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Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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dass jede Abstimmung so nahe an ihren Herzenswunsch herankam, wie sie wünschten. Pevara war davon überzeugt, dass Tsutama eine von ihnen sein wollte. Dieser Kampf würde ausgesprochen unerfreulich werden. Sie hoffte nur, dass sie genauso gut austeilen wie einstecken konnte.
    Draußen auf dem Korridor murmelte Javindhra etwas von Korrespondenz und schoss über die weißen, mit der roten Flamme von Tar Valon markierten Fliesen, bevor Pevara auch nur ein Wort sagen konnte. Nicht dass sie etwas hatte sagen wollen, aber diese Frau würde so gut wie nichts tun, so sicher Pfirsiche giftig waren, und ihr die ganze Sache überlassen. Beim Licht, das war das Letzte, was sie brauchte, zum schlechtestmöglichen Zeitpunkt.
    Sie blieb nur lange genug in ihrem Gemach, um die Stola mit den langen Fransen zu holen und nach der Zeit zu sehen - eine Viertelstunde vor Mittag; sie war beinahe enttäuscht, dass ihre Uhr mit Tsutamas übereinstimmte; Uhren taten das häufig nicht -, dann verließ sie das Quartier der Roten und eilte tiefer in die Burg hinein, nach unten in die für die Allgemeinheit zugänglichen Räume. Die breiten Korridore wurden von den mit Spiegeln versehenen Kandelabern hell erleuchtet, waren aber fast menschenleer, was sie höhlenartig und die mit Simsen geschmückten Wände nackt erscheinen ließ. Das gelegentliche Aufwallen eines hellen Wandbehangs durch einen Luftzug wirkte unheimlich, als hätten die Seide oder Wolle ein Eigenleben entwickelt. Die wenigen Menschen, die ihr begegneten, waren Diener und Dienerinnen mit der Flamme von Tar Valon auf der Brust, die eilig ihren Pflichten nachkamen und kaum lange genug für ihre Ehrenbezeugungen stehen blieben. Sie hielten den Blick gesenkt. Da die Ajah fast zu im Krieg befindlichen Lagern geworden waren, herrschten Spannungen und Feindseligkeit in der Burg, und die Stimmung hatte die Dienerschaft angesteckt. Zumindest ängstigte es sie.
    Pevara wusste es nicht genau, aber sie glaubte, dass weniger als zweihundert Schwestern in der Weißen Burg geblieben waren, und die meisten verweilten in den Quartieren ihrer Ajah, solange sie nicht anderswo hinmussten, also rechnete sie nicht damit, einer Spaziergängerin zu begegnen. Als Adelorna Bastine beinahe direkt vor ihr die kurze Treppe aus einem angrenzenden Korridor herunterrauschte, war sie so überrascht, dass sie unwillkürlich zusammenzuckte. Adelorna ging weiter, ohne Pevara auch nur eines Blickes zu würdigen. Die Saldaeanerin trug ebenfalls ihre Stola mit den Fransen, die ihre Ajah auswiesen - keine Schwester verließ zurzeit ohne Stola das Quartier ihrer Ajah -, und wurde von ihren drei Behütern begleitet. Klein und groß, breit und sehnig trugen sie ihre Schwerter, und ihre Blicke waren unablässig in Bewegung. Behüter, die in der Weißen Burg ihre Schwerter trugen und offensichtlich ihre Aes Sedai beschützten. Das war allzu verbreitet, aber Pevara hätte deswegen weinen können. Doch es gab zu viele Gründe, um weinen zu können; stattdessen machte sie sich daran, so viele Dinge zu klären, wie sie konnte.
    Tsutama konnte Roten befehlen, mit Asha'man den Behüterbund einzugehen, sie konnte ihnen befehlen, nicht zu Elaida zu rennen, aber es erschien besser, mit Schwestern anzufangen, die möglicherweise bereit waren, den Gedanken in Betracht zu ziehen, ohne dass man es ihnen befahl, vor allem da sich das Gerücht verbreitete, dass Asha'man drei Rote Schwestern umgebracht hatten. Tarna Fair hatte bereits darüber nachgedacht, also war ein sehr privates Gespräch mit ihr angebracht. Sie kannte vielleicht welche, die ähnlich dachten. Das größte Problem würde sein, den Asha'man mit der Idee gegenüberzutreten. Es war sehr unwahrscheinlich, dass sie einfach so zustimmten, nur weil sie gerade selbst einundfünfzig Schwestern an sich gebunden hatten. Beim Licht der Welt, einundfünfzig! Um das Thema anzuschneiden, würde man eine Schwester brauchen, die über Diplomatie verfügte und redegewandt war. Und eiserne Nerven besaß. Sie sann noch immer über Namen nach, als sie die Frau erblickte, die sie treffen wollte, die bereits an der verabredeten Stelle stand und anscheinend einen großen Wandteppich betrachtete.
    Klein gewachsen und gertenschlank, majestätisch in ihrer hell silbrigen Seide mit etwas dunklerem Spitzenbesatz an Hals und Handgelenken, erschien Yukiri völlig in ihre Betrachtung versunken und völlig gelassen. Pevara konnte sich nur an eine Gelegenheit erinnern, bei der sie etwas aufgeregt gewesen

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