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Die Knoblauchrevolte

Die Knoblauchrevolte

Titel: Die Knoblauchrevolte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Arbeitslager zugeht, wärst du bestimmt keine Heldin geworden. Dafür, daß du die Kreisverwaltung angezündet hast, sind ein paar Jahre Haft eine lächerlich niedrige Strafe.«
    »Ich sterbe noch in diesem Arbeitslager«, schluchzte Tante Vier.
    Eine Wärterin mit schläfrigem Blick kam ans Kontrollfenster. An das Eisengitter klopfend, fragte sie: »Was ist los? Was soll der Lärm mitten in der Nacht?«
    Das Mädchen mit den langen Augenbrauen antwortete: »Ich mache Meldung, Nummer achtunddreißig ist krank.«
    »Was fehlt ihr?« fragte die Aufseherin.
    Das Mädchen mit den langen Augenbrauen sagte: »Sie hustet und keucht unentwegt.«
    »Das ist ein altes Leiden«, sagte die Aufseherin. »Macht keinen Krach. Schlaft wieder. Morgen kann sie Frühsport machen.«
    Die Wärterin ging weg. Das Mädchen mit den langen Augenbrauen füllte eine Blechtasse mit Wasser und flößte es Tante Vier ein. Dann holte sie unter ihrem Kopfkissen Tabletten hervor und erklärte: »Tante, das sind Tabletten gegen Entzündung und Schmerzen. Nehmen Sie zwei. Vielleicht hilft das.«
    »Kind«, sagte Tante Vier, »ich kann doch nicht deine Tabletten essen.«
    »Wir sitzen alle in einem Boot. Was soll da die Höflichkeit?« Das Mädchen mit den langen Augenbrauen half Tante Vier, die Tabletten einzunehmen.
    Mit Tränen in den Augen fragte Tante Vier: »Kind, wie kann ich dir das nur vergelten?«
    »Mach sie zu deiner Schwiegertochter«, mischte sich Wildes Maultier ein.
    »Meine Söhne sind nicht gut genug für sie«, erwiderte Tante Vier.
    Das Mädchen mit den langen Augenbrauen fauchte: »Im Ostzimmer wird ein Maultier verkauft, im Westzimmer zieht die Schildkröte den Hals ein.«
    Wildes Maultier richtete sich auf und fragte kampfeslustig: »Was meinst du damit?«
    »Ich meine damit, daß du eine Nutte bist, die ihre Möse verkauft«, kam es zurück.
    An ihrer empfindlichsten Stelle getroffen, bückte sich Wildes Maultier nach einem ausgetretenen Lederschuh und warf ihn auf die mit den langen Augenbrauen: »Ja, ich habe meine Möse verkauft. Und du, hast du noch nie etwas verkauft? Willst du den Unschuldsengel spielen? Die hier hereinkommen, sind alle keine weißen Lämmer.«
    Da sich das Mädchen mit den langen Augenbrauen duckte, landete der Schuh am Kopf der Streitsüchtigen, die ihr Baby getötet hatte. Sie hob den Schuh auf und drosch ihm dem Mädchen mit den langen Augenbrauen auf den Schädel. In kürzester Zeit herrschte Chaos in der Zelle. Wildes Maultier und das Mädchen mit den langen Augenbrauen wälzten sich ineinander verkrallt über den Boden, die Streitsüchtige zeterte, Tante Vier weinte, die anderen Gefangenen schlugen an die Gitterstäbe, johlten oder prügelten mit.
    Zwei Aufseherinnen stürzten mit Schlagstöcken herein und prügelten, ohne erst Erkundigungen einzuziehen, wahllos auf die Raufenden ein, bis sie voneinander abließen.
    »Wer noch einen Mucks macht«, sagte die Wärterin, »bekommt drei Tage Essensentzug.«
    Die andere Aufseherin befahl: »Nummer neunundzwanzig und Nummer vierzig, raustreten und mitkommen!«
    »Ich bin unschuldig«, protestierte das Mädchen mit den langen Augenbrauen. Die Wärterin versetzte ihr einen Hieb. »Halt den Mund.«
    »Chefin«, sagte Wildes Maultier lächelnd, »es ist alles meine Schuld, ich werde es nicht wieder tun. Bitte lassen Sie mich schlafen.«
    »Spar dir deine Worte«, blaffte die Aufseherin. »Zieh dich an und komm mit.«
    Tante Vier richtete sich auf und sagte: »Chefin, die Mädchen können nichts dafür. Ich bin schuld. Ich muß immerzu husten und keuchen. Ich habe die anderen gestört.«
    »Das reicht«, sagte die Wärterin. »Spiel mir bloß nicht die gütige Mutter vor.«
    Die Aufseherinnen führten Wildes Maultier und das Mädchen mit den langen Augenbrauen ab.
    Tante Vier hielt sich den Mund zu, um nicht laut zu weinen. In dieser Nacht hatte sie wieder viele Alpträume. Zuerst träumte sie, daß ihre Tochter Jinjü mit ihrem dicken Bauch zu Besuch kam. Als Tante Vier sie umarmen wollte, streckte Jinjü plötzlich die Zunge heraus, und die Augen traten ihr aus den Höhlen.
    Tante Vier schrie vor Angst und wachte schweißdurchnäßt auf. Weit draußen, hinter der hohen Mauer, hörte sie den Herbstwind in den Telefondrähten singen. Der Mond schien durch das Fenster und beleuchtete das Gesicht der Diebin auf dem unteren Bett Nummer vier. Sie war ein noch nicht voll entwickeltes Mädchen, das im Traum mit den Zähnen knirschte. Ihre kleine Nase zuckte

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