Die Kathedrale des Meeres
Arnau?«, hatte Aledis gedacht, als sie Pau auf sich spürte, der seine Hände zu Hilfe nahm, um in sie einzudringen. Sie hatte nachgegeben und ihn gewähren lassen, während ein bitterer Geschmack ihren Mund füllte. Der Alte war auf ihr hin und her gerutscht wie ein Reptil. Sie hatte sich seitlich des Bettes übergeben. Er hatte es nicht einmal bemerkt. Er war weiter mit schwachen Stößen in sie eingedrungen, wobei er seine Hände zu Hilfe nehmen musste. Als er fertig war, hatte er sich auf seine Seite des Bettes gerollt und war eingeschlafen. Am nächsten Morgen hatte Aledis ein kleines Bündel mit ihren wenigen Habseligkeiten geschnürt, etwas Geld aus der Börse ihres Mannes und ein bisschen Essen, und war dann wie jeden Morgen aus dem Haus gegangen.
Am Kloster Sant Pere de les Puelles hatte sie Barcelona über die alte Römerstraße verlassen, die sie nach Figueras bringen würde. Als sie das Stadttor durchquerte, hielt sie den Kopf gesenkt, während sie den Drang unterdrückte, einfach loszulaufen, und wich den Blicken der Soldaten aus. Doch dann sah sie in den strahlend blauen Himmel und ging ihrer neuen Zukunft entgegen. Sie schenkte den Reisenden ein Lächeln, die ihr auf dem Weg aus der großen Stadt begegneten. Auch Arnau hatte seine Frau verlassen. Sie hatte sich erkundigt. Bestimmt war er wegen Maria fortgegangen! Er konnte diese Frau nicht lieben. Wenn sie miteinander schliefen, merkte sie es, spürte sie es! Sie spürte es! Er konnte ihr nichts vormachen: Er liebte sie, Aledis. Sie würden fliehen! Ja, sie würden zusammen fliehen … Für immer.
Während der ersten Stunden unterwegs hatte sich Aledis einer Gruppe von Bauern angeschlossen, die auf dem Heimweg waren, nachdem sie ihre Waren in der Stadt verkauft hatten. Sie erklärte ihnen, dass sie auf der Suche nach ihrem Mann sei, denn sie sei schwanger und habe sich gesagt, dass er davon wissen solle, bevor er in die Schlacht ziehe. Von ihnen erfuhr sie, dass Figueras fünf oder sechs ordentliche Tagereisen entfernt war, wenn man der Straße nach Gerona folgte. Doch sie hatte auch Gelegenheit, sich die Ratschläge zweier alter, zahnloser Frauen anzuhören, die unter der Last der leeren Körbe, die sie trugen, zusammenzubrechen schienen. Dennoch schritten sie unbeirrt vorwärts, barfuß, mit einer erstaunlichen Energie in ihren alten, dünnen Körpern.
»Es ist nicht gut, wenn eine Frau alleine auf diesen Straßen unterwegs ist«, sagte eine von ihnen kopfschüttelnd.
»Nein, das ist nicht gut«, pflichtete die andere bei.
Es vergingen einige Sekunden, lang genug, damit die beiden wieder zu Atem kamen.
»Erst recht nicht, wenn sie jung und hübsch ist«, setzte die Zweite hinzu.
»Wie wahr, wie wahr«, nickte die Erste.
»Was soll mir schon geschehen?«, fragte Aledis unbedarft. »Der Weg ist voller anständiger Leute wie euch.«
Sie musste wieder warten, während die beiden alten Frauen erneut schwiegen und ihre Schritte beschleunigten, damit der Abstand zu der Gruppe von Bauern nicht noch größer wurde.
»Hier begegnen dir noch Leute. Es gibt viele Dörfer rund um Barcelona, die, wie wir, von der Stadt leben. Doch ein Stück weiter«, setzte sie hinzu, ohne vom Boden aufzusehen, »wenn die Entfernungen zwischen den Dörfern immer größer werden und es keine Stadt gibt, in der man Zuflucht suchen kann, sind die Wege einsam und gefährlich.«
Diesmal hatte ihre Reisegefährtin nichts hinzuzufügen. Doch nach einer weiteren Pause wandte sie sich noch einmal an Aledis.
»Wenn du alleine bist, dann achte darauf, dich nicht blicken zu lassen. Versteck dich beim kleinsten Geräusch und vermeide jegliche Gesellschaft.«
»Auch wenn es Ritter sind?«, fragte Aledis.
»Dann ganz besonders«, entfuhr es der einen.
»Wenn du das Getrappel von Pferdehufen hörst, versteck dich und bete!«, rief die andere.
»Hör zu, Mädchen«, riet ihr die eine, und die andere nickte zustimmend, »ich an deiner Stelle würde in die Stadt zurückkehren und dort auf meinen Mann warten. Die Wege sind sehr gefährlich, besonders wenn die Soldaten und Ritter mit dem König auf Feldzug sind. Dann gibt es kein Gesetz, niemand sieht nach dem Rechten, und niemand fürchtet die Strafe eines Königs, der mit anderen Dingen beschäftigt ist.«
Aledis ging nachdenklich neben den beiden alten Frauen her. Sich vor den Rittern verstecken? Weshalb sollte sie das tun? Alle Edelleute, die in die Werkstatt ihres Mannes gekommen waren, hatten sich ihr gegenüber höflich und
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