetzt sprach, spürte er in dessen langsamen, gedehnten Worten den unterdrückten Zorn.
    »Ganz furchtbar, Sir. Eine Pleite war das, 'n richtiges Selbstmordunternehmen.« Torrance unterbrach sich plötzlich und starrte mürrisch, mit zusammengepreßten Lippen, durch den schwebenden Rauch seiner Zigarette. »Aber wir möchten doch nochmal hin«, fuhr er fort. »Ich und alle meine Jungs. Bloß noch einmal. Haben darüber auf dem Rückflug schon gesprochen.« Mallory vernahm das tiefsinnige Gemurmel im

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