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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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kleiner Ritzer in der Haut. Ich brauche nicht viel.«
    Kraven setzte die Spitze des Messers an und zog sie über Wex’ Daumenballen. Ein rotes Tröpfchen quoll hervor und kullerte aufs Handgelenk.
    »Genug«, erklärte Wex und wandte sich an Vill. »Ich möchte einen Handel vorschlagen, wenn es Euch recht ist.«
    »Sprich.«
    »Wenn ich etwas von Wert für Euch enthülle, werdet Ihr dann meine Freunde freilassen?«
    Vill überlegte. »Ein paar. Jene, die Kryst nicht die Treue geschworen haben. Was hast du vor zu zeichnen?«
    »Das weiß ich immer erst, wenn ich fertig bin.«
    »Dann zeichne und lass es uns sehen.«
    Wex bedeutete allen, ein Stück zurückzugehen, und sie gehorchten. Die Düsterlinge traten ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, klapperten aufgeregt mit Zähnen und Klauen und schauten so neugierig, als würden ihnen jeden Moment die Augen aus den Höhlen treten. Ganz anders Vill, der mit unbewegter Miene zusah. Fretter, Spragg und Wex’ andere Soldatenkameraden reckten, gefesselt wie sie waren, die Hälse, um etwas erkennen zu können. Der Graf und seine Frau wiegten ihren kleinen Sohn beschützend im Arm, während Brynn Wex mit stummen Lippenbewegungen Mut zusprach, wie sie es von Anfang an getan hatte, und Wex merkte, wie dankbar er ihr dafür war. Elger beobachtete alles mit einer Mischung aus Entsetzen und Stolz. Die Ausgestoßenen Pinch, Mungo und Arkh und, bis zu einem gewissen Grad, auch Cudbert blickten ihn gespannt an und nickten ihm aufmunternd zu wie Glücksspieler, die auf ihn gesetzt hatten. Und hinter all den Zuschauern ragten die Riesen auf, die zu dumm waren, um zu begreifen, was vor sich ging. Ein reichlich bizarres, aber der Situation angemessenes Publikum. Alle standen sie da und warteten, was er der Bergkette, die er schon sein ganzes Leben lang gezeichnet hatte, als Nächstes entreißen würde – Wex, der einfache Bauernsohn, den man gebeten hatte, die Welt zu verändern.
    Eine unglaubliche Ruhe breitete sich in Wex aus. Er stand vor der Karte von Abrogan, und es waren seine Berge, die da vor ihm aufragten, seine Heimat, die sich hinter ihm erstreckte. Dies war seine Berufung, nicht die Schweinezucht und auch nicht, als Soldat zu dienen. Ich bin ein Kartenzeichner . Das Rot breitete sich über sein Handgelenk aus, Wex tunkte den Zeichenkiel in sein Blut und spürte die Macht, die Vill ihm damit unwissentlich gegeben hatte. Vielleicht die größte Macht in ganz Abrogan. Mit einem einzigen Wischer konnte er sie alle vom Erdboden fegen oder mit ein paar Linien neue Königreiche erschaffen. Er hatte die Macht zu schöpfen oder zu zerstören. Die Macht zu verbannen und die Macht zu beschützen.
    Mit diesem Bewusstsein kniete er sich hin und setzte den Kiel auf das Leder. Es dauerte nicht lang, dann stand er wieder auf, begutachtete sein Werk und fügte noch zwei letzte Striche hinzu.
    »Was ist das?«, fragte Vill.
    »Seht selbst«, antwortete Wex, die Augen fest auf den Schleier geheftet, und Vill folgte seinem Blick.
    Das schwarze Band erzitterte. Das Getrampel zweihundert erschreckt zurückzuckender Düsterlinge, unterstützt vom Stampfen der Riesen am Rand der Gruppe, gab dem Ereignis eine passende Geräuschkulisse.
    »Er bewegt sich«, sagte jemand. Der Graf von Zornfleck wahrscheinlich, aber Wex war nicht sicher.
    Die Dunkelheit zog sich den Hang hinauf zurück wie eine schwarze Flutwelle, die bergauf rollte. Alle schauten wie gebannt zu, eine stumme Masse, jeder Identität beraubt. Sie waren keine Düsterlinge mehr, keine Soldaten oder Riesen, sondern nur noch Zuschauer, die dicht zusammengedrängt bezeugten, wie der Schleier auf Wex reagierte.
    Er gab kaum mehr als einen Morgen Land frei, weit weniger, als Wex die Male zuvor enthüllt hatte. Dennoch reichte es, um auch die nach Luft schnappen zu lassen, die das Schauspiel schon einmal mit angesehen hatten. Selbst als der Schleier wieder fest wurde, stand die Gruppe nur schweigend da.
    »Was ist das?«, fragte der dicke Düsterling mit der Schweinenase schließlich, der stets an Vills Seite war.
    »Schweig, Eber«, maßregelte ihn Vill. »Ich stelle die Fragen.« Er wandte sich an Wex. »Was ist das?«
    »Ich glaube, das ist offensichtlich«, antwortete Wex. »Es ist ein ziemlich großer Baum.«
    »Ein Baum?« Vill drehte sich um. »In der Tat. Beeindruckend. Der größte, den ich je gesehen habe. Aber ich dachte, du wolltest etwas Wertvolles zeichnen.«
    »Wenn mich nicht alles täuscht«, erwiderte Wex, »befindet sich

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