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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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Gegenrichtung blickte, drehte sich Hera nun halb in meine Richtung und streckte den rechten Arm aus. In der Lücke zwischen Ellbogen und Brustkorb sah ich die Spitzen ihrer Kampfzauberstäbe. Mit der Hand, die meinen Augen verborgen blieb, richtete sie sie direkt auf meinen Oberkörper. Derweil ließ mich Stal nicht aus den Augen.
    »Kannst du mir einen guten Grund nennen, warum ich das nicht benutzen soll?«, fragte Hera, immer noch abgewandt. Ihre Stimme hörte sich angespannt an, und die Worte klangen abgehackt.
    »Ich habe diesen dritten Elitesoldaten getötet, den Hauptmann. Hätte ich das nicht getan, wäre deine Paargefährtin jetzt tot, und du ebenso   … Dyade.«
    Hera nickte. »Also weißt du, wer ich bin.«
    »Ja.« Obwohl ich bis zu diesem Moment nicht sicher gewesen war.
    »Umso mehr ein Grund, dich zu töten.« Dieses Mal ertönte die Stimme von Stals Lippen.
    Aber es war das gleiche Wesen, das zu mir sprach, die Dyade. Zwei Körper, zwei Gehirne, eine Kreatur. Ein einzelnes Wesen mit drei verschiedenen Geistern und Persönlichkeiten. Stal, Hera, die Partikel und ihre Fusion, die beherrschende Wesenheit, gebildet aus ihren vereinten Seelen   – zusammen waren sie eine Dyade und so weit von der Vertrautenpartnerschaft, wie Triss und ich sie kannten, entfernt, wie es weiter gar nicht mehr möglich war. Auf persönlicher Ebene hatte ich den Gedanken an Dyaden stets als ein wenig schaurig empfunden, und nun ertappte ich mich dabei mich zu fragen, wie ich nur eine von ihnen mit Jax hatte vergleichen können. Andererseits waren da die gefallenen Elitesoldaten zu bedenken. Ihre Tödlichkeit konnte ich nicht bestreiten, und gerade in diesem Augenblick, in dem Triss so isoliert von mir war, beneidete ich sie beinahe um die Fähigkeit, die Gedanken der jeweils anderen lesen zu können.
    »Willst du nicht die Flucht ergreifen oder wenigstens versuchen, mich zu überzeugen, dich nicht zu töten?«, fragte die Hera-Hälfte der Dyade, als sich das Schweigen zwischen uns in die Länge zu ziehen drohte.
    »Nein«, entgegnete ich. »Das muss ich nicht. Hättet ihr es auf mein Leben abgesehen, so hättet ihr bereits angegriffen. Da ihr das nicht getan habt   …« Ich senkte ein wenig den Kopf, um anzudeuten, dass sie immer noch am Zug war.
    Die Dyade gab aus beiden Kehlen ein vages Knurren von sich, nickte aber mit Heras Kopf. »Stal hat einen harten Treffer von einem der Steinhunde einstecken müssen. Er hat ihr ein halbes Dutzend Rippen gebrochen, und sie ist kaum imstande zu gehen. Unter diesen Umständen zettele ich lieber keinen Kampf gegen jemanden an, der einen Elitesoldaten töten kann. Nicht, wenn ich nicht dazu gezwungen bin. Statt in die Berge zu flüchten, redest du immer noch mit mir, was darauf hindeutet, dass du den Elitesoldaten nicht aus purem Glück, sondern durch echtesKönnen ausgeschaltet hast. Und darauf, dass du an einer Art Allianz interessiert bist. Was hast du anzubieten?«
    »Das ist die Frage, nicht wahr?« Ich wünschte nur, ich würde die Antwort kennen   – aber das hier war Triss’ Spiel, nicht meines, und er gab keinen Ton von sich. »Aber es ist eine, von der ich denke, wir sollten sie lieber anderenorts diskutieren, meint ihr nicht? Da wo es sicherer ist.«
    In erster Linie versuchte ich Zeit zu schinden, aber deswegen war der Vorschlag nicht weniger vernünftig. Die Krongardisten hatten sich klugerweise in alle Winde zerstreut, als ihre Eliteoffiziere gefallen waren, aber sie waren gute Soldaten, und sie würden so schnell wie möglich mit Verstärkung zurückkehren. Im Geist kalkulierte ich kurz die Rundreise von den Stolprern zu dem Zollhaus am Hafen, dem nächsten Ort, an dem sich vermutlich ein oder zwei Eliteangehörige aufhielten   – mehr als eine halbe Stunde, aber nicht viel mehr. Wollten sie in voller Stärke angreifen, so hatten wir vielleicht eineinhalb Stunden   – die Zeit, die jene Elitesoldaten brauchen würden, um eine Botschaft an den Palast zu schicken und weitere Truppen anzufordern   – aber mehr gewiss nicht.
    »Hast du einen bestimmten Ort im Sinn?«, fragte Hera. »Und ist er in der Nähe? Ich glaube nicht, dass Stal einem größeren Marsch gewachsen ist.« Die zweite Frage und die nachfolgenden Worte klangen anders, eher, als hätte ein ganz normaler Mensch gesprochen, und ich nahm an, dass dieses Mal Hera mit mir geredet hatte, nicht die Fusion.
    »Ich tue, was immer notwendig ist«, sagte Stal, doch so entschlossen sie auch klang, mir fiel auf,

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