Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)
dem Feuer zu schützen, das Kallas auf ihn eröffnete. Mehrere Kugeln durchschlugen seinen Körper. Der Zauberer fauchte und machte Anstalten, Kallas mit Magie in Stücke zu reißen, doch der kam ihm zuvor. Mit der gesamten Kraft seiner starken Arme schwang er die Axt und hieb sie Chernock unterhalb des Knies ins Bein. Der Zauberer schrie auf. Dort, wo eben noch sein Bein gewesen war, ergoss sich ein Blutstrom aus der schrecklichen Wunde. Wie ein Stück totes Fleisch lag das in dunklen Wollstoff gehüllte Bein auf dem steinernen Boden, an seinem Ende glänzte wie zum Hohn ein schwarzer Schuh.
Chernock stürzte zu Boden und rutschte über sein eigenes Blut. Vor Wut brüllend schlug Kallas immer wieder mit der Axt nach dem Zauberer.
Das Auftauchen ihres Liebsten gab Athene neue Kraft. Mit dem gewaltigen Schrei einer Amazone im Kriegsrausch sammelte sie in ihren Händen magische Energie und rief Eulen mit messerscharfen Schnäbeln und erbarmungslos funkelnden Augen herbei. Sie wedelte mit den Händen und dirigierte die Vögel, die sich daraufhin auf den Zauberer stürzten. Kallas wich zurück, um den Eulen Platz zu machen. Man hörte Flügelschlagen. Chernock schrie gepeinigt auf, als die Tiere ihm die Haut aufrissen. London konnte den Anblick nicht ertragen und barg ihr Gesicht an Bennetts Brust.
Erst als das Schreien verstummte, sah London wieder hinunter. Von dem Zauberer war nichts übrig außer ein paar schwarzen Wollfetzen und dunkelroten Blutflecken. Auf Athenes Geste hin scharten sich die Eulen zusammen, dann verschwanden sie.
London und Bennett stützten einander, als sie das Auge aufhoben und sich auf den Weg hinunter in das Amphitheater machten. Dort lagen die Überreste der Erben: Frasers verdrehter Leichnam, die verkohlten Knochen ihres Vaters und die Fetzen eines einst mächtigen Zauberers. Die selbst ernannten Retter Englands waren für ihre falschen Ideale einen elenden Tod gestorben.
Kallas und Athene standen im Orchester des Amphitheaters und hielten sich fest in den Armen. Der Kapitän hatte die blutige Axt weggeworfen, sie hatte ihren Zweck erfüllt. Etwas angespannt und besorgt lächelten die beiden Bennett und London entgegen. Zweifellos sahen sie fürchterlich aus. Schließlich hatten sie die Hölle durchlebt.
Bennett riss sich das Jackett, dann die Weste und das Hemd vom Körper. Auf seiner nackten Haut glänzten Schweiß und Blut. Er riss sein Hemd in Streifen, knöpfte Londons Bluse auf und verband ihre Wunde ebenso zärtlich wie sorgfältig. Er hatte schon häufig Verbände angelegt und kannte sich damit gut aus. London keuchte zwar vor Schmerzen, aber seine Fürsorge half.
»Besser?«
»Ein bisschen.«
»Geht es dir gut?«, fragte der Kapitän an Bennett gewandt.
London lehnte ihren Kopf an seine Brust. Sie spürte seine Wärme, seinen gleichmäßigen Herzschlag, der sich mit ihrem verband, und schließlich das Vibrieren seiner Worte in ihrem Körper und ihrer Seele, als er sagte:
»Es ging mir noch nie besser.«
20
AUGENLICHT
Bennett fand London an ihrem Lieblingsplatz am Bug des Schiffes. Sie ankerten direkt vor der Insel, der Bug wies zum Strand, doch sie starrte hinauf zu den Segeln, die sich in den Himmel reckten. Sie mied den Anblick des verkohlten Dampfers, der nun zum Großteil unter Wasser lag. Das konnte er ihr nicht verübeln. Auch ihn erinnerte der Anblick auf grausige Weise an die Ereignisse, die sich vor wenigen Stunden hier zugetragen hatten.
Sie hatte die Arme um die Knie geschlungen und den Kopf in den Nacken gelegt. Ihr Anblick wärmte sein Herz. Sie wirkte müde und erschöpft, aber unfassbar schön. Nur für ein paar Minuten waren sie getrennt gewesen, doch selbst das empfand er als zu lang. Sie war für ihn so lebenswichtig wie sein Puls.
»Deiner Schulter geht es offenbar besser.«
Sie drehte sich zu ihm um und lächelte. Sein Herz schien kurz auszusetzen.
»Athenes Magie ist deutlich stärker geworden.« Sie prüfte ihre Schulter und ließ den Arm kreisen. »Ich spüre die Wunde kaum noch. Sie ist nur noch etwas taub. Und der Schnitt auf meiner Brust ist verschwunden.«
Er beugte sich vor, um ihre Schulter zu untersuchen, schob ihre frische Bluse zur Seite und entblößte ihre seidige Haut. Tatsächlich wies an dieser Stelle nur noch eine kleine rosa Narbe darauf hin, dass sie erst vor ein paar Stunden von einer Kugel durchschlagen worden war. Bei dem Gedanken kochte neue Wut in Bennett hoch, doch er beherrschte sich. Es ging ihr gut. Ihr Vater,
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