Die Kathedrale des Meeres
aufzustellen, doch die Ratsherren befahlen ihnen zu warten.
Was war los? Arnau sah die übrigen Bastaixos an. Wie sollte der König an Land gehen, wenn nicht über eine Brücke?
»Er darf nicht an Land gehen«, hörte er Francesc Grony zu Bernat Santcliment sagen. »Das Heer muss unverzüglich nach Roussillon aufbrechen, bevor König Jaime sein Heer neu formiert oder mit den Franzosen paktiert.«
Alle Anwesenden pflichteten ihm bei. Arnau blickte zu der königlichen Galeere hinüber, die ihren Triumphzug in den Gewässern der Stadt fortsetzte. Wenn der König nicht an Land ging und die Flotte nach Roussillon weiterfuhr, ohne in Barcelona zu bleiben … Er hatte weiche Knie. Der König musste einfach an Land gehen!
Auch der Graf von Terranova, der Ratgeber des Königs, der zum Schutz der Stadt in Barcelona geblieben war, unterstützte die Idee, auf der Stelle wieder auszulaufen. Arnau sah ihn wütend an.
Die drei Ratsherren, der Graf von Terranova und einige weitere einflussreiche Männer bestiegen ein Boot, das sie zur königlichen Galeere brachte. Arnau hörte, dass auch seine Zunftbrüder die Idee begrüßten: »Er darf nicht zulassen, dass sich der Mallorquiner wieder bewaffnet«, pflichteten sie bei.
Die Gespräche zogen sich über Stunden. Die Leute standen am Strand und harrten der Entscheidung des Königs.
Schließlich wurde die Brücke nicht errichtet, aber nicht, weil die Flotte zur Eroberung des Roussillons oder Sardiniens aufbrach. Der König entschied, dass er den Feldzug unter den gegebenen Umständen nicht fortsetzen konnte. Ihm fehlte das Geld, um den Krieg weiterzuführen, ein Großteil seiner Reiter hatte bei der Überfahrt die Pferde verloren und war von Bord gegangen, und schließlich musste er sich für die Eroberung dieser neuen Gebiete rüsten. Trotz der Bitten der Stadtväter, ihnen einige Tage Zeit zu geben, um die Feiern anlässlich der Eroberung Mallorcas vorzubereiten, weigerte sich der König und erklärte, dass es keine Feierlichkeit geben würde, bis seine Reiche wieder vollständig vereint seien. Deshalb ging König Pedro III. an jenem 29. Juni 1343 wie ein gewöhnlicher Matrose von Bord, indem er vom Boot ins Wasser sprang.
Aber wie sollte Arnau Maria beibringen, dass er daran dachte, sich dem Heer anzuschließen? Wegen Aledis machte er sich keine Sorgen. Was hatte sie davon, wenn sie ihren Ehebruch öffentlich machte? Warum sollte sie ihm und sich selbst schaden, wenn er in den Krieg zog? Arnau erinnerte sich an Joan und seine Mutter. Das war das Schicksal, das sie erwarten konnte, wenn der Ehebruch bekannt wurde, und Aledis wusste das. Aber Maria … Wie sollte er es Maria beibringen?
Arnau versuchte es. Er versuchte es, als sie ihm den Rücken massierte, doch er hatte Angst vor ihren Tränen. Er versuchte es, als sie ihm das Essen hinstellte, doch ihre sanften Augen hielten ihn davon ab. »Hast du etwas?«, fragte sie ihn. Er schüttelte den Kopf. Er versuchte es sogar, nachdem sie sich geliebt hatten, doch Maria streichelte ihn, und er brachte es nicht fertig.
Unterdessen herrschte in Barcelona helle Aufregung. Das Volk wollte, dass der König auszog, um Sardinien und das Roussillon zu erobern, doch der König brach nicht auf. Die Ritter forderten von ihm den Sold für ihre Soldaten und Entschädigungen für die erlittenen Verluste an Pferden und Rüstungen, doch die königlichen Schatullen waren leer, und der König musste viele seiner Ritter auf ihre Ländereien ziehen lassen.
Daraufhin berief der König das Bürgerheer von ganz Katalonien ein. Die Bürger sollten für ihn kämpfen. Überall im Prinzipat läuteten die Glocken, und auf Befehl des Königs wurden die freien Männer von den Kanzeln herab dazu aufgerufen, sich zu melden. Die Adligen ließen das katalanische Heer im Stich! Pater Albert ereiferte sich, er schrie beinahe und untermalte seine Worte unablässig mit Gesten. Wie sollte der König Katalonien so verteidigen? Und wenn nun der König von Mallorca erfuhr, dass die Adligen König Pedro im Stich ließen, sich mit den Franzosen verbündete und Katalonien angriff? Das war schon einmal passiert! Pater Alberts Stimme hallte durch die Kirche. Wer erinnerte sich nicht an den Feldzug der Franzosen gegen die Katalanen oder hatte davon gehört? Damals hatte man den Angreifer in die Flucht schlagen können. Doch würde es ihnen auch diesmal gelingen, wenn sie zuließen, dass Jaime sich erneut rüstete?
Arnau betrachtete das steinerne Marienbildnis mit dem Kind
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