Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Elaidas Arbeitsgemach passiert.« Sie biss sich auf die Lippe und zuckte unbehaglich mit den Schultern. »Wenn wir vielleicht allein mit ihr sprechen könnten, außerhalb ihres Arbeitsgemachs…«
    »Da seid ihr ja. Ich habe überall nach euch gesucht.«
    Pevara drehte sich unbewegt zu der plötzlich hinter ihr ertönenden Stimme um, aber Yukiri zuckte zusammen und murmelte fast unhörbar etwas Unfreundliches. Wenn sie so weitermachte, würde sie genauso schlimm sein wie Doesine. Oder Tsutama.
    Seaine eilte mit wehenden Fransen auf sie zu; ihre dichten schwarzen Augenbrauen hoben sich überrascht, als sie Yukiris bösen Blick bemerkte. Wie typisch für eine Weiße, logisch in allem und oft so blind für die Welt um sie herum. Seaine schien sich die Hälfte der Zeit nicht bewusst zu sein, dass sie in Gefahr schwebten.
    »Ihr habt nach uns gesucht?« Yukiri stieß es beinahe knurrend hervor, die Fäuste in die Hüften gestemmt. Trotz ihrer mangelnden Größe bot sie eine überzeugende Darstellung grimmigen Überragens. Zweifellos lag das zum Teil daran, weil man sie überrascht hatte, aber sie vertrat noch immer die Ansicht, dass man Seaine zu ihrer eigenen Sicherheit lückenlos bewachen sollte, ganz egal, was Saerin entschieden hatte - und da stand die Frau, völlig allein und unterwegs.
    »Nach Euch, nach Saerin, nach irgendjemandem«, erwiderte Seaine ruhig. Ihre Befürchtung, dass die Schwarze Ajah wusste, welche Aufgabe Elaida ihr übertragen hatte, war so gut wie verschwunden. In ihren blauen Augen lag Wärme, ansonsten war sie wieder die typische Weiße, eine Frau von eisiger gelassener Ruhe. »Ich habe dringende Neuigkeiten«, sagte sie in einem Tonfall, der das genaue Gegenteil besagte. »Zuerst das weniger Wichtige. Heute Morgen habe ich einen Brief von Ayako Norsoni gelesen, der vor mehreren Tagen eingetroffen ist. Aus Cairhien. Sie und Toveine und all die anderen sind von den Asha'man gefangen genommen worden und…« Sie legte den Kopf schief und musterte sie nacheinander. »Ihr seid nicht im Mindesten überrascht. Natürlich. Ihr habt auch Briefe gelesen. Nun, daran kann man im Augenblick sowieso nichts ändern.«
    Pevara tauschte einen Blick mit Yukiri aus. Dann sagte sie: »Und das ist das weniger wichtige, Seaine?«
    Die Selbstbeherrschung der Weißen Sitzenden wich Sorge, ihre Lippen spannten sich an, und in ihren Augenwinkeln traten Falten zum Vorschein. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und klammerten sich um die Stola. »Für uns ja. Ich war gerade bei Elaida. Sie wollte wissen, welche Fortschritte ich mache.« Seaine holte tief Luft. »Bei der Entdeckung von Beweisen, dass Alviarin eine verräterische Korrespondenz mit dem Wiedergeborenen Drachen begonnen hat. Sie war am Anfang so vage, so indirekt, dass es kein Wunder ist, dass ich ihre Wünsche falsch verstanden habe.«
    »Ich glaube, gerade ist ein Fuchs über mein Grab gelaufen«, murmelte Yukiri.
    Pevara nickte. Die Idee, Elaida auf die Schwarzen anzusprechen, war wie Morgentau verschwunden. Die einzige Sicherheit, dass Elaida keine Schwarze Ajah war, hatte darin bestanden, dass sie die Jagd auf sie eröffnet hatte, aber da sie das gar nicht getan hatte… Wenigstens wussten die Schwarzen Ajah nichts von ihnen. Wenigstens war es so gewesen. Aber wie lange noch?
    »Über meins auch«, sagte sie leise.
    Alviarin schritt äußerlich völlig gelassen durch die Korridore der unteren Burg, aber es kostete sie eine große Anstrengung. Trotz der Kandelaber schien die Nacht an den Wänden zu kleben, die Geister von Schatten tanzten dort, wo keine hätten sein dürfen. Sicherlich Einbildung, aber sie tanzten am Rand des Blickfeldes. Die Gänge waren so gut wie leer, obwohl die Zweite Essensausgabe des Abends gerade geendet hatte. Heutzutage zogen die meisten Schwestern es vor, sich das Essen in ihre Gemächer bringen zu lassen, aber die zäheren und stureren begaben sich von Zeit zu Zeit in die Speisesäle, und eine Hand voll nahmen noch immer viele ihrer Mahlzeiten unten ein. Sie würde nicht riskieren, dass Schwestern sie durcheinander oder hektisch sahen; sie weigerte sich, in ihnen den Eindruck zu erwecken, dass sie verstohlen umherhuschte. In Wahrheit verabscheute sie es, dass sie überhaupt jemand ansah. Nach außen ganz ruhig scheinend, kochte sie innerlich. Plötzlich wurde sie sich bewusst, dass sie die Stelle auf ihrer Stirn befingerte, an der Schaidar Haran sie berührt hatte. Wo der Große Herr selbst sie als sein Eigentum gezeichnet

Weitere Kostenlose Bücher