Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi
Premierminister eine Blutprobe entnahm, hinderte er Faustina damit unwissentlich daran, ihren Körper wieder in Besitz zu nehmen. Zumindest nicht ohne die Hilfe eines anderen Dschinn. Ein winziger Teil ihres Geistes ging mit dieser Blutprobe unwiederbringlich verloren.«
»Dann verstehe ich nicht, wie sie uns helfen kann«, sagte Philippa.
»Ich auch nicht«, sagte John.
»Wenn wir ihren Geist irgendwie mit ihrem Körper wieder vereinen könnten«, erklärte Nimrod, »besteht die Aussicht, dass sie anstelle eurer Mutter der Blaue Dschinn wird.«
»Es war immer vorgesehen, dass Faustina eines Tages der Blaue Dschinn werden sollte«, sagte Mr Rakshasas. »Sie war die Auserwählte. Das Wunderkind. Aber natürlich machte die Tatsache, dass sie ihren Körper verlor, dem Ganzen einen gehörigen Strich durch die Rechnung.«
»Aber geht das denn?«, sagte Philippa. »Ihren Körper und ihre Seele wieder zu vereinigen?«
»Nun ja«, sagte Nimrod. »Vorausgesetzt, man weiß, wo man nach der Seele suchen muss. Und das wusste ich nicht, bis du es mir gesagt hast, Philippa.«
»Ich?«
»Hast du mir nicht erzählt, dir hätte auf Bannermann’s Island ein unsichtbares Mädchen ins Ohr geflüstert?«
Auf Bannermann’s Island, im Hudson River in New York, lebte Dybbuks Tante Felicia in prachtvoller, aber nichtsdestotrotz unheimlicher Zurückgezogenheit.
»Ja«, sagte Philippa. »Jedenfalls einen Moment lang. Und ich habe gespürt, wie etwas an mir vorüberglitt. Wie schwebende Spinnfäden. Willst du damit sagen, dass Faustinas Geist dort herumschwebt?«
»Als Dybbuk in Gefahr war, ist er nach Bannermann’s Island geflohen, weil er sich dort sicher fühlte«, überlegte John. »Ich wette, Faustina ging es genauso. Dort hängt sogar ihr Porträt über dem Kamin.«
»Aber ich dachte, wenn man sich zu lange außerhalb seinesKörpers befindet, riskiert man, ins All abzudriften«, sagte Philippa. »Das hast du uns jedenfalls in Ägypten erzählt.«
»Das stimmt«, bestätigte Nimrod. »Aber nur, wenn du keinen Ort findest, der dir vertraut ist. Eine geistige Heimstatt, sozusagen. Wenn man einen solchen Ort hat, kann es endlos so weitergehen. Und für Faustina wäre das zweifellos ein Ort wie Bannermann’s Island.«
»Dann müssen wir also nichts weiter tun, als nach Bannermann’s Island zu fahren und ihren Geist mit ihrem Körper wiederzuvereinen«, sagte Philippa.
»Das ist nicht ganz so leicht, wie es sich anhört«, meinte Mr Rakshasas.
»Das war mir irgendwie klar«, stöhnte John.
»Jemand muss sich dafür in transsubstantiiertem Zustand in die Welt der Geister begeben«, sagte Nimrod. »Diese Person muss ihren eigenen Körper zurücklassen und durch ein Portal auf die andere Seite hinübergehen, um mit Faustina zu reden.«
»Welche Art von Portal?«, fragte Philippa.
»Das Portal eines alten Tempels«, sagte Nimrod. »Aus Ägypten oder Babylon oder von einem Tempel der Maya. Das ist der Zweck, für den sie ursprünglich gebaut wurden.«
»Ich glaube, ein ägyptischer Tempel wäre am besten«, sagte Mr Rakshasas. »Dann hätten wir auch gleich einen Ka-Diener, der sich um sämtliche finsteren Gestalten kümmern kann, die uns vielleicht begegnen.«
»Und wer soll das tun?«, fragte John.
»Es muss jemand in ihrem Alter sein, dem Faustina vertraut«, sagte Nimrod.
»Dybbuk«, sagte John.
»Ja«, meinte Nimrod. »Das war auch mein Gedanke.«
»Er wird es tun«, sagte John. »Er muss es tun. Schließlich ist Faustina seine Schwester.«
»Vielleicht«, sagte Mr Rakshasas und seufzte. »Aber wir werden ihn behutsam davon überzeugen müssen. Auf einem unbekannten Pfad geht jeder Fuß langsam.«
»Natürlich wird er es tun«, beharrte John. Und er beschloss, Mr Rakshasas ausnahmsweise einmal auf dessen Weise zu antworten, mit einer Redewendung: »Schließlich ist Blut dicker als Wasser.«
»Ja«, sagte Mr Rakshasas in einem Tonfall, der John verriet, dass er sich keineswegs sicher war. »Honig ist süß, aber es braucht viel Mut, ihn von einem Bienenstock zu lecken.«
»Mr Rakshasas hat recht, John«, sagte Nimrod. »Wir werden den armen Jungen mit Samthandschuhen anfassen müssen. Dybbuk hat den Schock über die Entdeckung, wer und was er ist, noch nicht überwunden. Aber uns bleibt nicht viel Zeit. In weniger als dreißig Tagen ist es für Faustina zu spät, um den Platz eurer Mutter einzunehmen. Ich werde heute Nacht noch abreisen und morgen mit ihm sprechen.«
Es lag John auf der
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