Die Knickerbocker Bande - 08 - Wo ist der Millionenstorch
einem Seitenblick auf Frau Luster hinzu.
„Onkel Sixtus!“ staunte Poppi. „Das bist ja du!“
„Wer sonst, Poppi, mein Mädchen? Hat du ein Ungeheuer aus dem Neusiedler See erwartet?“
Lachend lief Poppi auf den untersetzten, kleinen Mann zu und fiel in seine Arme.
„Vorsicht“, warnte sie der Professor, „sonst bist du auch gleich naß!“
Jetzt erst bemerkte Poppi, daß sein Gewand ganz durchweicht war.
„Mitten auf der Landstraße ist es geschehen“, berichtete Professor Witzmann. „Mein Auto hat nach rechts gezogen, und ich mußte anhalten. Der rechte Vorderreifen war platt. Und leider hatte ich kein Reserverad.“ Verlegen senkte er den Kopf. „Das habe ich vor ein paar Tagen für ein Experiment benötigt“, gestand er.
Dem Professor war nichts anderes übriggeblieben, als zur nächsten Tankstelle zu wandern. Die war aber fünf Kilometer entfernt!
Dummerweise hatte er eine Abkürzung genommen und war über einen Feldweg gefahren. Deshalb konnte er nicht einmal einen entgegenkommenden Wagen anhalten, da außer ihm dort höchst selten jemand unterwegs war. So hatte er also durch den strömenden Regen marschieren müssen.
„Bitte entschuldigt, daß ich euch nicht abgeholt habe“, sagte der Professor abschließend.
„Alles klar“, lachten die Knickerbocker und waren über den Bericht erleichtert.
„Und jetzt muß ich mich dringend trockenlegen!“ kicherte der Professor und verschwand in seiner Kajüte.
Wenig später saß er mit der Bande in dem länglichen, vollgeräumten Wohnraum und paffte seine Pfeife.
Als Klara ihm von dem Überfall berichtete, fuhr er erschrocken aus dem tiefen Polsterstuhl hoch.
„O nein!“ flüsterte er. „Jetzt geht er schon so weit! Wo soll das bloß hinführen?“
„Wer ist ,er‘, Professor Witzmann?“ wollte Lieselotte wissen.
„Bitte nennt mich nicht Professor, sondern Onkel Sixtus“, ersuchte der rundliche, kleine Mann die Kinder und ließ sich wieder in den Stuhl sinken.
„Wißt ihr“, begann er, „ich habe einen Kollegen, der sehr eifersüchtig ist. Wir haben beide vor einiger Zeit begonnen, an dem gleichen Projekt zu arbeiten. Doch ich habe es als erster geschafft, ein Versuchsmodell zu bauen. Als ich ihm davon berichtet habe, ist er fürchterlich wütend geworden. Er behauptet, ich hätte seine Idee und seine Pläne gestohlen! Seither schleicht er um mein Hausboot und bedroht mich. Nun ja“, er blickte verträumt vor sich hin. „Eines Tages kann er wirklich Millionen wert sein . mein Storch! Mein Millionenstorch!“
„Was ist das?“ fragte Lilo.
Doch der Professor winkte ab: „Kein Kommentar!“
Axel hatte einen Verdacht. „Ist ihr Kollege sehr dünn? Und hat er ein schiefes Gesicht?“ fragte er gespannt.
Professor Witzmann blickte ihn verwundert an. „Wie kommst du darauf?“
„Ich habe diesen Mann hier schon zweimal beobachtet!“ erzählte Axel.
„Nein ... nein ... Das ist er nicht!“ meinte der Professor. „Merkwürdig“, dachte Lilo, „war er jetzt überrascht? Kennt er diesen Mann? Warum hat er so eigenartig reagiert?“
„Wir sollten morgen die Polizei verständigen“, schlug Frau Luster vor.
Doch davon hielt der Wissenschaftler nichts. „Mein Kollege ist ein armer Irrer. Das werde ich schon selbst erledigen. So etwas wird nie wieder vorkommen“, versprach er seiner geschockten Haushälterin. „Aber nun zu etwas ganz anderem!“ Mit diesen Worten beendete er das Gespräch über die geheimnisvollen Vorfälle auf seiner Dschunke.
„Haltet die Daumen, daß morgen schönes Wetter ist“, fuhr der Professor dann fort. „Dann werde ich nämlich mit einem Heißluftballon starten und in einer bestimmten Höhe einige Versuche mit meiner neuen Erfindung durchführen!“
„Super!“ staunte Axel. „Dürfen wir mit?“
„Zum Start selbstverständlich“, versprach ihm der Wissenschaftler. „Doch die Ballonfahrt unternehme ich allein. Meine Entwicklung ist strengstens geheim. Bitte seid nicht böse, ich bin sicher, ihr würdet nichts verraten. Aber trotzdem .“
„Na gut“, seufzten die Knickerbocker. Wenigstens waren sie beim Start dabei.
Eine Stunde später schlüpften die Juniordetektive müde in die Schlafsäcke, die Klara für sie vorbereitet hatte.
„Sag, Poppi, was erfindet dein Onkel eigentlich?“ fragte Lieselotte leise.
„Onkel Sixtus ist nicht mein richtiger Onkel“, erklärte ihr das Mädchen. „Er hat viele Jahre lang im Haus neben uns gewohnt. Damals habe ich ihn oft besucht und
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