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Die Kirschblueten aller vergangener Jahre

Die Kirschblueten aller vergangener Jahre

Titel: Die Kirschblueten aller vergangener Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Lanquillon , Klaus Leimann
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nun wirklich frei von aller Romantik, auch wenn ich mich bei meinen Kundinnen wie ein Kavalier der alten Schule gebe. Mit Handkuss und der ganzen Folklore, die dazu gehört. Aber ich war  wirklich wie Romeo verliebt – und ich bedauere jeden, der dieses Gefühl nicht kennt.
     
    MEB
    Nun machst du mich als Schriftstellerin aber neugierig, Bento! Augenblick, ich hole eben mein Diktiergerät, vielleicht kann ich von deiner Story etwas verwenden.
     
    MEB holt aus ihrer Handtasche ein kleines Diktiergerät und stellt es an.
     
    Ich werde mich nebenbei frisieren und schminken. Und Papiertaschentücher lege ich auch bereit, falls deine Geschichte mir zu Herzen geht!
     
    BR
    I ch war achtzehn und habe in einem Hotel gearbeitet. Ich war noch in der Ausbildung, aber es war kurz vor meiner Abschlussprüfung. Im Hotel lernte ich Sabrina kennen. Sie war in den Zwangzigern und die Sekretärin des Hoteldirektors. Ich verliebte mich in sie und war ihr rettungslos verfallen. Ich gestand ihr stammelnd meine Liebe. Wir verabredeten uns zum Essen in einem Restaurant am See. Wir aßen und tranken Wein bei Kerzenschein. Sogar der Mond schien und spiegelte sich silbern im See.
     

MEB
    Wie romantisch! Das ist die klassische Szene im Film!
     
    BR
    Du brauchst gar nicht so zynisch sein. Es war wirklich romantisch. Wir hielten uns am Tisch bei den Händen. Wir tanzten eng umschlungen zur Musik und sie flüsterte mir ins Ohr, dass sie mich auch liebte. Später fuhren wir in ihrem Wagen zu ihr. Mein Gott,  war das schön! Es war nicht nur Sex und Gerammele, sondern die Verbindung von Sex und seelischer Liebe.  Es ergab sich einfach alles ganz natürlich. Für mich war es das erste Mal. Ich hatte noch nichts wirklich mit Mädchen oder Frauen gehabt. Ein flüchtiger Kuss hier, ein bisschen scheues Petting da, mehr nicht. Alles wegen dieser Scheiß-Schuldgefühle, weißt du? Mein katholisches Gewissen war eben sehr hartnäckig. Ich war mit Sabrina jedenfalls im siebten Himmel, wie du dir vorstellen kannst. Sabrina war eine wundervolle Liebhaberin. Sie war sehr erfahren im Bett. Mit ihr gab es keine Schuldgefühle mehr.  In den Tagen danach schrieb ich ihr kleine Liebesgedichte und brachte sie ihr in das  Hotelsekretariat. Mein Gott, manchmal war ich fünf oder sechsmal dort, und die zweite Sekretärin sah mich schon merkwürdig an. Ich bin sicher, die hatte etwas geahnt.
    Wir waren beide s o glücklich und erfüllt von unserer Liebe. Seelisch und körperlich. Weißt du Mara, es ist wirklich ein Riesenunterschied, ob du einfach nur vögelst oder ob dein Herz dabei ist und du  liebst...
     
    MEB
    Ist das so, mein kle iner Romeo?
     

BR
    Ja, vielleicht ist das etwas, das du dir bei all deiner Geilheit nicht vorstellen kannst.
     
    MEB
    Erzähle weiter, das war ja bis jetzt wohl nur die Einleitung. Jetzt muss irgendwann der Höhepunkt kommen, sage ich dir so als Dramaturgin. Also, mein Diktiergerät läuft noch….
     
    BR
    Wirklich, es war eine wunderbare Zeit. Ich ging wie auf Wolken, hatte Schmetterlinge im Bauch, schrieb Gedichte, küsste ihr Foto, brachte ihr Rosen, Tulpen, Nelken.
     
    MEB
    Nelken? Das sind doch Grabblumen.
     
    BR
    Meinetwegen, dann waren es eben Grabblumen für meine armselige Vergangenheit. Wir schworen uns Treue und  wollten uns ewig lieben.
     
    MEB
    Und wie lange hat diese Ewigkeit mit deiner Julia gedauert?
     
    BR
    Wohl so drei Monate.
     
    MEB
    Doch solange? Wie dramatisch! Ich nehme schon mal zwei Papiertaschentücher! Was lief denn da aus dem Ruder?
     

BR
    Ihr Chef. Er war auch mein Boss. Sabrina war nämlich nicht nur die Sekretärin des Hoteldirektors. Sie hatten schon länger ein Verhältnis. Er erfuhr von unserer Liebe und erpresste sie. Es ging letztlich auch um ihren Job. Sabrina weinte und beichtete mir alles.  Du kannst dir vorstellen, was das für ein Schock für mich war. Ich fiel aus allen Wolken. Sabrina hatte ein Doppelspiel betrieben. Auf meine Kosten. Mein Gott, war das furchtbar für mich, eine Katastrophe. Sabrina bat mich um Verzeihung, flehte mich um Verständnis  an. Sie  müsste sich entscheiden und auch an ihre Zukunft denken. 
     
    MEB
    Und sie entschied sich f ür eure Liebe und dich?
     
    BR
    Das  wäre zu schön gewesen! Dachte ich damals jedenfalls. Ich hatte uns alles so schön in Gedanken ausgemalt. Heirat, ein kleines gemütliches Heim. Kinder, die im Garten spielen. Heile Welt eben. Und nun war alles zerschlagen, bevor es überhaupt begonnen hatte. Sie entschied

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