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Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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war, und Talene der Befragung zu unterziehen war für alle Anwesenden enervierend gewesen. Yukiri war natürlich allein, allerdings hatte man sie in letzter Zeit sagen hören, sie würde darüber nachdenken, sich wieder einen Behüter zu erwählen. Zweifellos lag das zu gleichen Teilen an der Zeit und ihrer augenblicklichen Situation. Pevara hätte selbst einen Behüter oder zwei gebrauchen können.
    »Steckt da irgendwelche Wahrheit drin, oder ist das alles der Phantasie des Künstlers entsprungen?«, fragte sie und gesellte sich zu der kleineren Frau. Der Wandbehang zeigte eine vor langer Zeit geschlagene Schlacht gegen Trollocs oder sollte es zumindest. Die meisten Dinge dieser Art entstanden lange nach dem Ereignis, und die Entwürfe beruhten gewöhnlich auf Hörensagen. Dieser Teppich hier war alt genug, um den Schutz eines Machtgewebes zu brauchen, damit er nicht auseinander fiel.
    »Ich weiß so viel übe Wandbehänge wie ein Schwein über Schmiedearbeit, Pevara.« Trotz ihrer ganzen Eleganz ließ Yukiri nur selten lange Zeit verstreichen, ohne ihre Herkunft vom Land zu enthüllen. Die silbergrauen Fransen ihrer Stola gerieten in Schwung, als sie sie enger um sich zog. »Ihr kommt spät, also lasst es uns kurz machen. Ich fühle mich wie eine Henne, die von einem Fuchs beobachtet wird. Heute Morgen haben wir Marris' Widerstand gebrochen, und ich habe ihr den Gehorsamseid selbst abgenommen, aber wie bei den anderen ist ihre ›Andere‹ nicht in der Burg. Ich glaube, sie ist bei den Rebellen.« Sie verstummte, als zwei Dienerinnen im Gang erschienen, die einen Wäschekorb trugen, aus dem oben sauber gefaltete Bettwäsche hervorlugte.
    Pevara seufzte. Am Anfang hatte es so vielversprechend ausgesehen. Auch furchteinflößend und beinahe überwältigend, aber es hatte nach einem guten Anfang ausgesehen. Talene hatte nur den Namen einer anderen Schwarzen Schwester gewusst, die sich gegenwärtig in der Weißen Burg befand, aber sobald Atuan entführt worden war - Pevara hätte es gern als Gefangennahme betrachtet, aber sie konnte es nicht, wenn es die Hälfte der Burggesetze verletzte und obendrein eine Menge tief verwurzelter Bräuche -, sobald man sie sicher in Gewahrsam hatte, war sie schnell dazu verleitet worden, die Namen ihres »Herzens« zu verraten: Karale Sanghir, eine Graue und Domani, und Marris Thornhill, eine Braune aus Andor. Nur Karale hatte von ihnen einen Behüter, allerdings hatte er sich auch als Schattenfreund entpuppt. Glücklicherweise hatte er sich in dem Kellerraum vergiftet, in den man ihn gesperrt hatte, während man Karale der Befragung unterzog; kurz nachdem er erfahren hatte, dass seine Aes Sedai ihn verraten hatte. Seltsam, das als glücklich zu bezeichnen, aber der Eidstab funktionierte nur bei denen, die die Macht lenken konnten, und sie waren zu wenig, um Gefangene bewachen und versorgen zu können.
    Es war ein so furioser Anfang gewesen, wenn auch gefahrvoll, aber jetzt steckten sie in einer Sackgasse, solange keine der »Anderen« in die Burg zurückkehrten, fingen wieder damit an, nach Diskrepanzen zu suchen bei dem, was Schwestern behaupteten getan zu haben und was bewiesen werden konnte, dass sie es getan hatten. Was durch die Neigung der meisten Schwestern erschwert wurde, in fast allem undurchschaubar zu sein. Natürlich würden Talene und die anderen drei alles weiterleiten, was sie erfuhren, was auch immer ihnen in die Hände fiel - dafür sorgte der Gehorsamsschwur -, aber jede Botschaft, die wichtiger war als »nimm das und bring es dorthin« würde auf eine Weise verschlüsselt sein, die nur Absender und Empfänger bekannt war. Einige wurden von einem Gewebe geschützt, das die Tinte verschwinden ließ, wenn die falschen Hände das Siegel brachen; das funktionierte mit so wenig Macht, dass es nicht auffiel, sofern man nicht danach Ausschau hielt, und es schien keinen Weg zu geben, das Schutzgewebe zu umgehen. Wenn nicht in der Sackgasse, war ihr Erfolg bestenfalls zu einem tröpfelnden Rinnsal geworden. Und immer bestand die Gefahr, dass die Gejagten von ihnen erfuhren und zu den Jägern wurden. Und zwar unsichtbaren Jägern, so wie sie jetzt unsichtbares Wild zu sein schienen.
    Und dennoch, sie hatten vier Namen und vier Schwestern in ihrer Hand, die zugaben, dass sie Schattenfreunde waren. Auch wenn Marris genauso schnell wie die anderen jetzt behaupten würde, dem Schatten abzuschwören, ihre Sünden zu bereuen und das Licht wieder anzunehmen. Und das ehrlich genug,

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